Polizei schließt Freies Radio in Bundesstaat São Paulo

(Buenos Aires, 20. Februar 2009, púlsar).- Das Freie Radio von Campinas, im Bundesstaat São Paulo, ist an Mittwoch morgen (19.01) von der Polizei geräumt und versiegelt worden. Der Sender existiert seit 1986 und gilt in Brasilien als Beispiel für alternative, nichtkommerzielle Kommunikation.

Nach Angaben von Redaktionsmitgliedern brachen 12 Polizist*innen in Begleitung von 2 Schlossern, Beamt*innen der Nationalen Telekomunikationsbehörde und ein Kommissar gegen 5 Uhr 30 die Tür zu den Senderäumen auf. Sie beschlagnahmten alle technischen Geräte und zerstörten Teile der Einrichtung. Der richterliche Beschluss für den Einsatz stammt vom Juni 2007.

Radio Muda ist ein Kollektiv von über Hundert Medienmacher*innen und Aktivist*innen. Ihnen geht es um den Kampf für eine demokratische Kommunikation und gegen die Monopolstellung der kommerziellen Medien, die sich in der Hand weniger Familien befinden. Ein erklärtes Ziel des Kollektivs ist bekanntzumachen, was überhaupt ein Freies Radio ist und andere dabei zu unterstützen, neue freie Sender aufzubauen.

Radio Muda überträgt vom Campus der Staatlichen Universität von Campinas (Unicamp) auf der Frequenz 105.7 FM und erreicht zeitweise über 100.000 Menschen. Die Radiomacher*innen kündigten schon bald nach der Räumung an, bald wieder auf Sendung zu sein. Eine Unterstützungskampagne ist bereits angelaufen.

Kurze Zeit nach der Räumung erschien auf der Website der Globo-Gruppe, dem größten Medienkonsortiums Brasilien, ein Bericht, in dem Radio Muda als „Piratenradio“ bezeichnet wird. Die Schließung des Senders wird dem Bericht zufolge mit Störungen der Frequenzen des zivilen Flugverkehrs begründet. Außerdem wird die Schließung eines weiteren Radios in Guarulhos, einem Außenbezirk von São Paulo, erwähnt.

Die angebliche Störung des Funkverkehrs ist in Brasilien das Standardargument, mit dem Radioschließungen begründet werden. Mehrere Tausend Radios wurden in den vergangenen Jahren geschlossen und ihre Betreiber teilweise juristisch verfolgt. Seitens der Radioaktivist*innen liegt das Problem jedoch nicht bei den nie bewiesenen Funkverkehrsstörungen, sondern im fehlenden politischen Willen der Regierung, nicht-kommerziellen Sendern Lizenzen zu erteilen.

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