Kritische Radiojournalistin gefeuert

Grund für die Entlassung soll die Mitgliedschaft ihres Teams auf der neuen Enthüllungsplattform „Méxicoleaks“ sein. Noticias MVS kündigte zunächst zwei Mitarbeitern ihres Teams, und als Aristegui deren Wiedereinstellung forderte, wurden sie und der Rest des Teams ebenfalls entlassen.

„Angriff auf die Meinungsfreiheit“

Am Montag, 16. März erklärte Aristegui, es wehe ein autoritärer Gegenwind durchs Land; aber sie und ihr Team seien entschlossen, um die Meinungsfreiheit zu kämpfen. Es handele sich um einen Angriff auf die Meinungsfreiheit, der allem Anschein nach von langer Hand geplant worden sei. Tatsächlich sind die beiden zuerst entlassenen Mitarbeiter Aristeguis genau diejenigen gewesen, die den Skandal um das mexikanische Weiße Haus aufgedeckt hatten.

In den sozialen Netzwerken wie Twitter wertet man die Entlassungen als Repressalie für ihre Recherchen und sieht einen Akt der Zensur. Hunderte demonstrierten bereits am Montag für die Wiedereinstellung von Aristegui, rund 170.000 Menschen unterzeichneten eine entsprechende Petition. Sie vermuten, kritischer Journalismus soll besonders kurz vor den Wahlen am 7. Juni mundtot gemacht werden. Gleichzeitig hackte Anonymous México die Webseite von MVS und veröffentlichte dort eine angebliche Erklärung, in der das Unternehmen um Entschuldigung bittet.

Kritisch und kompromisslos

Seit Jahren arbeitet Aristegui als Investigativreporterin, und seit Jahren hat sie immer wieder Ärger mit der mexikanischen Regierung und ihr nahe stehenden einflussreichen Kreisen bekommen. 2008 wurde ihr Vertrag mit dem zur regierungsnahen Televisa-Gruppe gehörenden Sender W Radio nicht verlängert. 2011 wurde sie von ihrem jetzigen Arbeitgeber, Noticias MVS entlassen, nach Protesten aber kleinlaut wieder eingestellt. Die Regierung hatte vom Chef von MVS verlangt, Aristegui solle sich für Bemerkungen über den Präsidenten entschuldigen, was die Journalistin jedoch ablehnte. Ihre kritische und kompromisslose Haltung hat sie zur Ikone gemacht, seit 2009 moderierte sie täglich von 6 bis 10 Uhr ein Morgenmagazin, das zu den beliebtesten Radiosendungen Mexikos zählt.

Die vorerst letzte Sendung Aristeguis wurde am 13. März ausgestrahlt. Es wird sich zeigen, ob Noticias MVS weiter dem Druck der Regierung nachgibt – oder dem Druck der Öffentlichkeit.

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