Indígenas verhindern Räumung von Community-Radio

(Buenos Aires, 11. Juli 2008, púlsar).- Bewaffnete Bundespolizisten versuchten am 10. Juli das Community-Radio „Radio Ñomndaa“ in der autonomen Gemeinde Suljaa‘ im südlichen Bundesstaat Guerrero zu schließen. Anwohner verhinderten zwar den Abtransport der Sendeanlage, die Geräte wurden jedoch beschädigt. Radio Ñomndaa (Wort des Wassers) sendet seit dem Jahr 2004 für die im Bundesstaat Guerrero ansässigen Amuzgo-Indígenas.

Unter der Leitung von Angestellten des Verkehrs- und Kommunikationsministeriums drangen 40 bewaffnete Beamte der Bundesermittlungsbehörde AFI (Agencia Federal de Investigaciones) und der Kriminalpolizei (Policia Ministerial Investigadora) in die Räumlichkeiten des Radiosenders ein und verlangten die Lizenzpapiere. Eine Gruppe von Beamten verschaffte sich gewaltsam Zutritt zum Senderaum und schaltete die Geräte ab. Dabei wurden der Sender und ein Computer beschädigt. Die Übertragung von Radio Ñomndaa war damit gestoppt.

Zuvor konnten die Moderatoren jedoch noch über das Radio die Hörer*innen alarmieren. Ein zudem noch per Lautsprecher verbreiteter Aufruf der indigenen Gemeindevorsteher bewirkte, dass sich innerhalb kürzester Zeit dreihundert Amuzgo-Indígenas rund um die Sendestation versammelten. Die schnelle Reaktion der Anwohner verhinderte, dass weder Geräte beschlagnahmt noch die in den Senderäumen befindlichen Personen festgenommen wurden. Beamte des Ministeriums und der Kriminalbehörde befinden sich aber weiterhin im Sendebereich von Radio Ñomndaa. Die Bevölkerung bleibt in Alarmbereitschaft.

Ein Mitarbeiterin von Radio Ñomndaa, die anonym bleiben wollte, gab dem mexikanischen Community-Radio La Voladora gegenüber an, sie seien von den Beamten unter Drohungen daran gehindert worden, den Einsatz auf Video oder Fotos festzuhalten.

Das in amuzgischer Sprache sendende Radio ist Teil des Autonomieprojektes, das im Jahr 2002 in der Region ausgerufen wurde. Schon mehrfach hatten in den letzten Jahren lokale als auch überregionale Instanzen versucht Radio Ñomndaa zu schließen.

Das Netzwerk der zivilen Menschenrechtsorganisationen in Guerrero, das Menschenrechtsinstitut Guerrero, die regionale Koordination der Gemeindevertreter CRAC (Coordinadora Regional de Autoridades Comunitarias) und der Rat der Gemeinden, die sich gegen den Staudamm La Parota wehren CECOP (Consejo de Ejidos y Comunidades Opositores a la presa La Parota) forderten in einer Erklärung die Bundes- und Landesregierung auf, die Kriminalisierung, Einschüchterung und Verfolgung des Senders zu stoppen.

Auch Abel Barrera Hernández, der Direktor des Menschenrechtszentrums Tlachinollan, kritisiert die Polizeiaktion. Die versuchte Schließung sei ein Angriff auf die Meinungsfreiheit der indigenen Völker. Diese würden sich ein Recht zurückholen, das ihnen die Regierungen bislang verweigert hätte. Jetzt würden sich die Indigenas auf internationale Rechtsgrundlagen stützen, die das Recht indigener Völker auf Gebrauch, Betrieb und Besitz von Kommunikationsmedien festschreiben.

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