Übergriff kubanischer Sicherheitskräfte auf BloggerInnen

(Berlin, 07. November 2009, npl).- Die mehrfach international für ihren Blog prämierte Kubanerin Yoani Sánchez erklärte auf ihrem Blog sowie gegenüber verschiedenen Presseagenturen, dass sie am 6. November von Sicherheitskräften des Staates verhaftet und misshandelt worden sei. Andere Blogger hätten die Vorgänge bestätigt, heißt es in Pressemeldungen.

Sánchez befand sich demnach gemeinsam mit anderen Blogger*innen auf dem Weg zu einer Demonstration im Stadtteil Vedado in Havanna, bei der für Gewaltfreiheit demonstriert wurde.

Der aus Claudia Cadelo, Orlando Luís Pardo Lazo, Yoani Sánchez und einer weiteren Freundin bestehenden Gruppe habe sich ein Auto genähert. Sicherheitskräfte seien ausgestiegen, die Sánchez dazu aufgefordert hätten, mit ihnen ins Auto zu steigen. Sánchez habe daraufhin um Autorisierung der Beamten gebeten. Diese sei nicht erfolgt, stattdessen hätten die Sicherheitskräfte sowohl Orlando Luís Pardo als auch Yoani Sánchez mit brutaler Gewalt ins Auto verfrachtet. Umstehende, die möglicherweise zum Einschreiten bereit gewesen wären, seien von den Sicherheitsbeamten mit dem Ausruf: „Mischen Sie sich nicht ein! Das sind Konterrevolutionäre!“ abgeschreckt worden. Im Auto seien die beiden während der Fahrt mehrfach geschlagen und misshandelt worden. Die Beamten hätten Sánchez außerdem zu verstehen gegeben, dass sie mit ihren Blogger-Aktivitäten zu weit gegangen sei.

Sie habe um ihr Leben gefürchtet, schreibt Yoani Sánchez, die von den Sicherheitskräften gemeinsam mit Orlando Luís Pardo im Stadtteil Timba wieder aus dem Auto gestoßen wurde. Das Ganze sei wie eine Entführung im Stile der Mafia abgelaufen.

Die Sicherheitskräfte hätten Claudia Cadelo und eine namentlich nicht genannte Begleiterin der Gruppe bereits kurz vor dem gewalttätigen Übergriff einer Polizeipatrouille übergeben.

Sánchez und anderen Blogger*innen wurde bereits mehrfach der Zutritt zu öffentlichen Veranstaltungen verweigert. Erst am vergangenen 29. Oktober wurden Blogger*innen und andere Interessierte nicht zur Präsentation der Zeitschrift „Temas“ eingelassen, die in ihrer aktuellen Ausgabe das Medium Internet thematisiert. Yoani Sánchez hatte sich allerdings mit einer Perücke getarnt, Zutritt zur Veranstaltung verschafft und dort – sie war mittlerweile erkannt worden und hatte die Maskerade abgelegt – das Wort ergriffen.

Die Ereignisse vom 6. November sind ein Novum im Umgang der kubanischen Regierung mit der unbequemen, regierungskritischen, international jedoch sehr bekannten Bloggerszene Kubas.

http://www.desdecuba.com/generaciony

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