Poonal Nr. 785

Deutsche Ausgabe des wöchentlichen Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen vom 02. Oktober 2007

Inhalt


MEXIKO

GUATEMALA

COSTA RICA

KUBA

ZENTRALAMERIKA

BOLIVIEN – VENEZUELA

PARAGUAY

URUGUAY

CHILE

LATEINAMERIKA


MEXIKO

EZLN sagt zweite Etappe der „Anderen Kampagne“ ab

(San Juan, 24. September 2007, recosur-poonal).-Die Zapatistische Befreiungsarmee EZLN hat die zweite Etappe ihrer „Anderen Kampagne”, die die Sechste Kommission in verschiedene Bundesstaaten im Zentrum und im Süden des Landes geführt hätte, abgesagt und die chiapanekische Regierung Juan Sabines und Mexikos Präsident Felipe Calderón beschuldigt, die Feindseligkeiten gegen indigene Gemeinden zu verschärfen.

In ihrer Erklärung äußert sich die EZLN auch zur Guerillabewegung Revolutionäres Volksheer EPR (Ejército Popular Revolucionario). So unterstützt die EZLN durch eine Unterschrift des Zapatistensprechers Subcomandante Marcos die Forderung der EPR, dass ihre seit Mai verschwundenen Mitglieder lebend präsentiert werden sollen.

Auch wenn er die Forderung berechtigt fand, lehnte Marcos es jedoch ab, über die Attentate gegen Petróleos Mexicanos zu urteilen, die der EPR zugeschrieben werden. Der Zapatistenführer erklärte, die EZLN habe entschieden, die „Andere Kampagne” abzubrechen, um zu verhindern, dass “die Militärregierung Felipe Calderón” ein Attentat instrumentalisiert und die EPR dafür verantwortlich macht (…).“

In seinem Kommuniqué erklärte der Rebellenführer, obwohl die „Andere Kampagne“ beendet sei, werde die bewaffnete Gruppe friedliche Aktionen zur Verteidigung der von Räumungen bedrohten zapatistischen Gemeinden in den Montes Azules durchführen.

Subcomandate Marcos kritisierte, dass die mexikanische Regierung sowie die Regierung von Chiapas immer massiver gegen die zapatistischen Gemeinden vorgehe. „Offizielle“ Räumungen, Angriffe von Paramilitärs, von Beamten angeführte Verfolgungen und Bedrohungen „gehören nun wieder zur Tagesordnung in den indigenen zapatistischen Gemeinden, die sich vorgenommen haben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und ihre Lebensbedingungen zu verbessern, ohne ihre indigene Identität zu verlieren“, erklärte Marcos.

„Wie zu schlimmsten PRI-Zeiten (…) greift die PRI-geführte Regierung in Chiapas die Armen und Bedürftigen an und umwirbt und bevorzugt die Reichen und Mächtigen. Wie jede Regierung der Rechten führt Juan Sabines in Chiapas die Repression und Ausbeutung fort, bloß jetzt unter dem Banner der Linken und dem doppelten Schutz der beiden „Präsidenten“, unter denen unser Land im Moment zu leiden hat: Felipe Calderón und Andrés Manuel López Obrador”, so der EZLN-Führer weiter.

Marcos erklärte, dass sich gegen die derzeitigen Aggressionen nicht die Stimmen des Protests erhoben hätten, die das früher immer getan hätten. Möglicherweise, damit sich niemand daran erinnere, dass diese Stimmen die Unterstützung López Obradors für Juan Sabines und seinen kürzlichen Aufruf, die KandidatInnenen der PRD bei den Wahlen für die Gemeindepräsidenten und das Abgeordnetenhaus der Lokalregierung zu unterstützen, begrüßt hatten. Angesichts dessen täten die Zapatisten nun das, was sie am besten könnten: Widerstand leisten. „Es macht nichts, dass wir alleine sind“, erklärte Marcos, und fügte nicht ohne eine gewisse Ironie hinzu: „Es ist nicht das erste Mal. Wir waren allein, bis wir zum Szeneliebling mutiert sind.“

GUATEMALA

Gewerkschaftssekretär der SITRABI ermordet

(Guatemala-Stadt, 25. September 2007, cerigua).-Die Leitung der Gewerkschaft der Bananenarbeiter von Izabal SITRABI (Sindicato de Trabajadores de Bananeros de Izabal) beklagt und verurteilt den Mord an ihrem Mitglied, Marco Tulio Ramírez Portela.

