Mord an Schauspieler der „Caja Lúdica“

von Thomas Guthmann

(Berlin, 10. Februar 2011, npl).- Der 24-jährige Victor Leiva wurde am Mittwoch den 2. Februar 2011 im Stadtzentrum von Guatemala Stadt ermordet. Der Schauspieler und politische Aktivist kam gerade aus einem Lebensmittelladen, als ein Pick-Up und ein Motorrad anhielten und unvermittelt mehrere Schüsse auf den Rücken des Schauspielers abfeuerten. Die Tat gleicht einer Hinrichtung, ein politischer Hintergrund für den Mord kann nicht ausgeschlossen werden.

Leiva, der von allen „Mono“ genannt wurde, gehörte zur „Caja Lúdica“ (Spielbox), einer politischen KünstlerInnengruppe, die in Armenviertel gehen um dort mit der Bevölkerung zu arbeiten. Mit ihrer Kunst, die einen sehr stark partizipativen Charakter hat, wollen sie die Zivilgesellschaft in Guatemala stärken. Die Caja Lúdica ist Teil eines lateinamerikaweiten Netzwerkes von Künstler*innen, die ihre Arbeit als Beitrag zu sozialem Wandel und Gerechtigkeit verstehen.

Schauspielarbeit für die Selbstermächtigung der Bevölkerung

Leiva ist nicht der erste soziale Aktivist, der unter diesen Umständen ermordet wurde. Immer wieder geraten politische und soziale Aktivist*innen ins Visier von Banden und Todesschwadronen. Oftmals geraten sie beim so genannten „Krieg“ gegen die in ganz Mittelamerika aktiven Jugendbanden der Maras zwischen die Fronten zwischen Sicherheitskräften und Banden.

Trotz Friedensabkommen und demokratischen Wahlen, die mit Álvaro Colom 2008 sogar einen Sozialdemokraten ins Präsidentenamt gebracht hat, gibt es für soziale Basisaktivist*innen keinen ausreichenden Schutz. So wird das Theaterspielen in Armenvierteln oder auf dem Land zur gefährlichen Tätigkeit, da alle Formen der politischen Arbeit, die auf Selbstermächtigung der Bevölkerung abzielen, weil sie der mächtigen Oligarchie ein Dorn im Auge sind.

Ermordung von Victor Leiva kein Einzelfall

Die Caja Ludica gehört zu den wenigen demokratischen Strukturen im Land, die sich mit ihrer Arbeit für die Rechte der Indígenas und der Armen stark macht. Dem ermordeten Victor Leiva ging es immer darum, dass Menschen ihre Rechte selbst in die Hand nehmen. Wegen ihrer Arbeit sind Aktivist*innen der Caja Lúdica bereits mehrfach ins Visier von Banden und Todesschwadronen geraten und häufig Attacken ausgesetzt. So wurden bereits 2009 drei Aktivist*innen der Spielbox innerhalb weniger Wochen ermordet. Guatemala kann sich auch insgesamt nicht mit einer guten Mordaufklärungsquote brüsten. Morde an jungen Männern werden in Guatemala aber so gut wie nie aufgeklärt.


Hintergrund: Maras in Zentralamerika (Audiobeitrag von Radio onda)

 

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