Poonal Nr. 102

Deutsche Ausgabe des wöchentlichen Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen Nr. 102 vom 19.07.1993

Inhalt


GUATEMALA

KUBA

PANAMA


GUATEMALA

Kraftprobe gegen De Leon Carpio

(Mexico City, den 6.7.1993 NG/Poonal) Der feige Mord an dem politischen Führer Jorge Carpio Nicolle ist ohne Zweifel das erste Signal dafür, daß der geheime Repressionsapparat in Guatemala, der in den letzten Jahren zahlreiche Leben von Bürgern verschiedenster Sektoren genommen hat, weiter in Takt ist, trotz der Veränderungen, die der derzeitige Präsident, Ramiro de Leon Carpio vorgenommen hat.

Jenseits der Zusammensetzung der Kriminellen ist es evident, daß der politische Beweggrund dieser Tat gegen den Präsidenten gerichtet ist. Es ist die typische Botschaft derjenigen, die unter allen Umständen die militaristische Position beibehalten und jeglichen Handlungsspielraum der demokratischen Partizipation und der politischen Verhandlung schließen wollen, die den Frieden in Guatemala zum Ziel haben.

Es ist sonderbar, daß der Mord an dem Brudervetter des Präsidenten Wochen nach der Maßnahme passiert, in der die neue Regierung, wichtige Wechsel in der militärischen Spitze der Streitkräfte vorgenommen hat und vor der bevorstehenden Erklärung De León Carpios, in der er seine politische Position gegenüber dem Verhandlungsprozess mit der Revolutionären Nationalen Einheit Guatemalas (URNG) abgeben wird.

Die Angehörigen teilten mit, daß ihnen am Samstag der 3. Juli, Tag, an dem, von seiten der Mörder als

Der Bericht der Angehörigen Carpio Nicolles, Parteiführer der Nationalen Zentrumsunion (UCN), sagt aus, daß sie am Samstag den 3. Juli, Tag, an dem Carpio Nicolle zusammen mit Juan Vicente Villacorta, Alejandro Avila und Rigoberto González umgebracht wurde, am Tatort von den Mördern als erstes zu hören bekamen „wir sind Guerrilleros“. Dieses Alibi wurde benutzt, um die wahren Täter dieser Gewalttat zu verheimlichen.

Am nächsten Tag hat das Generalkommando der (URNG) kategorisch zurückgewiesen, Autor dieser zu verabscheuenden Tat zu sein und hob hervor, daß Carpio Nicolle als Politiker und Journalist anerkannt sei, da er immer offen dafür war, Artikel aus dem Widerstand in seiner Zeitung EL GRAFICO zu veröffentlichen.

Wer sind die Verantwortlichen? Hierbei müssen mehreren Fragen nachgegangen werden. Diejenigen, die auf der Landstraße zwischen Los Encuentros und der Gemeinde Chichicastenango eine Einsatztruppe bildeten, waren 15 Männer, die mit 45mm Waffen, M-16 Gewehren und anderen Waffen der Streitkräfte ausgerüstet waren.

In dieser Region gibt es eine starke Präsenz paramilitärischer Banden, ziviler Patrullen und von Kommissaren der Streitkräfte, die immer wieder von seiten der Anwohner als wahrhaftige Verbrecher angezeigt werden, die repressive Funktionen gegen die zivile Bevölkerung ausüben. Sie sind richtige Auftragskiller, die Repressions- und Einschüchterungsfunktion haben, um die zivilen Patrullen des Militärs zu rechtfertigen. Außerdem werden sie wegen verbrecherischer Aktionen und unlauterer Bereicherung angezeigt. In dieser Zone befindet sich auch die Militärbasis No. 20.

Aber das wesentliche ist, daß dieser Mord in einem Moment passiert, der für die guatemaltekischen Gesellschaft politisch wichtig ist, da der Präsident De León Carpio die Möglichkeit hat, mit einem nationalen Konsens zu regieren, die Menschenrechtsverletzungen zu stoppen und den Verhandlungen mit der URNG Kontinuität zu geben, um letztendlich Frieden zu erreichen.

Diejenigen, die daran gewöhnt sind, ihre Interessen mittels Gewalt durchzusetzen, sind mit einigen Maßnahmen der Regierung nicht zufrieden und geben deshalb eine einschüchternde Botschaft ab, um den Prozess zu stoppen.