Das Verbrechen ereignete sich am Sonntag, den 23. September um 5:45 Uhr, als Ramírez zur Arbeit ging. Mehrere vermummte Männer stellten sich ihm in den Weg und durchsiebten seinen Körper vor den Augen seiner Frau und Kinder mit Schüssen aus großkalibrigen Waffen, wie es in einer Erklärung der SITRABI heißt.

Das Opfer arbeitete als Gewerkschaftssekretär für Kultur und Sport bei SITRABI und war der Bruder des Generalsekretärs der Organisation, Noé Antonio Ramírez.

Die SITRABI forderte von den verantwortlichen Autoritäten, das Verbrechen zu verfolgen und aufzuklären. Das Innenministerium ermittelt bereits zu einem illegalen Eindringen von Militärs in den Sitz der Gewerkschaftsorganisation am vergangenen 20. Juli, bei dem die Militärs nach Informationen über die Mitarbeiter der Gewerkschaft suchten. SITRABI hatte wegen dieses Vorfalls Anzeige bei den zuständigen Behörden erstattet.

In ihrer Erklärung verweist SITRABI darauf, dass der Mord ein Attentat auf die gesamte Gewerkschaftsbewegung des Landes darstelle und von allen sozialen Organisationen betrauert werde; es sei bedauerlich, dass Todesschwadronen existierten, die unter dem Deckmantel der Straflosigkeit agieren könnten.

CIDH soll sich mit Kindesadoptionen befassen

(Mexiko-Stadt, 26. September 2007,cimac-cerigua-poonal).- Die Nichtregierungsorganisation Zentrum für Gerechtigkeit und Internationales Recht CEJIL (Centro por la Justicia y el Derecho Internacional) wird das Thema Adoptionen in Guatemala bei der nächsten Sitzungsperiode der Interamerikanischen Menschenrechtskommission CIDH (Comisión Interamericana de Derechos Humanos) auf die Tagesordnung setzen, um diese Problematik der internationalen Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Die Regionaldirektorin von CEJIL für Mittelamerika Soraya Long sagte, dass sich Adoptionen aufgrund des Fehlens von staatlicher Kontrolle zu einem Geschäft entwickelt hätten, bei dem das Kindeswohl auf dem Spiel stehe.

„Da die Mehrzahl der Adoptionen über Staatsgrenzen hinweg abgewickelt wird, verfügen die Behörden über keinerlei Handhabe, mit der sichergestellt werden könnte, dass die minderjährigen Mädchen und Jungen in eine Umgebung kommen, wo ihre Bedürfnisse auch erfüllt werden“, so die Regionaldirektorin.

Sie fügte hinzu, das
Thema Adoption sei „eine sehr schwerwiegende Problematik, weil sie die Gültigkeit der guatemaltekischen Gesetzgebung zu Kinderrechten in Frage stellt. Deshalb soll die CIDH eine Analyse vornehmen, die aufzeigt, wo die derzeitige Gesetzgebung lückenhaft ist und entsprechende Empfehlungen an den guatemaltekischen Staat aussprechen.“

Guatemala gehört – mit nur elf Millionen Einwohner*innen – weltweit zu den Staaten, aus denen die meisten minderjährigen Adoptivkinder stammen. Laut Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef belegt das Land Platz vier in der Liste der internationalen Adoptionen (siehe Poonal Nr. 761).

