Streik der Kartoffelproduzent*innen gegen Freihandel und Preisverfall

(Venezuela, 09. Mai 2013, telesur-poonal).- Tausende Kartoffelproduzent*innen haben Anfang Mai im Landesinneren Kolumbiens mit einem Streik und Straßenblockaden gegen die Politik der Regierung protestiert. Sie wollten mit ihren Protesten erreichen, dass die Regierung von Juan Manuel Santos die Freihandelsverträge, die sie mit verschiedenen Staaten unterzeichnet hatte, neu verhandelt und die nationale Produktion besser schützt.

Schnelle Einigung mit der Regierung und weitere Verhandlungen

Der am 7. Mai begonnene Streik wurde bereits 48 Stunden später beendet, nachdem Regierung und Kartoffelproduzent*innen sich nach mehr als zehnstündigen Verhandlungen darauf geeinigt hatten, dass die Regierung 20 Millionen US-Dollar für die nächsten Ernten bereitstellt. Ungeklärt blieb jedoch, wie diese Mittel verteilt werden sollen.

Zudem wurde vereinbart, vier Verhandlungstische einzurichten, an denen Vertreter*innen der Kartoffelproduzent*innen mit Regierungsvertreter*innen zu den Themen Kredite, Materialinputs, Handel und Saatgutdebattieren werden. Zentrale Achse dieser Verhandlungen werden wiederum die Freihandelsverträge sein. Ein Sprecher der Bewegung für die Würde der Kartoffel (Movimiento por la Dignidad Papera), Víctor Dávila, hatte zu Beginn des Streiks erklärt, eine der Forderungen bestehe darin, die Knollenfrucht nicht weiter zu importieren.

Einheimischer Markt mit Importen überschwemmt

Außerdem sollte der Staat einen Mindestpreis für Kartoffeln festlegen. Aufgrund eines massiven Imports von schätzungsweise 20.000 Tonnen Kartoffeln sei der Markt total überschwemmt worden, kritisieren die Produzent*innen. Einer der Bäuerinnen und Bauern, die die Proteste organisieren, kommentierte: „Es ist eine Schande, dass Kolumbien nicht seine eigenen Landwirte schützt und dass wir vom Land hierher kommen und unsere Arbeit und Werkzeuge ruhen lassen müssen.“ Schätzungsweise 120.000 Kartoffelproduzent*innen werden von den Auswirkungen des Freihandelsvertrags betroffen seien.

Proteste wurden in den Bundesstaaten Boyacá, Cundinamarca und Santander im Zentrum verzeichnet. Außerdem kam es im Südwesten in den Bundesstaaten Cauca und Nariño zu Demonstrationen. Die Bauern und Bäuerinnen blockierten zahlreiche Straßen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Es kam zum Teil zu heftigen Auseinandersetzungen.

Heftige Auseinandersetzunge bei Protestaktionen

So erklärte am 8. Mai einer der Sprecher der Produzent*innen, Faustino Gil, von der Brücke von Boyacá aus, dass sie sich von der Regierung im Stich gelassen fühlen. „Wir brauchen die Anwesenheit des Roten Kreuz und der Staatsanwaltschaft (…). Wir sind über 5.000 Bauern hier und wurden von den öffentlichen Sicherheitskräften angegriffen.“ beklagte er. Er fügte hinzu, dass sie am Tag zuvor während einer friedlichen Demonstration verprügelt worden waren. Daher forderten sie Präsident Juan Manuel Santos Garantien, dass ihre Rechte künftig besser geschützt würden.

Eine Person wurde nach einer Konfrontation verletzt, die sich am 7. Mai auf der Straße von Tunja in Richtung Hauptstadt ereignet hatte. Die Demonstrant*innen stellten mehrere Traktoren auf der Fahrbahn ab, um den Fahrbetrieb der zentralen Lebensader des Landes zu blockieren und mehrere LKW-Fahrer*innen wurden gezwungen auszusteigen, um bei der Blockade mitzumachen.

Polizei löst Straßenblockade auf

An manchen Stellen war der Stau mehrere Kilometer lang, gleichzeitig zündeten einige Produzent*innen Reifen an und setzten Lagerfeuer, als Zeichen des Protests. Als Reaktion darauf gingen einige Polizeibeamt*innen mit Tränengas und Wasserwerfern vor, um den Fahrbetrieb wieder zu ermöglichen. Bei den nachfolgenden Auseinandersetzungen kam es zu heftigen Konfrontationen. Der Polizeikommandant von Boyacá, Oberst Luis Enrique Roa Merchán erklärte, man sei dem Aufruf der Bevölkerung nachgegangen, ihr Recht auf Mobilität wiederherzustellen. Das Ziel des Vorgehens habe deshalb darin bestanden, die Blockade an einem Ort aufzulösen, der Teil einer mehrspurigen Autobahn ist.

In Kolumbien kommt es häufig zu Protesten gegen die Freihandelsverträge, die der Andenstaat mit anderen Ländern, unter anderem auch mit der Europäischen Union, unterzeichnet hat.

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