De Leon Carpio fällt nun die Aufgabe zu, die Verbindungen mit den Sektoren zu stärken, die die Demokratie wollen und mit deren Unterstützung er die Antwort auf die hartnäckigen Sektoren der Streitkräfte finden wird.

Sie sind die Urheber des Mordes an Manuel Colom Argueta, Danilo Barillas, und Alberto Fuentes Mohr. Es sind diejenigen, die sagen, daß sie bereit sind bis „zu den letzten Konsequenzen“ zu gehen, um ihre Interessen aufrechtzuerhalten. Es sind diejenigen, die länger als drei Jahrzehnte lang den Übergang Guatemales zu einem Rechtsstaat verhindert haben.

Diese Botschaft, die offensichtlich an die Gesellschaft und an die Regierung gerichtet ist, muß kategorisch zurückgewiesen werden. Die Verantwortlichen dieser Tat müssen mit aller Gesetzesgewalt bestraft werden. Auch muß der Prozeß in Kraft bleiben, der eine Rückkehr zur Institutionalität gewährt, der Friedensverhandlungen öffnet und den Rechtsstaat vollständig stärkt. Die duklen Tage müssen aufören.

Streitkräfte sind die Achse des Gleichgewichts zwischen den

Staatsgewalten: General Mario Enriquez

(Guatemala, 5. Juli 1993, Cerigua-POONAL).-Verschiedene guatemaltekische Pressemedien haben die Ereignisse vom vergangenen Mai als „die große Revolution“, welche Geschichte in Guatemala machen werde, bekanntgegeben. Der Aufstieg Ramiro de Leons vom Menschenrechtsprokurador zur Präsidentschaft in einer komplexen politischen und gesellschaftlichen Situation weckte wichtige Erwartungen. Mit den Amtswechsel in der Militärspitze (am 7. und am 30. Juni) wurde ebenfalls für viele ein Zeichen gesetzt. Nichtsdestotrotz, die Umstrukturierung (reacomodo) innerhalb der militärischen Spitze und die Varianten im präsidentiellen Diskurses haben einen Hintergrund (trasfondo).

Zu Beginn seiner Amtsführung „verordnete“ Ramiro de Leon die Benennung Generals Roberto Perussina zum Verteidigungsminister, ehemaliger Chef des militärischen Geheimdienstes und als einer der radikalsten derjenigen Tendenz innerhalb der Streitkräfte gesehen, die eine rein militärische Vernichtung der Aufstandsbewegung befürworten. Andererseits „ernannte“ er General Mario Enriquez, Chef des Generalstabs der Armee, der, wie ihm in politischen Kreisen nachgesagt wird, Nachfolger der Linie des in den Ruhestand versetzten (retirado) General Alejandro Gramajo ist, derzeitiges Mitglied der Christdemokratischen Partei.

Die Umbesetzungen innerhalb der Streitkräfte fügen sich zweifellos in eine Strategie ein, in der zur Vernichtung der Aufstandsbewegung, die militärische und politische Aktivitäten verbunden werden. Sie passen ebenfalls in den Rahmen eines Systems, das weiterhin die zivilen Sektoren aus den Entscheidungen des nationalen Lebens ausschliesst; weiterhin setzen sich hier die traditionellen Kräfte – Oligarchie und Streitkräfte – vom Staatsapparat aus durch.

Die Werbekampagne im Sinne der sogenannten „Mai-Revolution“ versucht eine historische Version zu kreiren, in welcher sich der Zeitraum (circulo) von der nordamerikanischen Invasion 1954 bis zum 25. Mai diesen Jahres schliesst. Die dahintersteckende Intention: eine Leere in der guatemaltekischen Geschichte zu schaffen, und wie eine schlechte Erinnerung einiges hinter sich zu lassen: die Jahren der Politik der „verbrannten Erde, die Menschenrechtsverletzungen während der Militärdiktaturen, und die Strukturen, welche die lokale wirtschaftliche Macht im Laufe verschiedener Jahrzehnte aufgebaut hat, um das zurückgebliebene (atrasado) System zu schützen.

Seit in Lateimamerika die Militärdiktaturen dazu übergegangen sind, Geschichte zu sein, und die (tuteladas) Demokratien Mode geworden sind, haben die guatemaltekischen Streitkräfte mit einer offensichtlichen Position an der Spitze der Staates keinen Handlungsspielraum mehr (no tienen cabida). Die Streitkräfte in Guatemala sind aber zweifellos weiterhin „die Achse des Gleichgewichts zwischen den Staatsgewalten“, wie der kürzlich zum Verteidigungsminister berufene General Mario Enriquez, am 30. Juni während des 122. Geburtstags der militärischen Institution bestätigte.