Im Fall Guatemalas wird angeprangert, dass es sich bei den Adoptionen um ein Millionen-Dollar-Geschäft handele, das zudem auf mafiösen Praktiken basiere. Als eine Konsequenz daraus nehmen in Guatemala die Fälle von Kindesraub zu. Die geraubten Kinder werden von illegalen Händlerringen zur Adoption verkauft. Laut Daten der Ombudsstelle für Menschenrechte PDH (Procuraduría de los Derechos Humanos), wurden in diesem Jahr bereits 203 Jungen und Mädchen geraubt, um sie einer illegalen Adoption zuzuführen.

Nach Angaben von Unicef erhalten jährlich Tausende guatemaltekische Kinder Visen, um mit ihren Adoptivfamilien in die USA ausreisen zu können. Allein im Jahr 2006 wurde 4.275 Kindern zu diesem Zweck ein Visum ausgestellt.

Auf internationaler Ebene werden Kindesadoptionen durch das Haager Übereinkommen über den Schutz von Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Adoption (Convenio de la Haya sobre Protección del Niño y Cooperación con Relación a la Adopción Internacional) geregelt. Ziel der Vereinbarungen sind Maßnahmen, die eine Garantie dafür bilden, dass bei internationalen Adoptionen das Wohl des Kindes über alle anderen Interessen gestellt wird. Des Weiteren wird ein System der Zusammenarbeit zwischen den Vertragsstaaten eingerichtet. Mit diesem System soll sichergestellt werden, dass die Garantieregelungen von den Vertragsstaaten auch befolgt werden und die zwischenstaatlichen Vereinbarungen Kindesraub, Kinderhandel sowie Kindesmissbrauch vorbeugen. Außerdem dient die vertragliche Zusammenarbeit der Registrierung von durchgeführten Adoptionen durch die Vertragsstaaten gemäß den im Haager Übereinkommen getroffenen Vereinbarungen.

Beamte der Zivilen Nationalpolizei ermorden Jugendliche

(Buenos Aires, 26. September 2007,púlsar-cerigua).- Mindestens zwei Beamte der Zivilen Nationalpolizei PNC (Policía Nacional Civil) sind in Guatemala-Stadt in die Ermordung von fünf Jugendlichen verwickelt. Der Vorfall ereignete sich am Wochenende des 22./23. September.

Die Opfer, unter denen sich auch ein Minderjähriger befindet, wurden im Viertel El Gallito entführt und ihre Leichen tauchten mit Würgemalen und Hinweisen auf eine Hinrichtung durch Erschießen einige Tage später in einem Waldstück an der Peripherie von Guatemala-Stadt auf.

Die zwei festgenommenen Polizisten sind Mitglieder einer Abteilung, die für den persönlichen Schutz des Direktors der PNC zuständig ist. Man vermutet u.a., dass eine Gruppe von Drogenhändlern als Auftraggeber hinter den Morden steht.

Laut Alejandro Rodríguez von der Ombudsstelle für Menschenrechte PDH (Procuraduría de Derechos Humanos) zeigt der Fall, dass die Todesschwadrone immer noch innerhalb der Polizei operieren. “Man machte Druck, um die vorherige Verwaltung abzusetzen, eben genau wegen dieser Art von Geschehnissen, und nun wiederholen sie sich”, beklagte Rodríguez, der eine genaue Untersuchung der Vorkomnisse einforderte.

Verónica Godoy, von der Einrichtung zur Überwachung und Unterstützung der öffentlichen Sicherheit (Instancia de Monitoreo y Apoyo a la Seguridad Pública), erklärte, dass das Fortbestehen der korrupten Strukturen der PNC völlig offensichtlich sei und es diesbezüglich noch keine Aufklärung gegeben habe. Die landesweite Menschenrechtsbewegung MNDH (Movimiento Nacional por los Derechos Humanos) drückte ihre Empörung aus, weil weiterhin Straftaten von öffentlichen Funktionären begangen würden. Ruth del Valle von der MNDH sagte, dass es zahlreiche Fälle gäbe, in denen Polizisten als die Verantwortlichen für Raubüberfälle, Erpressungen, Entführungen und Morde bekannt geworden seien.

