Kohlemine bedroht Existenz des indigenen Volkes Wayúu

(Concepción, 06. August 2012, medio a medio-poonal).- Die Kohlemine Cerrejón, der „Schwarze Tod“, gelegen auf der Halbinsel La Guajira im Norden Kolumbiens, ist nicht nur die größte Tagebaumine der Welt. Sie hat auch das indigene Volk der Wayúu an den Rand des Aussterbens gebracht. Die Kohlestaubwolke der multinationalen Unternehmen, das Ablassen der Säure und die Dynamitrückstände im Fluss Ranchería haben Todesfälle, genetische Veränderungen, blutigen Durchfall, ernste Atemwegserkrankungen sowie Fehlgeburten bei Tieren verursacht. Insgesamt wurden mehr als 800 Krankheitsfälle festgestellt.

Tödliche Atemwegserkrankungen und Unfälle

Das Departement La Guajira erstellte über die ersten 24 Wochen im Jahr 2010 eine epidemiologische Studie. Demnach waren schwere Atemwegserkrankungen die zweit häufigste Todesursache in den Gemeinden Albania, Barrancas und Hatonuevo. Diese Gemeinden liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Steinkohlemine. In der Region ursprünglich lebende Völker wurden gewaltsam gezwungen, ihre angestammten Gebiete zu verlassen.

Weitere Todesopfer gab es durch Güterzüge mit denen die Kohle transportiert wird, weil die Züge vor Ziegen oder Personen, die die Gleise überqueren, nicht anhalten konnten.

Außerdem leiden die Gemeinden unter dem Lärm von Maschinen für künstlich erzeugte Erdstöße, die zur Erkundung der Kohlevorkommen eingesetzt werden. Zudem wurden Anführer*innen der Gemeinden bedroht oder bestochen und Kommunikationsmedien durch die Vergabe von Fördermitteln und Richtlinien zum Schweigen gebracht.

Angst vor neuem Vorhaben der Kohlemine

Die Betreiber der Kohlemine Cerrejón (BHP Billiton PLC – Australien und Großbritannien, Anglo American PLC – Großbritannien und Südafrika sowie Xstrata PLC – Schweiz) planen den Lauf des Flusses Ranchería auf 26,2 Kilometern Länge umzuleiten, um auf diese Weise mehr als 500 Mio. Tonnen Kohle abzubauen. Dadurch wird das Leben von Tausenden Indígenas, Afro-Kolumbianer*innen und Einwohner*innen verschiedener Gemeinden gefährdet – es ist die größte Sorge, die diese Gemeinden teilen.

Umweltstudien und sozioökonomische Untersuchungen haben zudem ausreichend belegt, dass die Gemeinden im Departement La Guajira heute ärmer sind als vor dem Kohleabbau.

Bergbauunternehmen zerstören La Guajira

Kolumbien ist für die Europäische Union eines der wichtigsten Zuliefererländer von Steinkohle. Die kolumbianische Regierung und multinationalen Unternehmen versuchen die Menschen der Region davon zu überzeugen, dass die Ziele und Absichten der privaten Interessen mit den allgemeinen Interessen der Gesellschaft übereinstimmen.

Jedoch haben sich die multinationalen Unternehmen das Land zu Eigen gemacht. Die ausbeuterischen Unternehmen bauen nicht nur Kohle ab, sondern zerstören auch die Umwelt, Flüsse, Fauna und Flora.

Fusion von Glencore und Xstrata angekündigt

Im Februar 2012 wurde die Fusion des Schweizer Unternehmens Glencore mit der Bergbaufirma Xstrata angekündigt. Dadurch würde das weltweit drittgrößte Bergbauunternehmen geschaffen. In Kolumbien entstünde durch diese Interessenverbindung die größte Produzentin und Exporteurin von Kohle. [1]

Am 12. Juli sollten die Aktionär*innen des Unternehmen Xstrata über das Angebot von Glencore entscheiden, das damals bei 30 Mrd. US-Dollar lag. Die Entscheidung wurde jedoch auf September vertagt. Die Aktionär*innen von Glencore besitzen bereits fast 34 Prozent der Xstrata-Aktien. [2]

Mike Davis, der Geschäftsführer von Xstrata, erhält neben seinem jährlichen Einkommen von umgerechnet etwa 14 Mio. US-Dollar sowie eine Treueprämie für drei Jahre von etwa 44,6 Mio. US-Dollar. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 investierte die Mine Cerrejón etwa 10 Mio. US-Dollar in soziale Projekte. Dies ist weniger als das Jahresgehalt von Mike Davis.

Anmerkungen:

[1] vgl. Información ASK Suiza, 8 de junio de 2012 und http://www.larepublica.co/node/421

[2] http://www.paisminero.com/

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Weiterlesen:

Bergbauboom mit Nebenwirkungen. Rohstoffsicherung für Deutschland und die EU – Probleme in Kolumbien und Peru | Studie Februar 2012

 

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FIAN: Factsheet | Kohle machen in Kolumbien

ila 321 | Gemeinsam gegen Kohle. Kohle ist eine deutsch-kolumbianische Angelegenheit | Von Bettina Reis

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