Als 1982 der General Alejandro Gramajo die Doktrin der Nationalen Sicherheit und Entwicklung vorschlug, wurden Änderungen in der Strategie gegenüber der entstehenden Revolutionären Nationalen Einheit Guatemalas (URNG) (de cara a) vorgeschlagen. Diese Doktrin, in der militärische und politische Aktionen verbunden wurden, provozierte Spaltungen innerhalb der Streitkräfte, und führte zu zwei Tendenzen: Eine, die sich für eine militärische Vernichtung ausspricht (totaler Krieg), und eine andere , die die Strategie vertreten, die militärische Aktivität unterstütze die politische.

Diese Tendenzen innerhalb der Streitkräfte waren selbstverständlich nie völlig antagonistisch. Beide Parteien suchen das gleiche Ziel – die Vernichtung der URNG – und haben Raum, um die Antiaufstandsaktionen an beiden Fronten (der politischen und der militärischen) zu koordinieren und zu entscheiden.

General Mario Enriquez wird nachgesagt, „gemässigt“ zu sein, nichtsdestotrotz ist es schwierig, eine Linie zwischen moderat und radikal zu ziehen. Ein einfacher Diskurs kann dahinterstehende Intentionen verbergen, die Aktivitäten sind präziser. Während des Militärputsches 1982, begangen von General Rios Montt, war Enriquez einer der sieben Berater des militärischen Mandaten in den Kampagnen der verbrannten Erde. Er war Kommandant der militärischen Basis in Playa Grande, El Quiche, von 1990 bis 1991, und führte die militärischen Operationen gegen zivile Bevölkerunggruppen im Widerstand an, bekannt als CPR.

Als Nachfolger von Alejandro Gramajo, unterstützte er die These der Nationalen Stabilität gegenüber der Kammer des Freien Unternehmertums 1987, während er die Sektion 5 (S-5), der Zivilen Angelegenheiten, anführte und unter anderem mit den paramilitärischen Zivilpatrullen (PAC) beauftragt war, innerhalb einer Politik zur Bevölkerungskontrolle die vom Generalstab der Armee aus geleitet wurde.

Durch die Ereignisse des 25. Mai wurden die Schwächen des guatemaltekischen Systems deutlich. Die (Einmischung) injerencia der USA, die Einfluß auf die militärischen Umbesetzungen und den Diskurs von Ramiro De Leon bezüglich der Friedensverhandlungen hatte, weist auf eine neue Konfrontationsetappe hin, in der von einem besser ausgearbeitetn Plan ausgegangen wird. Innerhalb dessen verliert das Ziel der politischen Vernichtung der Aufstandsbewegung keine Gültigkeit, ebensowenig sind die militärischen Offensiven aus dem Konfliktszenarium ausgeschlossen.

Der Diskurs des neuen Präsidenten zu Beginn seiner Amtszeit besagte, daß Frieden in diesen Momenten nicht erstrangig sei. Einem Monat später, unter nordamerikanischen Druck, kündigte er an, seine Position hierzu im Juli darzulegen und der Aufstandsbewegung eine Antwort zu geben. Die Streitkräfte ihrerseits verkünden, daß die paramilitärischen Zivilpatruillen nicht aufgelöst werden, ebensowenig der Sicherheitsstab des Präsidenten. Sie fahren fort, den internen bewaffneten Konflikt als „externe Agression“ zu bezeichnen.

Wie es auch sei, die Anpassungen innerhalb der militärischen Macht in Guatemala, antworten nicht nur auf die Notwendigkeiten der traditionellen Allianz mit den Grossgrundbesitzern, sondern auch auf die Vernichtungsstrategie der URNG, und zielen darauf, die Grundlagen einer kontrollierten Gesellschaft abzusichern. Jetzt, mit der Hilfe einer Regierung die durch den ehemaligen Menschenrechtsprokurador vertreten wird, wird das Hauptziel: die Vernichtung der Guerrilla bestätigt. In den Worten von De Leon: „Es stehen nicht mehr die Streitkräfte der URNG, sondern die guatemaltekische Gesellschaft der Subversion gegenüber.“

KUBA

Anonyme Alkoholiker: zum Leben und zum Glück zurückkehren

(Mexico City, den 7.6.1993, Prensa Latina/Poonal) Havanna: Kuba, das für viele das Land des besten Rumes ist, der in der ganzen Welt genossen wird, hat vor einigen Monaten zum ersten Mal die Vereinigung Anonyme Alkoholiker, A.A. aufgenommen, deren einziges Ziel es ist, die Alkoholsucht zu bekämpfen und diejenigen zu unterstützen, die mit dem Trinken aufhören wollen.