Sie erinnerte daran, dass die MNDH weiterhin darauf bestehe, dass allein durch umfassende „Aufräumarbeiten“ innerhalb der PNC diese ihrer Verantwortung gerecht werden könne, den Schutz und die Sicherheit des Lebens der Guatemaltek*innen sicher zu stellen, statt zu Mördern zu werden.

Aus der Perspektive der Menschenrechte sei v.a. relevant, dass es sich bei den Vorfällen nicht nur um Morde handele, sondern um ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, weil Beschäftigte des Staates außergerichtliche Hinrichtungen begangen hätten, erinnerte Ruth del Valle, die für die Verbrechen die dafür vorgesehenen Höchststrafen forderte.

COSTA RICA

Friedensnobelpreisträger ruft zum „Nein“ gegen TLC auf

(Buenos-Aires, 24. September 2007,púlsar-poonal).- Der argentinische Friedensnobelpreisträger von 1980, Adolfo Pérez Esquivel, hat am Montag, den 24. September, die Bevölkerung Costa Ricas dazu aufgerufen, im landesweiten Referendum am 7. Oktober gegen das Freihandelsabkommen TLC (Tratado de Libre Comercio) mit den USA zu stimmen.

Während einer Pressekonferenz in Costa Rica sagte Esquivel, dass “jedes Volk sich entscheiden muss, ob es frei und souverän oder eine auf die Knie gezwungene Kolonie sein will” und dass “jede Person sich entscheiden muss, ob sie ihren Kinder ein freies Land oder ein Land als Opfer der Rekolonisierung hinterlassen will“. Der Nobelpreisträger fügte hinzu: „Was heute in Costa Rica entschieden wird, ist eine Entscheidung für ganz Lateinamerika. Die Taten Costa Ricas können das Leben vieler Menschen verändern.“

Die Bevölkerung Costa Ricas muss in einem Referendum über die Annahme oder Ablehnung des Freihandelsabkommens TLC abstimmen, das in den Jahren 2003 und 2004 zwischen der Dominikanischen Republik, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und den Vereinigten Staaten ausgehandelt wurde. Damit das Referendum Gültigkeit besitzt, müssen mehr als 40% der Einwohner*innen Costa Ricas am 7. Oktober abstimmen.

Das Referendum wird von Beobachter*innen der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) überwacht werden. Der Präsident des Obersten Wahlgerichtes von Costa Rica Luis Antonio Sobrado erklärte, dass „die Delegation der OAS von ihrem Generalsekretär José Miguel Insulza geleitet und aus mehr als 50 Beobachtern bestehen wird.“

Unterstützt wird das Freihandelsabkommen vom Exportsektor Costa Ricas sowie von Präsidenten Oscar Árias, während es eine große Allianz von u.a. sozialen und gewerkschaftlichen Organisationen, öffentlichen Universitäten und Vereinigungen kleiner und mittlerer Betriebe abgelehnt wird. 

KUBA

Evangelische Kirchenoberhäupter fordern Freilassung der „cuban five“

Von Enrique López Oliva

(Havanna, 25. September 2007, alc-poonal).- Zehn führende Angehörige christlicher Kirchen und ökumenisch
er Bewegungen, die im Kubanischen Kirchenrat (Consejo de Iglesias de Cuba) vertreten sind, haben um die Haftentlassung von fünf Kubanern, auch bekannt als „cuban five“ gebeten, die im Dezember 2001 in den Vereinigten Staaten aufgrund des Vorwurfs der Spionage zu hohen Haftstrafen verurteilt worden waren. Die Delegation des Kirchenrates stand unter der Leitung des Parlamentsabgeordneten Pfarrer Raúl Suárez Ramos von der Baptistischen Kirche Kubas  (Fraternidad Bautista de Cuba) der auch der Direktor des Martin-Luther-King-Zentrums in Havanna ist.

