Kritik an Ermittlungen im Fall des ermordeten Journalisten Brad Will

von Darius Ossami, Mexiko-Stadt

(Berlin, 25. Oktober 2008, npl).- Am 27. Oktober 2006, auf dem Höhepunkt der monatelangen Proteste gegen den Gouverneur des mexikanischen Bundestaates Oaxaca (siehe Poonal Nr. 722, 730, 740, 741), filmte der Indymedia-Journalist Bradley (Brad) Will Auseinandersetzungen zwischen Anhänger*innen der APPO, der Versammlung der Völker Oaxacas, und mutmaßlichen Mitarbeitern der Verwaltung und der Polizei Oaxacas. Während dieser Dreharbeiten fielen plötzlich Schüsse, die ihn trafen. Brad Will verstarb kurz darauf.

Nachdem sich die Ermittlungen zu dem Fall fast zwei Jahre lang hinzogen, geht die Generalstaatsanwaltschaft Mexikos (PGR) nun von einem Täter aus den Reihen der APPO aus, der bereits in Untersuchungshaft sitzt.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisierte dieses Vorgehen der PGR scharf. In einer Presseerklärung beschuldigte sie die PGR, die Behörden in Oaxaca zu beschützen und den Gouverneur Ulises Ruiz von jeder Verantwortung freisprechen zu wollen. Für sie ist klar, dass der oder die Täter aus den Reihen der Polizei und der Verwaltung des Bundesstaates Oaxaca kommen.

Auch die Nationale Menschenrechtskommission übte Kritik Deren Präsident José Luis Soberanes Fernández befürchtet, dass ein Unschuldiger verurteilt werden könnte. Die plötzliche Eile der Staatsanwaltschaft, den Prozess zu Ende bringen zu wollen, begründet Luis Soberanes mit Druck aus den USA. Zuvor hatte die Menschenrechtskommission eine Einschätzung zu dem Fall abgegeben. Demnach sei Brad Will aus einer Distanz von 40 Metern erschossen worden und nicht, wie von der Staatsanwaltschaft behauptet, aus zwei Metern.

Nach den tödlichen Schüssen waren zunächst zwei Männer aus der Stadtverwaltung und der städtischen Polizei verhaftet worden. Wenig später wurden sie jedoch wieder freigelassen, offiziell auf Grund von “Datenschwund”. Danach passierte fast zwei Jahre lang nichts.

Am 27. Oktober 2006 waren neben Brad Will noch weitere fünf Menschen getötet worden, alle auf Seiten der Oppositionellen. Zwei Tage später schickte die Zentralregierung von Felipe Calderón Einheiten der Bundespolizei, um in Oaxaca die “Ordnung wiederherzustellen”.

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