Diese freiwillige Vereinigung existiert seit September 1992, als ein Zusammenschluß der mehr als 2000 nicht offiziellen Gruppierungen auf der Insel vorgenommen wurde. Diese Vereinigung steht unter dem gleichen Gesetzesschutz wie die Vereine der Vogelschützer, Breifmarkensammler, Hörfunkfanatiker und andere kulturelle und religiöse Gruppen

Die Gründung einer Gruppe von 35 Personen -in der sich bisher nur eine Frau befindet-, wurde auf Initiative der Pastorin Estela Hernandez und dem Pastor Francisco Naranjo vorgenommen. Beide Gründer gehören dem bautistischen Tempel William Carey in dem Stadtviertel der Hauptstadt El Vedado an. Die Idee der Vereinigung kam nach der religiösen Reise des Pastors in den Vereinigten Staaten, wo er die Erfahrungen mit den A.A. aus der Nähe kennenlernte und die notwendige Literatur zusammenstellte, um in Kuba eine ähnliche Arbeit zu leisten.

Diese brüderliche Bewegung steht nicht mit einer Sekte, Religion, politischen Partei oder Organisation in Verbindung gemäß der Selbstdefinition dieser Vereinigung in der ganzen Welt.

Die A.A. arbeitet mit mehr als fünfundneunzigtausend lokalen Gruppen in mehr als 140 Ländern. In dieser Vereinigung sind mehr als 2 Mio. Alkoholiker rehabilitiert worden und nach Meinung ihrer Förderer hat sie eine Politik der „Mitarbeit ohne Beitritt“ gegenüber anderen Institutionen, die sich mit dem gleichen Problem befassen, entwickelt.

Die Gruppierung der kubanischen Alkoholiker wurde eigens von den Mitgliedern mit dem Namen „SUENO“ getauft, um damit ihre bis dahin unvorstellbare Fähigkeit zu bennenen, mit dem Trinken aufzuhören.

Es gibt keinen Vorgesetzten, nur einen Sekretär, der die Aktivitäten organisiert und einen Schatzmeister, der die „Septime“ verwaltet, einen Fons für freiwillige Spenden, damit Tee, Kaffee und andere Getränke angeboten werden können. Außderdem beten sie das Gebet der Heiterkeit, das ihnen bei den 12 Schritten und den 12 Traditionen der anonymen Alkoholiker hilft.

Offizielle Statistiken halten fest, daß in Kuba, ein Land mit 10 Mio. Einwohnern und der höchsten Rumproduktion in der Welt, 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung regelmäßige Trinker und 4 Prozent Alkoholiker sind.

Die Arbeit der Vereinigung hilft in der Therapie, die von dem kubanischen Gesundheitsfürsorgesystem vogenommen wird. Dieses wird von der bautistischen Priesterin als sehr kompetent bezeichnet, wirke sich aber nachteilig für die anonymen Alkoholiker aus.

Hernandez und einige Alkoholiker, die von PRENSA LATINA interviewt wurden, äußern, daß wenn ein Kranker unter normalen Umständen aus der Behandlung entlassen wird, er sich normalerweise wieder in das Medium begibt, in dem sich Alkoholiker befinden, die nicht mit dem Trinken aufhören wollen. Wenn er sich aber der Vereinigung der A.A. anschließt, ist er mit Leuten zusammen, die nüchtern bleiben wollen.

An die Türen der A.A. klopfen nach deren Aussagen „Schwere Fälle“, die schon drei, vier oder fünf Mal im Krankenhaus waren und die versichern,-ohne die Möglichkeiten der Wissenschaft anzuzweifeln-, daß sie bei der brüderlichen Organisation eine solidere und definitivere Heilung erfahren hätten.

„Hier sind wir selbst die Ärzte, unsere Hilfe, die wir uns gegenseitig geben ist unsere Medizin. Es sind unsere eigenen Erfahrungen, die uns allen helfen. Der Alkohol greift sowohl den Bettler als auch den Minister an, sowie gesagt wird, daß AIDS kein Gesicht hat, dies hier hat auch kein Gesicht“, sagt Juan, Facharbeiter und Alkoholiker, der SUENO mitgegründet hat.

