Stadt ohne Wasser

von Laura Zierke und Laura Mc Quiddy

(San José, 18. Januar 2011, voces nuestras).- Seit mehr als 40 Tagen fehlt es den Bewohner*innen Panama-Stadts an Trinkwasser. Regierungsberichten zufolge hatten heftige Regenfälle Schlammlawinen verursacht, die die Trinkwasseraufbereitungsanlagen verunreinigten und schließlich teilweise zum Erliegen brachten.

Die Wassermassen hatten die Sedimente in den See Alhajuela gespült, aus dem das Wasser für die städtische Versorgung entnommen wird. Die Trübung des Wassers erreichte zunächst ein Rekordhoch von 700 Trübungseinheiten (Formazine Turbidity Unit – FTU). Die Weltgesundheitsorganisation rät von dem Genuss von Wasser ab, sobald die Trübung fünf FTU überschreitet.

Die letzten Messungen ergaben, dass in einem Teil der Anlage das Wasser wieder aufbereitet werden kann, da die Trübungseinheiten auf unter fünf sanken, in einer zweiten Anlage lagen sie noch immer bei 9,29. So können die Wasserwerke zur Zeit nur noch ca. 40 Prozent der normalen Menge produzieren.

In dieser Krise wird die Kritik an der Regierung Ricardo Martinelli lauter. Teile der Bevölkerung manifestierten ihren Unmut über die Regierung und die Wasserwerke in einer Demonstration und forderten den Rücktritt des Direktors des staatlichen Wasserwerkes IDAAN (Instituto de Acueductos y Alcantarillados Nacionales) Manuel González Ruiz.

„Seit mehr als einem Monat haben wir kein Wasser und die Regierung hat noch nicht einmal einen brauchbaren Lösungsvorschlag parat. Wir fordern den sofortigen Rücktritt von Manuel González, er hat zu Genüge seine Unfähigkeit bewiesen“, so einer der Demonstrant*innen. Der Präsident der Organisation “Ethischer Konsum” (Organización Consumo Ético), Yarkarta Ríos sieht hinter der Krise mehr als nur starke Regenfälle gepaart mit Ineffizienz der Wasserwerke und der Behörden: „Es scheint, dass hinter diesem Krisenszenarium die Absicht steckt, die staatliche Dienstleistung zu privatisieren.” Immerhin hatte die Regierung Martinelli schon jetzt Umstrukturierungspläne für das staatliche Wasserinstitut ankündigt.

Nur drei Liter Trinkwasser pro Familie

In der Hauptstadt werden nun drei Liter Trinkwasser pro Familie verteilt. Wird bedacht, dass ein Mensch pro Tag ca. zwei Liter Wasser zu sich nehmen sollte, bedeutet dies Unterversorgung. Lange Schlangen bilden sich vor den Tanks. Die Bevölkerung ist auch hier bereits seit einigen Tagen nicht mehr ruhig. Aus einigen Stadtteilen wird berichtet, dass das Personal an den Wassertanks mit Pistolen bedroht worden sei. Mittlerweile beginnen die Bewohner*innen damit, Regenwasser v.a. für die Verwendung von Brauchwasser aufzufangen. Gleichzeitig ist ein Anstieg der Durchfallerkrankungen zu vermerken.

Regierungskritiker*innen bemängelten ebenfalls, dass die Gewinner der Krise die Unternehmen seien, die nun das Wasser in Flaschen verkauften, dass sie auch jetzt von Wasserwerken bereitgestellt bekämen. Zur Notlage der Bevölkerung kam hinzu, dass Bewohner*innen für den Monat Dezember bereits Wasserrechnungen erhalten hatten. Die Regierung reagierte aber auf die Proteste der Bevölkerung und kündigte an, die Dienstleistung für diese Zeit nicht in Rechnung zu stellen.

Aus Sicht von Umweltexpert*innen kam es auch dadurch zur Krise, dass seit Jahrzehnten die Wälder rund um den Alhajuela-See abgeholzt wurden, somit die Bodenerosion anstieg und erst Schlammlawinen entstehen konnten. In den letzten Jahren habe sich die Trübung des Wassers verhundertfacht.

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