Jede fünfte Mutter ist jünger als 19 Jahre

(Lima, 08. November 2013, noticias aliadas).- In Guatemala hat etwa jedes fünfte Neugeborene eine Mutter, die jünger als 19 Jahre ist. Dies geht aus neuen Erhebungen hervor, die das Observatorium für reproduktive Gesundheit OSAR (Observatorio en Salud Reproductiva) veröffentlicht hat. Im Jahr 2012 waren demnach 26 Prozent der Mütter jünger als 19 Jahre. Juan Enrique Quiñónez, Experte für Kindheit und Jugend beim UN-Kinderhilfswerk UNICEF sieht in Artikel 81 des Zivilrechts eine der Ursachen für diese Situation.

„Sache ist ernster, als die Zahlen glauben machen“

Der Artikel erlaubt es, Mädchen bereits im Alter von 14 Jahren zu heiraten, wenn diese ihr Einverständnis erklären. Mit dem Vorwand von legalen Eheschließungen würden sexuelle Gewaltverbrechen begangen und Schwangerschaften von Mädchen unter 14 Jahren blieben straffrei, kritisiert Quiñónez. „Das Sache ist ernster, als die Zahlen glauben machen“, so der Experte, „das Zivilgesetzbuch, das viele Artikel enthält, mit denen die Rechte von Frauen und Mädchen verletzt werden, bedarf einer Überprüfung“, fordert er.

Zulma Zubillaga, Vorsitzende der staatlichen Behörde gegen Sexualisierte Gewalt, Ausbeutung und Menschenhandel SVET (Secretaría Contra la Violencia Sexual, Explotación y Trata de Personas) betonte, dass diese Mädchen keine andere Möglichkeit hätten, als sich um ihr Kind zu kümmern, obwohl sie so jung noch gar nicht hätten schwanger werden wollen. „Das ist ein Modell des Ausschließens, das sich wiederholt“, so Zubillaga gegenüber Pressevertretern. „Die Chancen für einen echten Lebensentwurf sind damit zunichte gemacht. Das verletzt ihre Menschenrechte“, so die Leiterin der Behörde.

Mütter im Alter zwischen 10 und 14 Jahren

Besonders besorgniserregend ist die Zunahme von Mädchen, die jünger als 14 Jahre alt und bereits Mutter geworden sind, obwohl Sexualbeziehungen zu Mädchen in diesem Alter auch in Guatemala eine Straftat darstellen. Allein zwischen Januar und Juli 2013 wurden laut offiziellen Zahlen 2.906 Schwangerschaften bei Mädchen zwischen zehn und 14 Jahren registriert.

Die Opfer von sexualisierter Gewalt würden immer jünger, warnt auch der Direktor der Vereinigung „Fluchtraum für die Kindheit“ (El Refugio de la Niñez). Gleichzeitig würden die Gewalttaten häufig von Familienangehörigen begangen. Dubón unterstrich, dass 90 Prozent der geflüchteten Mädchen, mit denen die Organisation in ihren Häusern arbeitet, von einem nahen Angehörigen vergewaltigt worden sind, etwa dem Vater, dem Stiefvater, dem Großvater oder einem Cousin, so dass zum Trauma der sexualisierten Gewalt noch das Trauma des Inzest hinzukomme.

Aktionsplan der Regierung

Die guatemaltekische Regierung hat damit begonnen, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Situation zu ändern. Am vergangenen 11. Oktober, dem von der UNO ausgerufenen Internationalen Tag der Kindheit, unterzeichneten unter anderem Vertreter*innen des Gesundheitsministeriums, des Bildungsministeriums, des Kultur- und Sozialministeriums einen Nationalen Plan zur Verhinderung von Schwangerschaften bei Kindern und Jugendlichen.
Mit diesem Plan soll in den kommenden fünf Jahren der Anteil dieser Schwangerschaften um fünf Prozent reduziert werden. Auch wollen die Regierungseinrichtungen durch Bildung und Informationskampagnen zu diesen Themen informieren und sensibilisieren. Laut SVET geht es vor allem darum, Schwangerschaften von Mädchen zu vermeiden, die jünger als 14 Jahre sind.

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