Die Zusammensetzung von A.A. ist sehr heterogen. Sie reicht von „Berufstätigen hohen Niveaus und Funktionäre bis zu Dachdecker und Zimmermänner“. Sie nehmen gegenseitig gemeinsame Charakterzüge wahr.

„All das, was mit dem Alkohol zu tun hat, hat unwiderrufliche Konsequenzen, sowie jede chronische, progressive und tödlich ausgehende Krankheit: es werden die Verbindungen mit der Gesellschaft, der Familie und der Arbeit zerstört,“ versichert der Jugendliche in dem Interview.

„Ein -Süchtiger- leidet unter ökonomischen Problemen, durchläuft einen körperlichen und gesundheitlichen Verfallsprozeß, verliert Teil der Neuronen, hat Schwierigkeiten beim Denken und bei der Artikulation. Auch die Bewegungen werden abrupt und charakteristisch.“

Die anonymen kubanischen Alkoholiker bezeichnen sich selbst als großzügige, respektvolle und würdevolle Menschen, die nicht das machen wollen, was sie machen und wenn sie zur Nüchternheit zurückgekehrt sind, schämen sie sich, wenn sie der Trunkenheit nochmal verfallen.

In diesem Sinne äußert sich die Pastorin, es sei wichtig, daß die Familie anerkennt, daß der Alkoholiker ein Kranker ist und nicht seinem Glück überlassen werden darf.

Die Mitglieder von A.A. versichern, daß der Alkohol für jeden einzelnen eine Gefahr darstellt. Juan sagt, daß er mit 17 angefangen hat zu trinken und daß der Alkohol seit dem sein ständiger Begleiter auf Festen, Versammlungen und Treffen mit Frauen war.

Er stimmt zu, daß Alkoholiker zu sein bedeutet, sich auf einem jahrelangem Weg ohne Kontrolle zu befinden. Am Anfang nimmt niemand wahr, was es bedeutet. Nach zweieinhalb Jahren Nüchternheit fühlt sich Juan glücklich: „weil ich nicht bis zum Boden gelangt bin, aber ich war sehr nahe dran.“

„Vor ungefähr zwanzig Jahren kannte mein Leben keine Bremse aufgrund des Alkohols. Ich hatte Probleme zuhause. Ich streitete mich mit den Kindern und mit meiner Frau. Ich hatte Schwierigkeiten mit der Arbeit und in meinem persönlichen Leben. Aber ab dem Zeitpunkt als meine Tochter mich zu A.A. brachte bin ich wie neu geboren,“ sagt Roberto, ein 52 jähriger Funktionär, der 36 Jahre dem Alkohol gewidmet hat.

Ein großer Prozentsatz von denjenigen, die zu den A.A. kommen, werden nicht geheilt, weil der Alkoholismus nach Angaben von Medizinern nicht heilbar ist. Doch sie kommen soweit, daß sie nicht mehr trinken, nicht einmal ein viertel Liter Bier und auch essen sie keine Süßigkeiten, in denen Alkohol enthalten ist. Sie behaupten, daß sie weiterhin Alkoholiker sind, in dem Fall passive.

Die Mitglieder der Gruppe SUENO haben sich als Norm lediglich 24 Stunden gesetzt, ohne Alkohol zu trinken. „Gestern ist vorbei gegangen und morgen existiert nicht, das einzige, was mich interessiert ist heute,“ sagt Juan stellvertretend für seine Gefährten, mit denen er sich drei Mal pro Woche trifft. Diese geschlossenen Versammlungen sind der Ersatz für den Alkohol. Wenn sich Volksfeste ankündigen, in denen alkoholische Getränke verkauft werden, haben sie täglich eine Versammlung, um sich vor der Versuchung zu schützen.

„Dieses Programm hat mir nicht nur in Beziehung auf den Alkohol geholfen, sondern auch in meinem täglichen Leben, in meiner Art zu denken. Das Programm hat mich von großen Gewissensbissen befreit und von einem Schuldgefühl, das ich hatte. Deshalb sind wir so begeistert, sagt der Jugendliche in Bezug auf die Arbeit von A.A.

Die zunehmende Akzeptanz dieser Arbeit -es wurde zudem eine neue Gruppe in der Provinz Villa Clara eröffnet, die sich „Neues Leben“ nennt-, hat es ermöglicht, daß eine Parallelgruppe „Al-ANON“ gegründet wurde, in der die Teilnehmer lernen, die Krankheit des Familienmitgliedes kennenzulernen und zu behandeln.

