Militärabkommen: Südamerika hat reichlich Grund zur Sorge

von Garry Leech*

(Darmstadt, 11. November 2009, amerika21.de).- Mehrere Staatschefs in Südamerika haben öffentlich ihre Besorgnis über das kürzlich unterschriebene Abkommen zwischen den USA und Kolumbien ausgedrückt. Das Dokument stelle eine Bedrohung für die linksgerichteten Länder Südamerikas dar, erklärten diverse Staatschefs, insbesondere der venezolanische Präsident Hugo Chávez, aber auch Brasiliens Luiz Inácio “Lula” da Silva oder Evo Morales aus Bolivien. Es verschafft den USA einen langfristigen Zugang zu sieben Militärbasen auf dem Territorium seines engsten Verbündeten in Lateinamerika.

Der kürzlich veröffentlichte Text des Militärabkommens und ein damit zusammenhängendes Dokument des Pentagon beweisen, dass die Befürchtungen von Chávez und anderer südamerikanischer Staatschefs keinesfalls Paranoia sind. In dem Haushaltsvorschlag des Pentagons für den Militäretat im Haushaltsjahr 2010, der dem Kongress im Mai 2009 vorgelegt wurde, beantragte die US-Luftwaffe 46 Millionen US-Dollar zur Finanzierung der Nachrüstung der Palanquero Luftwaffenbasis – die größte überlassene Basis innerhalb des Abkommens. Wie das Dokument verdeutlicht, gehen die Absichten des US-Militärs zur Nutzung der kolumbianischen Basen weit über die Grenzen Kolumbiens hinaus, bis hin zu denjenigen Ländern Südamerikas, die als Bedrohung der US-Interessen gelten.

Laut der US-Luftwaffe bietet die Luftwaffenbasis Palanquero “eine einmalige Gelegenheit, umfassende Operationen in einer kritischen Teilregion unserer Hemisphäre durchzuführen, in der Sicherheit und Stabilität ständig durch Rauschgift-finanzierte Aufstände, Anti-US-Regierungen, vorherrschende Armut und wiederkehrende Naturkatastrophen bedroht sind.” Der Ausdruck “umfassende Operationen” (full spectrum operations) bedeutet laut dem Dokument, dass der kolumbianische Stützpunkt nicht nur als Ausgangsbasis für Drogen- und Terrorbekämpfungsoperationen, sondern für jedwede Form militärischer Operationen in ganz Südamerika genutzt werden kann.

Folglich beschränkt das Militärabkommen die Aktivitäten des US-Militärs weder auf das Territorium Kolumbiens, noch auf Drogen- und Terror-Bekämpfungsoperationen. In seiner Kongressvorlage machte die US-Luftwaffe die Bedeutung von Kolumbiens größter Luftwaffenbasis deutlich. Mit dieser könnten die Ziele des US-Militärs überall in Südamerika erreicht werden, einschließlich Operationen gegen “die Bedrohung durch Anti-US-Regierungen”.

* Autor Garry Leech ist US-amerikanischer Journalist und Kolumbien-Experte. Er betreibt das Informationsportal Colombiajournal.org und ist Autor des Buches “Beyond Bogotá – Diary of a Drug War Journalist in Colombia”.

 

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