Mädchen in Oaxaca können weiterhin verheiratet werden

von Citlalli López Velázquez

(Mexiko-Stadt, 17. Februar 2014, cimac).- Die Reform des Zivilgesetzbuches des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca zur Verhinderung der Kinderheirat ist gescheitert. In der vergangenen Legislaturperiode ist das Mindestalter für eine Eheschließung auf 18 Jahre erhöht worden. Dennoch gibt es vier Monate nach Inkrafttreten der Reform zwei Paare Minderjähriger, die geheiratet haben. Ein weiteres wird demnächst nach einer “Mündigkeitserklärung” durch das Gericht die Ehe schließen.

Bis November 2013 schrieb der Artikel 147 des Zivilgesetzbuches vor, dass das Mindestalter des Mannes bei einer Heirat 16 Jahre, das der Frau 14 Jahre betragen müsse. Aktuell gilt für beide Partner*innen das gesetzliche Mindestalter von 18 Jahren. Eine Erlaubnis durch die Eltern oder einen Vormunds wurde abgeschafft.

“Legitime Vertreter” können Heiratsfähigkeit einholen

Die männlichen und weiblichen Abgeordneten des vorherigen Landesparlamentes ließen jedoch mit dem Artikel 151 des Zivilgesetzbuches eine Tür zur Kinderheirat offen. Dieser Artikel besagt, dass „wenn die Betreffenden 16 Jahre oder älter aber noch keine 18 Jahre alt sind, diese durch ihre gesetzlichen Vertreter vor das zuständige Gericht ziehen können, welches in wichtigen oder begründeten Fällen die Mündigkeitserklärung gemäß der Zivilprozessordnung aussprechen kann. Von dem Vorstehenden wird die Staatsanwaltschaft ordnungsgemäß unterrichtet“.

Nayeli Anguiano López, Vorsitzende des Einwohnermeldeamtes, erklärte, dass auf diese Art und Weise zwei Heiraten Minderjähriger umgesetzt wurden, eine in der westlichen Region von Oaxaca, Mixteca, und die andere im Isthmus von Tehuantepec. Eine weitere Eheschließung steht in Kürze in der Gemeinde El Espinal in Juchitán an.

Ehe mit Mädchen zum Verdecken von Straftaten

Die Reform des Zivilgesetzbuches, welche die Kinderheiraten in Oaxaca untersagen sollte, wurde von dem damaligen Abgeordneten der Arbeiterpartei PT (Partido del Trabajo), Flavio Sosa Villavicencio, vorgeschlagen, der die Eheschließungen mit Minderjährigen abschaffen wollte. Sosa argumentierte seinerzeit, dass eine solch frühe Heirat – in erster Linie von Frauen – diesen das Recht auf eine Kindheit abspreche. Außerdem würde die Erziehung unterbrochen, die Möglichkeiten im Leben eingeschränkt und das Risiko erhöht, Opfer von Gewalttaten zu werden. Damit werde die Gesundheit sowie das Leben in Gefahr gebracht.

„Merkwürdigerweise findet dieser Brauch eher bei Frauen als bei Männern Anwendung. Es werden Hochzeiten zwischen einem Erwachsenen und einem Mädchen gefeiert und in vielen Fällen damit schwere Fälle von Missbrauch verdeckt. So zum Beispiel der Handel und der Verkauf von Minderjährigen“, unterstrich er bei der Begründung.

Eine Studie der Autonomen Universität Benito Juárez von Oaxaca (UABJO) gab darüber Aufschluss, dass in bestimmten Gemeinden Frauen unter 16 Jahren bereits mindestens ein Kind hätten. Viele seien mit Männern verheiratet, die zehn oder zwanzig Jahre älter sind als sie.

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