Die Erfahrung Kubas summiert sich zu denen, die in der ganzen Welt gemacht wurden und die ersten Resultate, obwohl sie noch bescheiden sind, verallgemeinern sich.

Viele, die vor weniger als einem Jahr den A.A. beigetreten sind, sind schon in der Lage mit anderen Alkoholikern zu arbeiten und ihnen bei der Überwindung ihrer Krankheit zu helfen. Ehefrauen, Kinder, Freunde und die kubanische Gesellschaft anerkennen diese Brüderlichkeit.

PANAMA

Die Indianerbevölkerung fordert Autonomie

ALAI 500 Jahre nachdem die Eroberer in Abya Yala ankamen, ist die Autonomie in einer der gewalttätigsten Eroberungen der Indianergruppen in Panama unabdingbar für die Existenz und Entwicklung der autokraten Kultur und Tradition geworden. Die Indianerbevölkerung in Panama beträgt 194.269 Personen – 8 Prozent der 2,4 Mio. Einwohner. Die Autonomie ist die Garantie für das Fortbestehen dieses Volkes. Dies teilen die Indianer der Ethnien Kuna, Ngöbe und Emberá-Wannan mit.

Für die historischen Rechte

José Oller, Kazikenvorsteher des Landteils Madugandí, der sich in der Region Alto Bayano befindet, östlich von der Hauptstadt, sagt: „Wir Indianer haben das Recht, das Land zu verteidigen, deshalb fordern wir von der Regierung die Verabschiedung eines Gesetzes, das erlaubt, das Gebiet der Mandungandi zu gründen. Dies ist seit 16 Jahren der Wunsch des Volkes der Kuna und Emberá. Oller äußert, daß sein Volk Maßnahmen vorgenommen hat, um Aufmerksamkeit bei der Regierung zu erlangen, damit die Einnahme des Landes durch die „colonos“ verhindert wird, die seit 1990 immer weiter fortschreitet. „Aber ohne Demarkationslinie, haben die „colonos“ keinen Respekt vor der Indianerbevölkerung. Sie sind in unser Land eingdrungen, ohne die Behörden vorher zu konsultieren. Dafür brauchen wir das Gesetz, führt der Kuna-Kazike weiter aus. Die „colonos“ setzen sich mehrheitliich aus armen Bauern zusammen, die aus dem Zentrum des Landes kommen. Sie werden von den Indianern und ökologischen Gruppen beschuldigt, viele Hektar von unberührtem Waldgebiet durch Ackerbau und Viehzucht zu entforsten. „Die Gesetzgeber haben nicht das geringste Interesse, das Vorprojekt zu genehmigen, deshalb haben wir, die 15 Gemeinden von Madungandi, ein stärkeres Durckmittel entworfen, das wir jetzt anwenden werden, sagt der Kazike Oller. Im Mai haben ungefähr 5000 Kuna- und Emberáindianer den Govaneur der Provinz Panamas Plutarco Arrocha entführt. Dies sollte als Druckmaßnahme dienen, um die 500 „colonos“, die ihr Land besetzt haben, auszuweisen. Das Vorprojekt, das die Bildung des Gebietes Mandungandi vorsieht, befindet sich in der Nationalversammlung, um genehmigt zu werden. Trotzdem, bis heute sein Inhalt nicht diskutiert worden, trotz der Proteste der Indianer. Der Kazike general de Kuna Yala Leonidas Kantule äußert seinerseits, daß die Regierung das Problem der Indianer als zweitrangig ansieht. Sie behandeln uns einfach wie Sklaven. Die Lösung der Regierung ist es, die Indianer auszurotten. Das Gebiet von Kuna Yala liegt im karischen Meer. Sein Terretorium schließt den Küstenstreifen zwischen dem Meer und dem Gebirgsstreifen ein, der sich parallel zur atlantischen Küste erstreckt. Das Volk lebt auf 48 Inseln verteilt. Seine Einwohnerzahl beträgt nach der letzten Volkszählung von 1990 ca. 47.298 Personen. Der Kazike führt weiter aus, daß die soziale, politische und kulturelle Diskriminierung von anderen Regierungen „gelernt“ worden ist ,und daß es das Ziel der Regierung ist, die Indianer nicht physisch sondern psychologisch auszurotten. Auch wenn Kuna Yala ein Demarkationsliniengesetz hat, ist der Kampf nach Meinung von Kantile darauf gerichtet, Aufträge zu verhindern, die die nationale Regierung mit internationalen Firmen macht, damit sie das Gebiet für Bergbau und Forstwirtschaft nutzen. „Wir sind mit der Erforschung und der Ausbeutung der Goldminen nicht einverstanden. Wir glauben, daß die Natur wie der Mensch idt. Wenn Gold aus den Minen geholt wird, ist es so, als ob wir wichtige Organe aus der Muttererde herausholen und diese Erde kann dann nicht mehr produzieren“, erklärt der Indianerführer. Das uneingeschränkte Abholzen von Bäumen in den Provinzen Darién, im Osten von Panama, das sowohl von den „colonos“ als auch von lokalen Holzfällern und ausländischen Firmen vorgenommen wird, hat dazu geführt, daß in den letzten jahren ein Durchschnitt von 90.000 Hektar Land jährlich abgeholzt wurde. „Der Baum ist ein lebendes Gebilde so wie wir. Wenn wir krank werden, suchen wie Pflanzen, um uns zu heilen. Wir brauchen den Baum, weil er Sauerstoff produziert. Deshalb verteidigen wir die Umwelt. Der „colono“ sieht die Muttererde nicht als etwas menschliches an, sondern einfach als Materie, die zu komerziellenZwecken gebraucht wird“, sagt Kantule.

