Journalist unter „Terrorismusverdacht“ erhält doch US-Visum

(Guatemala-Stadt, 12. August 2010, cerigua).- Die Regierung der Vereinigten Staaten hat laut Presseberichten am 27. Juli dem kolumbianischen Journalisten Hollman Morris doch ein Visum erteilt. Dieses war ihm Mitte Juli von den US-Behörden wegen „Terrorismusverdacht“ verweigert worden. Morris, der als einer von 12 Journalist*innen von der Nieman Stiftung für das Stipendienprogramm 2010-2011 ausgewählt worden war, benötigt das Visum, um sein Studium an der Harvard-Universität fortsetzen zu können. Morris hat sich in seiner Arbeit auf die Themen Menschenrechte sowie den bewaffneten Konflikt in Kolumbien spezialisiert.

Er produziert als freiberuflicher Journalist das Fernsehprogramm Contravía und ist als scharfer Kritiker von Verbindungen zwischen Paramilitärs und Bündnispartner*innen des inzwischen nicht mehr amtierenden kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe bekannt. Morris hat unter anderen im Jahr 2007 für seine journalistische Arbeit eine Auszeichnung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch HRW erhalten und Dokumentarfilme für den auf Programme zur Geschichte spezialisierten History Channel sowie europäische Fernsehsender produziert.

Der Kurator der Nieman Stiftung, Bob Giles hatte Mitte Juli erklärt, er sei von einem Mitarbeiter der US-amerikanischen Botschaft darüber informiert worden, dass dem Journalisten das Visum aufgrund der Richtlinien des im Jahr 2001 verabschiedeten US-amerikanischen Anti-Terrorismus-Gesetzes USA PATRIOT act, verweigert worden sei. Giles erklärte, man habe in einem Gesuch die US-Behörden darum gebeten, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Mehrere Organisationen hatten in Schreiben an die US-Außenministerin Hillary Clinton ebenfalls um eine Rücknahme dieser Entscheidung gebeten.

Bei verschiedenen Gelegenheiten war Morris vom ehemaligen kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe beschuldigt worden, mit den bewaffneten revolutionären Truppen Kolumbiens FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) zu sympathisieren oder zusammenzuarbeiten. Im Februar 2009 bezeichnete er ihn als „Komplizen des Terrorismus“ der lediglich vorgebe, ein Journalist zu sein. E-Mails von Morris, die im März 2008 im Laptop des verstorbenen Guerillaführers Raúl Reyes gefunden wurden, zeigten jedoch, dass der Journalist zwischen den FARC und französischen Diplomat*innen vermittelt hatte. Dabei war versucht worden, die Freilassung der FARC-Geisel Ingrid Betancourt zu veranlassen, die mittlerweile in Freiheit ist.

Er sei sehr froh, erklärte Morris nach Bekannt werden der neuerlichen Entscheidung zugunsten seines Visagesuchs und bedankte sich für die Unterstützung durch soziale und zivilgesellschaftliche Organisationen. Die US-Behörden wollten die Änderung ihrer Entscheidung laut Presseberichten nicht kommentieren.

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