Soziale Bewegungen verstärken Widerstand gegen AKW in Ceará

von Marcela Belchior

(Fortaleza, 20. November 2015, adital).- Im nordöstlichen brasilianischen Bundesstaat Ceará nimmt der Widerstand gegen den Bau eines Atomkraftwerks zu. Die Ausbeutung von Uran bei Santa Quitéria würde die Bevölkerung noch zusätzlich dem Risiko radioaktiver Verstrahlung aussetzen. Das Anti-Atomkraft-Bündnis Aace (Articulação Antinuclear do Ceará) kämpft gemeinsam mit sozialen Bewegungen, Nichtregierungsorganisationen und Forscher*innen. Auf einem Event unter dem Titel „Die Verteidigung des Lebens und der Anti-Atomkraft-Widerstand in Brasilien“ setzte man sich jetzt mit der Situation auseinander, die durch die Genehmigung des Baus des AKW´s durch Brasiliens Umweltbehörde IBAMA im Juni entstanden ist. Auf Beschwerden aus der Bevölkerung nahm der Staat keine Rücksicht.

Behörden informieren die betroffenen Menschen nicht

Der Biologe Rafael Días de Melo rief dazu auf, den Dialog mit den Gemeinden in der Umgebung wieder aufzunehmen. Nach den öffentlichen Anhörungen von Ibama habe die Debatte an Schwung verloren. Dem Forscher zufolge kann an zwei Stellen in der Gegend bereits Uran mit hohem Phosphatanteil gefördert werden. Die Anwohner*innen erhielten Informationen ausschließlich von den sozialen Bewegungen, nicht vom Staat.

Dessen Nachlässigkeit zeige sich auch darin, dass die Menschen berichteten, dass sie bereits Staub einatmeten Mindestens 156 Ortschaften seien von Radioaktivität ebenso bedroht wie von einem Ungleichgewicht des Wasserhaushaltes. Das in der Kritik stehende Konsortium Santa Quitéria besteht aus dem privaten Unternehmen Grupo Galvani und dem Staatsunternehmen Indústrias Nucleares do Brasil (INB). Während es der Grupo Galvani um die Förderung von Phosphat für die Herstellung von Düngemitteln und von Tierfutter, beides für die Agroindustrie geht, ist INB am Uran interessiert, mit dem sich Atomenergie erzeugen lässt.

Lagerstätte schon vor fast 40 Jahren entdeckt

Die Uran- und Phosphorstätte in Santa Quitéria war bereits während der Militärdiktatur im Jahr 1976 entdeckt worden. Zehn Jahre später, Brasilien war zur Demokratie zurückgekehrt, wurde die Förderungsmöglichkeit der Vorkommen bestätigt. Es handelt sich um die letzte erkundete Uran-Lagerstätte in Brasilien.

Die Umweltbehörde Ibama nimmt derzeit die Prüfung der Umweltverträglichkeit einer Uranförderung vor. Das Konsortium indes hat schon Pläne entworfen. Die Ausbeutung der Mine soll im Januar 2018 beginnen. Die Rede ist von einem Investitionsvolumen von umgerechnet nach derzeitigem Kurs etwa 215 Millionen Euro. 60 Prozent der Aktien an dem Privatunternehmen gehören einer norwegischen Gruppe. Norwegen hat keine Atomkraftwerke.

Nur gut 500 Arbeitsplätze in 20 Jahren würden geschaffen

Seit 2010 wird das Projekt in der Region kontrovers diskutiert. Die Menschen machen sich Sorgen wegen der Auswirkungen auf Umwelt und Landwirtschaft. Infolge der Förderung von Uran drohen durch Radioaktivität Boden, Luft und Wasser verseucht zu werden. Krankheiten, vor allem Krebs, könnten deutlich zunehmen. Gerne wird bei Bergbauprojekten mit der Schaffung von Arbeitsplätzen in strukturarmen Regionen argumentiert. In diesem Falle wären es bei einer veranschlagten Laufzeit von 20 Jahren gerade einmal 515 Arbeitsplätze, die direkt entstünden.

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