Das Gebiet der Comarca als Lebenszentrum

Aristides Thomas, Präsident des Regionalkongesses Ngöbe-Buglé (Guaymí) aus Bocas del Toro sagt, daß die Ngöbe-Buglé seit mehreren Jahren die Bildung des Comarcagebiets fordern, die die drei Provinzen zusammenschließt, in denen sich die Ethnien: Bocas del Toro, Chiriquí und Veraguas befinden. Seit 1980 wird die Debatte um die Autonomie von Ngöbe geführt und ein Hauptkonfliktpunkt war die Verwaltung dieser Regierung, die über das Terretorium verfügen soll und die Vorlage der Abgrenzungen. „Die Bildung des Comarcagebiets Ngöbe-Buglé hat vier Hindernisse: der Landbesitz, die natürlichen Ressourcen, die Regierungsverwaltung und die Abgrenzung. Diese Punkte stehen bisher zur Diskussion und wir haben diese Themen nicht konkretisieren können. Sie sind der Lebenskern der Comarca“, erklärt Thomas. Das Volk NgÖbe-Buglé stellt den größten Teil der Indianerbevölkerung des Landes dar. Nach der letzten Volkszählung betrug ihre Einwohnerzahl 123.626 Personen. Er weist darauf hin, daß die Comarca für die Indianerbevölkerung eine Hoffnung für die Zukunft der neuen Generation darstellt. Nach offiziellen Angaben ist das NgÖbevolk am meisten von der schweren Armut, der Unterernährung und ansteckenden Krankheiten wie Tuberkulose und Masern betroffen. „Mit der Bildung der Comarca NgÖbe-Buclé können wir die soziale Entwicklung unseres Volkes erreichen, teilt der bocatorenische Indianerführer mit. Parallel zu den Forderungen der Indianer nach Demarkierung ihres Territoriums, existiert die Verabschiedung des Abkommens 169 über die Indianerbevölkerung und Indianerstämmen der unabhängigen Länder (1989), die die nationale Regierung verfaßt hat. Der Indianerführer klassifizierte dieses Instrument als sehr wichtig für die autokraten Gemeinden in Panama, da sie damit den Respekt und die Rechtskraft der Menschenrechte der Indianer einforden können.