Auf einer Pressekonferenz im Internationalen Pressezentrum des kubanischen Außenministeriums forderten die Kirchenvertreter gemeinsam mit Vertretern der buddhistischen und muslimischen Gemeinschaften in Kuba die Justiz- und Regierungsbehörden der Vereinigten Staaten dazu auf, die fünf Kubaner freizulassen. Es handelt sich um René González Sehwerert, Ramón Labañino Salazar, Gerardo Hernández Nordelo, Fernando González Llort und Antonio Guerrero Rodríguez. Bei dem Gerichtsverfahren in Miami, bei dem es Unregelmäßigkeiten gegeben haben soll, wurden Gerardo und Ramón zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt. Die anderen drei erhielten Strafen von zwischen 15 und 19 Jahren Haft.

Die Präsidentin des Kubanischen Kirchenrates Pfarrerin Rodhes González von den kubanischen Pfingstkirchen rief die Christen in den Vereinigten Staaten und weltweit dazu auf, „auch in diesem Fall ihre Stimmen zu erheben, in dem es so viele Beweise dafür gibt, dass Unrecht geschehen ist“.

Die „cuban five“ hatten sich in den USA in die exilkubanische Gemeinde Miamis eingeschleust, um terroristische Machenschaften und Pläne einzelner Gruppen dieser Gemeinde zur Destabilisierung Kubas zu untersuchen. Ihre Erkenntnisse leiteten sie vollständig an die US-amerikanischen Behörden weiter mit der Aufforderung, gegen diese Machenschaften vorzugehen. Dazu kam es jedoch nie. Statt den terroristischen Umtrieben der Exilkubaner Einhalt zu gebieten, machten die USA den „cuban five“ den Prozess, obwohl diese zu keinem Zeitpunkt staatliche Einrichtungen der USA ausspioniert hatten.

ZENTRALAMERIKA

Freihandelsvertrag hält nicht, was er verspricht

(Buenos-Aires, 20. September 2007,púlsar).- Ein am 13. September in Costa Rica präsentierter Bericht warnt vor den negativen sozialen und wirtschaftlichen Folgen, die sich für die Länder Mittelamerikas ergeben haben, nachdem seit einem Jahr der Freihandelsvertrag, den diese Länder mit den USA abgeschlossen haben, in Kraft getreten ist. Der Bericht wurde auf einem öffentlichen Forum des Regionalen Netzwerks zur Überwachung der Sozialen Folgen des Freihandelsvertrags zwischen Mittelamerika, der Dominikanischen Republik und den USA (Red Regional de Monitoreo de los Impactos Sociales del TLC entre Centroamérica, República Dominicana y Estados Unidos) vorgestellt. Laut Bericht unterstützt die Regierung von Honduras die Gründung von Unternehmen in Freihandelszonen im Süden des Landes, in denen die Arbeiter Löhne erhalten, die zu 26% niedriger sind, als vergleichbare Löhne außerhalb solcher Zonen. Der Bericht schlussfolgert: „In keinem der Länder haben sich die Arbeitsbedingungen und der Schutz der Arbeitsrechte verbessert.“ Weiterhin heißt es: „Ein Jahr nach Inkrafttreten des Vertrags sind die Schulden der Unterzeichnerländer bei den USA aufgrund ihres Haushaltsdefizits nur gewachsen.“ Der Bericht erklärt: “In den Länder Mittelamerikas hat es keine neuen Investitionen gegeben. Die Steuereinnahmen dieser Länder verringerten sich aufgrund der im Freihandelsvertrag festgelegten Steuerfreiheit für den Warenhandel. Dieser Faktor lässt, zusammen mit Steuerreformen, die eine Erhöhung der staatlichen Steuern vorsehen, das Haushaltsdefizit der Länder weiter wachsen.“

Der Bericht belegt die Situation ausführlich mit genauen wirtschaftlichen Daten und sagt aus, dass „die nationalen Märkte der Länder Mittelamerikas von importierten Gütern, Dienstleistungen und Rohstoffen aus den USA überschwemmt werden“.

