Mit Brutalität an die Spitze

von Wolf-Dieter Vogel

(Berlin, 16. Juli 2013, taz).- Miguel Ángel Treviño hat einen ungewöhnlichen Aufstieg hinter sich. Vor ihm konnte beim Drogenkartell der mexikanischen Zetas keiner was werden, der nicht gedient hat. Der also nicht das hervorragende Training hinter sich hat, mit dem Elitesoldaten vorbereitet werden: Drogenbekämpfung, Abhörtechniken, Selbstverteidigung.

 

Vom Autodieb zum Boss der Zetas

Treviño alias „Z-40“ hat es auch ohne Militärdienst geschafft, ganz nach oben zu kommen. Ob das mit rechten Dingen zugegangen ist, sofern man in einer Mafia-Truppe von rechten Dingen sprechen mag, ist äußerst fraglich. Mit seinem Vorgänger Heriberto Lazcano Lazcano alias „der Henker“ lag er lange im Streit. Als der Henker dann im letzten Oktober bei einer Schießerei mit Soldaten ums Leben kam, fragte man sich unter den Zetas: Hat „Z-40“ den Boss verraten?

Treviño konnte seine Stellung als Zetas-Chef nicht lange genießen. Nach zehn Monaten geriet er am Montag in die Fänge von Soldaten, nun sitzt er im Gefängnis. Seine Organisation gilt als raffiniert, flexibel und äußerst gewalttätig, der 40-Jährige dürfte sich durch Brutalität durchgesetzt haben. Seine Gegner, so heißt es, habe er mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leib angezündet.

„Familienbetrieb“ in Schwierigkeiten

In jungen Jahren hatte sich Treviño in seiner Heimatstadt Nuevo Laredo an der Grenze zu den USA als Autodieb durchgeschlagen und sich dann als lokaler Drogenboss einen Namen gemacht. Die Zetas wurden für ihn zur Heimat und zum Familienbetrieb: Mindestens sechs seiner zwölf Geschwister sind für das Kartell tätig. Zwei von ihnen gelten ebenfalls als Führungskräfte, wobei einer von ihnen, José Treviño, derzeit in den USA im Gefängnis sitzt, weil er dort mit Pferdewetten Geld gewaschen haben soll.

Sicher werden seine Angehörigen viel Schmiergeld und nötigenfalls Waffen einsetzen, um ihren Miguel Ángel freizubekommen. Doch ob er draußen noch lange eine Zukunft hat? Die Feindschaften innerhalb seiner Zetas werden immer brutaler ausgefochten. Und bislang ist eine Frage nicht geklärt: Woher wussten eigentlich die Soldaten, wo „Z-40“ am Montag unterwegs war?

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