TV Pública beklagt Zensur

(Buenos Aires, 2. April 2019, anred).- Mitarbeiter*innen der Nachrichtenredaktion des staatlichen argentinischen Fernsehsenders TV Pública beklagen eine Beeinträchtigung ihrer Arbeit. Diese sei auf Anordnung des Chefs der Nachrichtenredaktion des Senders, Néstor Sclauzero, sowie des Ministers für öffentliche Medien, Hernán Lombardi erfolgt. „Mitten im Wahljahr und sieben Monate vor den Wahlen darf kein Journalist der Nachrichtenredaktion eine Nachrichtensendung moderieren“, monieren die Journalist*innen in einer Pressemitteilung. Das habe es in der Geschichte des seit 1951 bestehenden Senders noch nie gegeben. Sie mutmaßen, die Behörden wollten eine „Nachrichtensendung, die nicht von sozialen Konflikten und Arbeitskämpfen berichtet“, die eine Konsequenz der Wirtschaftskrise, der Abwertung der argentinischen Währung und der Verarmung der Bevölkerung seien. Die Mitarbeiter*innen kündigten Versammlungen und Proteste an.

In ihrer Erklärung beklagen sie einen steigenden Druck auf ihre Arbeit. Die fest angestellten und regierungsunabhängigen Journalist*innen würden durch ihren Vorgesetzten Sclauzero, der auch Präsident des Argentinischen Journalismusforums FOPEA ist, sowie durch den zuständigen Minister Lombardi benachteiligt.

Unbequeme Nachrichten sollen verdrängt werden

Externe Moderator*innen seien persönlich ernannt worden, um sie als Politikbeauftragte und Nachrichtensprecher*innen einzusetzen. Kolumnist*innen seien ohne öffentliche Ausschreibung in Bereichen eingestellt worden, in denen bereits fachlich anerkannte Mitarbeiter*innen arbeiten. Zudem werde die Onlineredaktion seit einem Jahr von Mitarbeiter*innen fern des Informationssektors geleitet.

Weiter heißt es in der Erklärung, dass die Webseite von TV Pública und die Kanäle in den sozialen Netzwerken seit Ende März keine Fernsehnachrichten mehr verbreiten. Dies sei ein Versuch, die Inhalte zu „deckeln“ und zu verhindern, dass Nachrichten verbreitet würden, die für die Regierung unbequem seien.

Doch man könne die Sonne nicht mit einem Finger verdecken, schreiben die Mitarbeiter*innen von TV Pública, und schon gar nicht mit Druck und Zensur. Für den Fall, dass die Behörden nicht einlenken, kündigen sie „Spontanversammlungen“ an, die das Fernsehprogramm beeinträchtigen könnten.

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