In Verteidigung der Muttererde

Andererseit signalisiert Arsenio Bacorizo, Kazike „nicht comarca“ aus der Region Arimae, die sich in der Provinz Darién befindet, im Osten des Landes, wo sich 16.000 Indianer der Ethnie Emberá-Wauman befinden, daß die Hauptforderung seines Volkstammes ist, die legale Anerkennung des Gebietes zu erlangen, das von 500 Personen bevölkert wird. Arimae, ist ein Volk, das sich neben der Landstraße befindet, die nach Tapón del Darién führt, Grenzort mit Kolumbien. „Wir versuchen bei der Regierung ein Gesetz durchzubekommen, das für die Indianer bestimmt ist, die nicht Comarca sind. In der nationalen Konstitution gibt es einen Artikel, der von Kollektivländerein spricht. Mit diesem Gesetz kann man ein Spezialgesetz erarbeiten“, sagt der Emberá-Waunan Führer. In dem Artikel über Agrarvereinbarungen, hält die Konstitution von 1972 fest, daß „der Staat den Indianergemeinden Landreservate und Kollektivbestitz von Land garantiert, damit sie wirtschaftliches und soziales Wohlbefinden erlangen können. Das Gesetz regelt dieses Verfahren, das mit dem Ziel verfolgt werden soll, entsprechende Landabgrenzungen vorzunehmen, ohne jedoch Privateigentum zu erlangen. Auch bestätigt der Indianerführer, daß sein Volksstamm 1986 die Indianerorganisation für kollektives Land Emberá-Wauman gegründet hat. Die höchsten Autoritäten bilden der nicht-comarca Kazike, der regionale Kazike und natürliche Führer, die einzelne Parzellen repräsentieren. „Wir haben fast schon die Reglementierung der Organisation, es fehlt nur noch, daß sie unser Gebiet anerkennen und wir setzen uns ein für eine juristische Beratung ein, um das Spezialgesetz für die nicht-comarca Indianergruppen durchzusetzen, teilt Bacorizo mit. Bacorizo sprach sich ebenso wie der Führer Ngöbe Aristides Thomas für die Einigung der Indianervöler aus und für ihre Autonomie, die auch die Emberas fordern. Wir sind gesondert gekommen, um zu kämpfen“. Er bezeichnet die Einigung als „transzendet“ für die indianische Bevölkerung Panamas. Dennoch meint er, daß dieser Prozeß mit langsamen Schritt vollzogen werden muß, um Zeit zu haben, uns besser kennenzulernen und um die Arbeit zu koordinieren. Er bestätigte, daß das wichtigste in diesem Prozeß ist, die Generalversammlungen jedes einzelnen Volkes zu respektieren, weil diese die höchsten Autoritäten der Indianervölker sind. Auch der Kazike des Gebietes Cémaco, in der Provinz Darién, Elpidio Rosales meint, daß das Volk Emberá-Waunan bedroht ist durch die Ausbeutung der Mineralien dieser Region. Rosales, der 27 Ansiedlungen Von Emberás repräsentiert, sagt, daß am Rande des Flusses Turqueso, wo er wohnt, die Ausbeutung der Goldminen schon jahrelang die Gewässer seines Resevates verschmutzt. Die Ausbeutung dieser Minen wird nach Aussagen von Indianern auch von Kolumbianern vorgenommen, die dafü den dichten Urwald Darién durchkreuzen. Trotz des Gesetzes Nr. 22 vom 8. November 1983, das die Comarca Emeberá regelt „hat die Regierung immer das Monopol“. Im letzten April prüften Indianer des Emberá-Waunan Volkes die Carta Orgánica vom Novemver 1983 nach und unter anderem wurde dem Bereich Familienbesitz nachgegangen. Als Familienvermögen wird die Niederlassung bezeichnet, wo der Indianer geboren wurde, wo er lebt und stirbt. Es steht fest, daß Jede Familie aus Emberá 20 Hektar Land zur Verfügung hat. Nach Angaben von dem Kaziken Rosales, wurde die „Carta Organica“ von dem Kongres bewilligt und es fehlt lediglich die Zustimmung von dem Regierungsministerium und dem Justizministerium.

Nationaler Streik der Indianerbevölkerung

„Die indianischen Völker in Panama stehen auf Kriegsfuß“, so ist die Anklage der nationales Ethnien. wenn am 28 Mai nicht das von den Comarcas eingereichte Gesetzespacket vom Nationalkongreß bewilligt wird, wird ein Aufstand folgen wie bei der Revolution im Jahre 1925, der von dem Kaziken Cacique Nele Kantule angeführt wurde. Der nationale Streik der Indianer am 27. und am 28. Mai hatte das Ziel, die „sofortige Bewilligung der Gesetze der Comarcas durchzuführen“, in Abstimmung mit den historischen Rechten der Indianer. Innerhalb dieser Gesetze befinden sich: Das Gesetz der Comarca Madugandí, das Grundgesetz der Comarca Kuna Yala und das Reservatgesetz der Wargandí, das Gesetz der Comarca NgÖbe-Bugle, das Gesetz der Comarca Emberá-Waunan und die Bewilligung des Abkommens 169 der OIT und dem Fons der Indianer.

von Marcelina Samaniegot

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