Guaraní-Kaiowá werden nicht geräumt

(Buenos Aires, 01. November 2012, púlsar).- Die brasilianische Justizbehörden haben die angekündigte Räumung einer Guaraní-Kaiowá-Gemeinde im Bundesstaat Mato Grosso do Sul ausgesetzt. Das teilte der Justizminister José Eduardo Cardozo am Dienstag, den 30. Oktober mit, nachdem er sich mit den Sprecher*innen der Indigenen im Menschenrechtsbüro der Regierung getroffen hatte.

Die 170 Indigenen dürfen nun so lange auf dem Gebiet bleiben, bis die Regierung die Bezirke neu gliedert. Der Vertreter der indigenen Gemeinde, Solano Pires erklärte, die Entscheidung des Ministers sei ein weiterer Beweis für das althergebrachte Recht der Indigenen auf ihr Land.

Angekündigter kollektiver Selbstmord angezweifelt

Der katholische Indigene Missionsrat CIMI (Consejo Indigenista Misionero) hatte zuvor der Behauptung widersprochen, dass die brasilianische Gemeinde der Guaraní-Kaiowá einen kollektiven Selbstmord von 170 Mitgliedern angekündigt habe – als Protestaktion gegen die geplante Räumung von ihrem Land.

Dem Cimi zufolge veröffentlichten die Guaraní-Kaiowá im Rahmen ihres Protests einen Brief, in dem von einem kollektiven Tod, nicht aber einem kollektiven Selbstmord die Rede ist.

Die Verfasser*innen deuteten vielmehr an, dass sie bereit seien, auf ihrem Land zu sterben. Dies stehe im Zusammenhang „mit den Auftragsmördern, die von Großgrundbesitzern angeheuert werden, um die Indigenen von ihrem traditionell angestammten Land zu vertreiben“.

Aus diesem Grund hält der Cimi den Umgang der Massenmedien und sozialen Netzwerke mit diesem Thema und die Erwähnung eines Kollektiv-Selbstmordes für unverantwortlich.

Der Brief der Guaraní-Kaiowá war kurz nach dem Beschluss eines brasilianischen Gerichts zur Vertreibung von etwa 30 indigenen Familien veröffentlicht worden. In dem Dorf in Porto Cambira, Mato Grosso do Sul, sind die Familien seit zehn Jahren ansässig.

Bei eben dieser Region handelt es sich um einen Streitpunkt zwischen der indigenen Bevölkerung und Großgrundbesitzern. Im Jahr 2002 bekamen die Indigenen in einem Abkommen mit dem Öffentlichen Bundesministerium (MPF) 40 Hektar des umstrittenen Landes zugesprochen. Allerdings widersetzte sich der betroffene Eigentümer des Gebiets gegen diese Entscheidung und legte Einspruch vor Gericht ein.

Hohe Selbstmordrate bei jungen Guaraní-Kaiowá

Der Cimi gab bekannt, dass es von 2003 bis 2010 um die 555 Selbstmorde in der Guaraní-Kaiowá-Gemeinde gab. Der Organisation zufolge seien der Zwangsaufenthalt und die fehlende Perspektive die Hauptmotive für die Selbstmorde.

Andere Motive sind Gewaltsituationen, denen Mitglieder der Gemeinde häufig ausgesetzt sind, der Verlust des traditionellen Landes und das Leben in Camps am Straßenrand.

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