Tribunal zu gentechnisch verändertem Mais: Gegenveranstaltung zur FAO-Konferenz in Guadalajara

(Fortaleza, 03. März 2010, adital).- Am 2. März begann die erste Anhörung im Fall gentechnisch veränderter Lebensmittel vor einem internationalen Tribunal in Guadalaja. Anlass dazu war die „technische“ internationale Konferenz der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO zum Thema „Landwirtschaftliche Biotechnologien in den Entwicklungsländern“, die vom 1. bis 4. März, ebenfalls in Guadalajara, stattfand. Zu diesem Tribunal hatten die Kleinbauernorganisation Vía Campesina der Region Nordamerika (Campesina Región América del Norte), das Netwerk zur Verteidigung des Mais (Red en Defensa del Maíz) aus Mexiko und die Landesweite Vereinigung der von Umweltschäden Betroffenen (Asamblea Nacional de Afectados Ambientales) aus Mexiko aufgerufen. An der Veranstaltung nahmen 276 Personen aus 19 mexikanischen Bundesstaaten sowie aus den USA und Kanada teil, die zum größten Teil an der Basis oder aus der Leitungsebene der Organisationen von Kleinbauern und -bäuerinnen sowie Indígena-Organisationen tätig sind.

Alberto Gómez von der Organisation Vía Campesina erklärte, dass es für Kleinbauern und -bäuerinnen sowie für Indígenas aus Mexiko ein Affront sei, dass die FAO nach Mexiko komme um genveränderte Organismen anzupreisen, während die Kontaminierung mit gentechnisch verändertem Mais „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ sei. Anschließend sprach Pat Mooney aus Kanada von der Aktionsgruppe zu Erosion, Technologie und Monopolbildung Grupo ETC (Grupo de Acción sobre Erosión, Tecnología y Concentración). Mooney kritisierte die gentechnische Verunreinigung und führte aus, dass „die transnationalen Unternehmen auch bereits die FAO und die Vereinten kontaminiert haben, was ebenfalls ein Verbrechen gegen die Menschheit darstellt“. Die Notlage von hungernden Menschen werde von den Unternehmen zynischerweise als Möglichkeit angesehen, neue Produkte wie etwa gentechnisch verändertes Saatgut verkaufen zu können, so Mooney weiter.

Ernesto Ladrón de Guevara von der Landesweiten Vereinigung Regionaler Unabhängiger Bauernorganisationen UNORCA (Unión Nacional de Organizaciones Regionales Campesinos Autónomas) gab noch einmal einen Überblick über alle neoliberalen Gesetze zu Saatgut und Biosicherheit und konstatierte, dass diese „nur klägliche und negative Ergebnisse“ gebracht hätten. Evangelina Robles vom Kollektiv Coas erläuterte, wie seit der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens NAFTA auch die mexikanische Gesetzgebung mit dem Ziel geändert worden sei, alle Bestandteile des kleinbäuerlichen und des indigenen Lebens aus einem Gesamtkontext zu reißen und den Boden, das Wasser, die Luft, den Wald und die Vielfalt an Leben zu privatisieren, um damit unter anderem den Weg für den Anbau gentechnisch veränderter Organismen freizumachen.

Auch Zeugenberichte von indigenen Produzent*innen und von Kleinbauern und -bäuerinnen wurden vorgetragen. Ein Mann und eine Frau aus der indigenen Gruppe der Mixteken aus Oaxaca berichteten, dass ihre traditionellen Maissorten mit bis zu drei verschiedenen Arten von genverändertem Mais verunreinigt gewesen seien, dass sie jedoch mit ihren eigenen Mitteln gegen die Kontaminierung vorgegangen seien, indem sie die ganze Pflanze bzw. deren Blütenstand entfernt hätten.

Mooney erinnerte auf dem Tribunal daran, dass der Kampf um den Mais nicht nur in Mexiko oder Guadalajara zu führen sei: „Wenn ihr diesen Kampf im Ursprungsland des Mais verliert, dann verlieren wir die Ursprungsregionen der landwirtschaftlichen Vielfalt in der ganzen Welt.“

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