Trans*-Personen: Kolumbien erleichtert das Ändern von Name und Geschlecht in Ausweisdokumenten

(Fortaleza, 11. Juni 2015, adital).- Um eine Änderung des Geschlechts in ihren Ausweisdokumenten zu erreichen, mussten Kolumbianer*innen bisher einen rigiden und langwierigen rechtlichen Prozess durchlaufen. Sie mussten dafür körperliche und psychiatrische Untersuchungen über sich ergehen lassen und neben der damit einhergehenden psychischen Anstrengungen bedeutete dieses Procedere auch erhebliche finanzielle Ausgaben. Seitdem am vergangenen 9. Juni das Dekret Nº 1227/2015 in Kraft trat, ist dies nun anders und die Regelungen sind flexibler.

Keine psychiatrischen und anatomischen Untersuchungen mehr

Psychiatrische und anatomische Untersuchungen sind seither nicht mehr notwendig, wenn Trans*-Personen ihren Namen im Ausweis ändern möchten. Dies ist jetzt mittels einer einfachen Änderung im Personenstandsregister möglich, so wie dies auch in anderen Fällen gehandhabt wird, wenn eine Person ihren Namen durch einen anderen ersetzen möchte.

Nach Angaben des kolumbianischen Justizministers Yesid Reyes seien lediglich ein Vermerk im Personenstandsregister und die öffentliche Beurkundung der Namensänderung notwendig, damit Trans*-Personen einen neuen Ausweis mit ihrem neuen Namen erhalten können. Dieses Procedere dauere nicht mehr als 15 Minuten und koste umgerechnet etwa 4 US-Dollar. „Die Konstruktion der sexuellen und der Geschlechts-Identität hängt nicht von der Biologie ab, sie gehen weit darüber hinaus und dies erkennen wir mit jetzt verabschiedeten Dekret an“, so der Minister.

Schritt in Richtung Wahrung der Menschenrechte von LGBT Menschenrechtsorganisationen und Gruppen der Bewegung für die sexuelle Vielfalt erklärten, dass diese Änderung einen weiteren Schritt in Richtung der Gewährleistung der Menschenrechte für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*-Personen (LGBT) in Kolumbien darstellt. Etwa ein Dutzend Personen änderten in einem historischen Akt noch am 9. Juni ihr Ausweisdokument. Sie erhielten ein neues Dokument, in dem jeweils das Geschlecht angegeben ist, dem sie sich zugehörig fühlen und nicht jenes, mit dem sie geboren wurden.

An der Verabschiedung des Gesetzes nahmen mehrere Aktivist*innen der LGBT-Bewegung teil. Einer von ihnen, Camilo Losada, erklärte gegenüber Pressevertreter*innen, verpflichtet zu sein, ein Ausweisdokument mit einer sexuellen Identität vorzulegen, die nicht der eigenen Gender-Identität entspricht, stelle ihn oft vor Herausforderungen, etwa bei der Suche nach einem Arbeitsplatz.

Weitergehende Gesetze notwendig

Laura Weinstein, eine der Trans*-Personen, die während der Verabschiedung des Gesetzes ihre Identität änderte, unterstrich, dass die neue Regelung soziale und kulturelle Transformationen mit sich bringe, auf der anderen Seite aber auch viele Probleme noch angegangen werden müssten. So gebe es beispielsweise kein Gesetz zur Gender-Identität, in dem Rechte verankert seien, die über die jetzt in Kraft tretende Regelung hinausgehen. Trotzdem stelle das neue Gesetz einen großen Fortschritt da und erleichtere beispielsweise den Zugang zu medizinischen Einrichtungen.

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