BOLIVIEN – VENEZUELA

Neue Projekte zur sozialen Entwicklung beschlossen

(Buenos Aires, 25. September 2007,púlsar).- Die Regierungen von Bolivien und Venezuela haben eine Übereinkunft unterzeichnet, der zufolge neue Projekte zur sozialen Entwicklung angestoßen werden sollen. Die vorgesehenen Projekte sollen hauptsächlich Klein- und Mikrobetrieben der andinen Bevölkerung zu Gute kommen.

Dem Dokument zufolge soll die solidarische Arbeit in den Bereichen Land-, Vieh- und Forstwirtschaft, Handwerk, Umwelt, Tourismus und Agrarindustrie gefördert werden. Die Vereinbarung setzt die von beiden Ländern im Rahmen der Bolivianischen Alternative für Amerika ALBA (Alternativa Bolivariana para los Americas) und des Handelsabkommens der Völker TCP (Trato de Comercio de los Pueblos) beschlossene Zusammenarbeit fort. Die Übereinkünfte beinhalten Pläne zur technischen Aus- und Fortbildung sowie der Finanzierung und Versorgung mit Maschinen und technischem Zubehör.

PARAGUAY

Kampagne zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen

(Buenos-Aires, 25. September 2007,púlsar-recosur).- Die Koordinationsstelle für Menschenrechte in Paraguay CODEHUPY (Coordinadora de Derechos Humanos de Paraguay) verkündete vergangene Woche den Beginn ihrer Kampagne “Aktion 28. September”, deren Ziel es ist, die Debatte um die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Lateinamerika und der Karibik voran zu treiben.

Der Name der Kampagne geht darauf zurück, dass der 28. September als Tag des Kampfes für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Lateinamerika und der Karibik festgelegt wurde. Marcela Zub, Anwältin von CODEHUPY, wies darauf hin, dass dieses Jahr in Paraguay offiziell bereits 140 Frauen an den Folgen heimlich durchgeführter Schwangerschaftsabbrüche gestorben seien. Zub warnte, dass diese Zahl bis zum Ende des Jahres auf 200 ansteigen könnte.

Die Anwältin sagte, dass von den Bestrafungen nach der bestehenden Rechtssprechung bezüglich Schwangerschaftsabbrüche v.a. die armen Frauen betroffen seien, denn Frauen aus der Oberschicht könnten den Eingriff im Ausland vornehmen lassen. Sie bezeichnete die Vorstellung, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche bei einer Legalisierung ansteigen würde, als “Mythos”. Abtreibungen seien eine alltägliche Realität.

URUGUAY

Kampagne gegen “Hinfälligkeitsgesetz”

(Buenos Aires, 21. September 2007,púlsar).- Im Rahmen des „Tags des Studenten“ hat der Verband der Universitätsstudenten von Uruguay (Federación de Estudiantes Universitarios de Uruguay) seine Kampagne zur Abschaffung des „Hinfälligkeitsgesetzes“ intensiviert.

Besagtes Gesetz verhindert die gerichtliche Verfolgung von Verbrechen, die während der Militärdiktatur verübt worden sind. Der Studentenverband erklärte, im Rahmen von kulturellen Aktivitäten Unterschriften für die Einberufung eines Referendums sammeln zu wollen. Die Abstimmung soll es den Bürgern erlauben, ihre Meinung über die seit 1986 geltende Rechtsnorm der Hinfälligkeit auszudrücken.  Gemeinsam mit anderen sozialen, politischen und Menschenrechtsorganisationen will der Studentenverband die für eine Volksabstimmung notwendigen 251
.800 Unterschriften zusammen bekommen. Das Referendum würde zeitlich wahrscheinlich mit den allgemeinen Wahlen Ende 2009 zusammenfallen.

