Prozess gegen Ríos Montt wieder unterbrochen

Der Prozess vor dem Tribunal B des guatemaltekischen Gerichtshofs für Schwerverbrechen hatte bereits mit über vier Stunden Verspätung begonnen, da Ríos Montt nicht erschienen war. Das Argument der Verteidigung, ihr Mandant sei zu krank um an der Verhandlung teilzunehmen, ließ die Vorsitzende Richterin Jeannette Valdés nicht gelten: „Ich akzeptiere die Ausrede der Anwälte nicht“, erklärte sie. Die Anwälte hatten ein ärztliches Gutachten präsentiert, dem zufolge der Angeklagte Probleme mit der Wirbelsäule habe und Ruhe brauche.

Angeklagte geben sich schwer krank

Gegen Mittag erschien der 88jährige Ex-Diktator doch noch vor Gericht, auf einer Bahre liegend und in Begleitung seiner Tochter Zury Ríos. Der zweite Angeklagte, José Rodriguez Sánchez, erschien im Rollstuhl. Außerhalb des Gerichtsgebäudes fanden sich hunderte Indigene aus der Hochebene ein, sowie RepräsentantInnen verschiedener nationaler und internationaler Menschenrechtsorganisationen. Nun präsentierte die Verteidigung einen Befangenheitsantrag gegen die Richterin, den sie ebenfalls ablehnte – jedoch gaben ihre Beisitzerinnen dem Antrag statt, womit die Verteidigung ihr Ziel doch noch erreichte, den Prozess weiter zu verzögern.

Ríos Montt und Rodríguez Sánchez werden unter anderem angeklagt, mehrere Massaker an über 1.771 Indigenen der Ixil in den Jahren 1982 und 1983 angeordnet zu haben. Wegen Völkermords und anderen Menschenrechtsverbrechen war der Ex-Diktator bereits am 10. Mai 2013 zu 80 Jahren Haft verurteilt worden; Rodríguez Sánchez wurde freigesprochen. Zehn Tage später kassierte das Oberste Verfassungsgericht das Urteil wegen angeblicher Verfahrensfehler und ordnete einen neuen Prozess an.

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