Irreparable Umweltschäden durch illegalen Bergbau in Naturschutzgebieten

von Jonathan Hurtado

(Lima, 10. September 2013, servindi).- Ein am 10. September von der peruanischen Tagezeitung La República veröffentlichter Bericht zeigt auf, wie illegale Bergbau-Aktivitäten bei denen auch Quecksilber eingesetzt wird, sich auf große Gebiete der Pufferzone im Naturschutzgebiet Tambopata, (Departement Madre de Dios) auswirken. Der illegale Bergbau setzt unter anderem Chemikalien wie Quecksilber ein.

Das betroffene Gebiet besuchten neben Journalist*innen auch Vertreter*innen des peruanischen Umweltministeriums. Die Mitarbeiter*innen des Ministeriums konnten die Schäden in weiteren Zonen somit bestätigen.

Eines der betroffenen Gebiete liegt an der Grenze zwischen den Departements Cusco und Madre de Dios, in der gebirgigen Region des Bergbaugebiets Quincemil. Dort sind ausländische Bergbaufirmen aktiv.

Ein weiteres betroffenes Gebiet ist Huepetuhe. Dort wird seit Jahren eine große Anzahl von illegalen Bergwerken betrieben. Des Weiteren ist eine Region betroffen, die den indigenen Gemeinden von Alto Madre de Dios entspricht und unter anderem das Kommunale Naturschutzgebiet Amarakaeri RCAM betrifft. Auch Gemeinden am Oberlauf des Flusses Malinowski sind betroffen.

Das Reservat Amarakaeri erstreckt sich auf die Distrikte Fitzcarrald, Manú, Madre de Dios und Huepetuhe in der Provinz Manú. Dem Zeitungsbericht zufolge werden die Hauptabbaugebiete in dieser Zone sehr schnell immer größer.

Im Fall der Pufferzone des Nationalen Naturschutzgebiets Tambopata sollen sich die Bergwerke, in denen Gold gefördert wird, mittlerweile bereits auf das gesamte Naturschutzgebiet ausgeweitet haben.

Der Goldabbau im Auftrag der Bergbaumafia statt, welche laut Bericht ebenfalls enge Verbindungen zum Drogenhandel unterhält.

Das schnelle Wachstum des Bergbaus in Madre de Dios

Anfang der 1990er Jahre waren in Madre de Dios nicht mehr als 900 Hektar vom Bergbau betroffen. Im Jahr 2000 stieg die Zahl jedoch auf 6.254 Hektar, und 2011 waren es laut Angaben des peruanischen Umweltministeriums bereits 32.750 Hektar. Betroffen von diesem Wachstum sind die Regionen Huepetuhe, Delta und Guacamayo. Letztere liegt in der Pufferzone des Naturschutzgebietes Tambopata.

José de Echave von der Vereinigung CooperAcción erinnert in seinem Artikel “Ay Madre de Dios” (zu Deutsch: “Oh Mutter Gottes”) daran, dass in den letzten Jahren mehr als 5.000 Hektar der Erholungszone des besagten Naturschutzgebietes vom Bergbau in Beschlag genommen wurden.

Dort haben das unkontrollierte Eindringen des Bergbaus und der Einsatz verbotener Maschinen zu unumkehrbaren Veränderungen der Flussbetten bzw. Flussläufe geführt.

Hinzu kommen Schäden, die durch den Einsatz von Quecksilber verursacht wurden und von denen die indigene Bevölkerung direkt und dauerhaft betroffen ist. Dem renommierten Tropen-Ökologen Luis E. Fernández zufolge, „übersteigt der Quecksilberwert in allen Gemeinden von Madre de Dios den international erlaubten Höchstwert um das Dreifache“. Dies ging aus einer Untersuchung hervor, bei der Haarproben von über 1.000 Personen verschiedener Gemeinden der Region analysiert worden waren.

In einem Interview mit der Tageszeitung El Comercio erklärte Fernández, dass die erhöhten Werte von Quecksilber und Methylquecksilber im Haar auf den Verzehr von verseuchten Fischen zurückzuführen seien.

Der Experte schlussfolgert, dass die erhöhten Quecksilber-Werte vom illegalen Bergbau herrühren. In Madre de Dios lassen sich sogar Verbrennungsrückstände des Quecksilbers in der Luft nachweisen. Vor allem gilt vor allem für Gegenden, wo es Läden gibt, die das illegal geschürfte Gold kaufen und verkaufen.

Milliardenschwere Entschädigungszahlung

Auch wenn es derzeit noch Spekulation ist: Der Staat Peru wegen Umweltverschmutzung international verklagt und zu einer milliardenschweren Entschädigungszahlung verpflichtet werden, weil er es zulässt, dass der auf seinem Hoheitsgebiet stattfindende illegale Bergbau bzw. das von diesem verwendete Quecksilber Auswirkungen auf das Leben in anderen Staaten hat.

Lorenzo de la Puente Brunke, ein auf Umweltrecht spezialisierter Anwalt, hat Anfang September mit einem Artikel in der Tageszeitung Gestión auf dieses mögliche Szenario aufmerksam gemacht. Er führt aus, dass die Klage „von jedem Staat des Amazonasgebiets oder der Atlantikküste eingereicht werden könnte, der auf die Konsequenzen ‘unseres’ Quecksilbers auf seinem Territorium hinweist.“ Doch so völlig aus der Welt ist ein derartiges Szenario gar nicht. De la Puente weist daraufhin, dass der Internationale Gerichtshof derartige Klagen bereits bearbeitet hat, die sich alle in letzter Instanz auf das Prinzip 21 der UN-Weltumweltkonferenz von 1972 in Stockholm berufen.

Demnach verfügt Peru über „das souveräne Recht, eigene Ressourcen gemäß der eigenen Umweltpolitik zu nutzen“, aber auch „die Pflicht dafür zu sorgen, dass Aktivitäten, die auf seinem Hoheitsgebiet (…) stattfindenden, die Umwelt anderer Staaten oder Gebiete außerhalb seines Hoheitsgebietes nicht beeinträchtigen.“

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