CHILE

Senatoren für Nutzung von Atomenergie

(Montevideo, 23. September 2007,comcosur-poonal).- Fünf chilenische Senatoren werden im Oktober Russland besuchen, um die Arbeitsweise der dortigen Atomkraftwerke kennen zu lernen. In Chile interpretiert man diesen Besuch als Mittel, um auf die chilenische Regierung Druck auszuüben, auf die Nutzung von Atomenergie einzuschwenken. Chilenische Abgeordnete hatten schon vor einigen Monaten Frankreich besucht, um sich auch dort über die Atomenergieversorgung zu informieren.

Die Regierung von Präsidentin Michelle Bachelet hatte trotz der Energieprobleme ihres Landes beschlossen, kein Atomenergieprogramm umzusetzen. Allerdings beauftragte sie die Durchführung von technischen Analysen, damit die nächste Regierung ab 2010 ein Atomenergieprogramm starten könnte, wenn sie dieses als geeignet einstuft. Die Regierung argumentiert, dass die Inbetriebnahme von Atomkraftwerken in Chile, einem der erdbebenreichsten Länder der Welt, zu schweren Sicherheitsproblemen für die Bevölkerung führen könne.

Jenseits der offiziellen Regierungslinie haben sich Abgeordnete aller politischen Spektren auf Tagungen oder in persönlichen Erklärungen für die Nutzung der Atomenergie ausgesprochen.

Chile hat aufgrund seines starken Wirtschaftswachstums mit schwerwiegenden Energieproblemen zu kämpfen. Die Erdgaslieferungen aus Argentinien sind begrenzt und werden täglich unsicherer. Wasserkraftwerke können den Energiebedarf des Landes nicht mehr decken. Chile plant jetzt, eine Erdgasaufbereitungsanlage zu bauen, um importiertes Gas aufzubereiten und dieses in Tankschiffen weiter transportieren zu können. Diese Anlage wird voraussichtlich erst 2009 zur Verfügung stehen.

LATEINAMERIKA

Jährlich sterben bei Abtreibungen mehr als 10.000 Frauen

(Buenos-Aires, 26. September 2007,púlsar).- Mehr als 10.000 Frauen sterben jedes Jahr in Lateinamerika und der Karibik auf Grund schlecht durchgeführter Abtreibungen. Da die Mehrzahl der Abtreibungen, die zum Tod der Frauen führen, heimlich vorgenommen werden, handelt es sich bei dieser Zahl lediglich um einen Schätzwert.

Die meisten der Opfer stammten dabei aus armen Bevölkerungsschichten, so die „Kampagne 28. September. Tag für die Legalisierung der Abtreibung“ (Campaña 28 de septiembre. Día por la Despenalización del Aborto). Die Initiative ist ein Zusammenschluss feministischer Gruppen und sozialer Organisationen in Lateinamerika und der Karibik. Sie geht davon aus, dass in der Region jährlich etwa 4.140.000 Abtreibungen durchgeführt werden. 95% davon fänden heimlich und an Orten statt, die nicht dafür geeignet seien.

Die „Kampagne 28. September“ setzt sich für eine demokratische Gesellschaft ein, in der die Frauen selbst über ihren Körper und ihr Leben bestimmen können. Die an der Kampagne beteiligten Gruppen und Organisationen betonen, dass das Recht auf legale und sichere Abtreibung zu den reproduktiven Rechten zähle und damit ein wesentlicher Bestandteil der Menschenrecht sei, und in einem weltlichen Staat auf der Grundlage von sozialer Gerechtigkeit und Geschlechtergleichheit gewährleistet sein sollte.

Herausgeber: Nachrichtenpool Lateinamerika e.V. Köpenicker Straße 187/188, 10997 Berlin, Tel.: 030/789 913 61 e-mail: poonal@npla.de, Internet: http://www.npla.de/

Redaktion in Mexiko: Kristin Gebhardt, Wolf-Dieter Vogel Tel./Fax.: 0052-55-55541480, e-mail: poonalmex@npla.de

Koordination in Berlin: Eva Völpel

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