Leichnam von Victor Jara exhumiert

(Havanna, 04. Juni 2009, prensa latina).- Der Leichnam des chilenischen Liedermachers Victor Jara wurde am 4. Juni exhumiert. Jara war 1973, kurz nach dem Militärputsch von Augusto Pinochet ermordet worden. Die Exhumierung wurde aufgrund einer richterlichen Anordnung durchgeführt, um die Ermittlungen zu diesem Mordfall voranzubringen. Aus diesem Anlass hatten sich auf dem Hauptfriedhof von Santiago einige Familienangehörige des Ermordeten eingefunden, unter anderem Jaras britische Witwe Joan Turner, der tags zuvor von Präsidentin Michelle Bachelet die chilenische Staatsbürgerschaft verliehen worden war.

Laut Aussage des mit diesem Fall betrauten Ministers Juan Fuentes soll durch die Untersuchung geklärt werden, wie und wann Jara starb und ob es stimmt, dass ein Offizier mit dessen Kopf „russisches Roulette“ gespielt habe.

Der Entscheidung von Fuentes, den Leichnam exhumieren zu lassen, war die Festnahme von José Paredes vorausgegangen. Paredes war einer der für Jara und andere Gefangene im Stadion Estadio Chile verantwortlichen Rekruten. Dieser hatte gestanden, den tödlichen Schuss auf Jara abgegeben zu haben. Allerdings widerrief Paredes später seine Aussage und leugnete, überhaupt am Tatort gewesen zu sein, hieß es aus Justizkreisen.

Paredes befindet sich momentan im Hochsicherheitsgefängnis von Santiago. Er ist als einziger wegen dieses Mordes in Haft, obwohl inoffiziell die Namen von weiteren daran beteiligten Militärs bekannt sind.

Jara war für Lieder wie etwa „Te recuerdo Amanda” und “Plegaria del labrador” bekannt. Er war Professor an der Staatlichen Technischen Universität UTE (Universidad Técnica del Estado), wo er auch festgenommen und zum Stadion Estadio Chile verschleppt wurde. Dort wurde er gefoltert, als die Putschisten in ihm den Allende–nahen Künstler erkannten.

Paredes hatte ursprünglich ausgesagt, dass ein bisher nicht identifizierter Leutnant vor den Augen des damaligen Oberleutnants Nelson Haase und weiteren Soldaten mit Jara „russisches Roulette“ gespielt habe, bis er diesen schließlich mit einem Kopfschuss tötete. Daraufhin befahl er den Anwesenden, Jara ‚den Rest zu geben’, weshalb dessen Körper später 44 Einschüsse aufgewiesen habe.

Jaras Witwe und ihr Anwalt Nelson Cuacoto zeigten sich über die Fortschritte zufrieden, betonten jedoch, dass die höher gestellten Verantwortlichen für den Mord ermittelt werden müssten.

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