Protest aus dem „Irrenhaus“

(Montevideo, 12. Oktober 2018, comcosur).- Mitteilung des Radio Vilardevoz aus dem Psychatrischen Krankenhaus Vilardebó vom 2. Oktober 2018: „Ja, die Welt ist ein Irrenhaus, aber leider wird sie nicht von ihren Patient*innen regiert.“

Erneut hat unser Präsident Tabaré Vázquez gesagt, dass die Welt ein Irrenhaus sei, das von seinen Patient*innen regiert werde – dieses Mal auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Wir verstehen seine Aussagen so, dass er als Arzt der Auffassung ist, dass ein Irrenhaus von fähigen Professionellen regiert werden soll.

Traurigerweise müssen wir ihm aber sagen, dass die Leiter*innen der uruguayischen Irrenhäuser zugelassen haben, dass „ihre Patient*innen“ eingesperrt und fixiert werden und einige auf die grausamste und unwürdigste Art behandelt wurden. Wir erinnern als Beispiel an den Tod von Carlos Grecco im Jahr 2016 durch eine Hundemeute in der Psychiatrischen Einrichtung Etchepare oder den Tod von Soledad 2017 in einer „Beruhigungszelle“ im Psychatrischen Krankenhaus Vilardebó. Wir erinnern den Präsidenten Vázquez auch daran, dass in Uruguay ein Gesetz zur Geistigen Gesundheit verabschiedet wurde, welches sowohl die Partizipation der Nutzer*innen vorsieht als auch die Garantie, dass ihre Menschenrechte nicht verletzt werden.

Stigmatisierung von ganz oben

Die ungeduldigen Patient*innen von Vilardevoz (Radio aus dem Psychatrischen Krankenhaus Vilardebó, Anm.d.Ü.), weisen die Auffassung von Tabaré Vázquez zurück, weil wir es als persönliche Abwertung verstehen und es auch nicht dazu beiträgt, dass die Regierenden -in ihrem vermeintlichen Zustand geistiger Gesundheit- die Verantwortung für den Mist übernehmen, den sie anrichten.

Gewisse Machtausübungen machen krank und einige Personen halten den Status Quo -versteckt hinter Diagnosen- aufrecht, damit sie sich nicht eingestehen müssen, dass sie eigentlich wollen, dass die Welt auf diese Weise funktioniert. Wir echten Verrückten können uns darum nicht kümmern und verlangen vom Präsidenten Vázquez, diesen Satz nicht mehr zu benutzen, weil er nur dazu führt, dass Personen, die an psychischen Krankheiten leiden, stärker stigmatisiert werden.

 

Hier findet ihr einen Radiobeitrag zum Radio Vilardevoz: Stimmen aus der Psychatrie in Montevideo

CC BY-SA 4.0 Protest aus dem „Irrenhaus“ von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert