Garín: 250 Familien gewaltsam geräumt

(Buenos Aires, 15. April 2019, anred).- Am Freitag den 12. April wurden 250 Familien ohne gerichtlichen Räumungstitel von einem Grundstück in in der Ortschaft Garín (Provinz Buenos Aires) vertrieben. Die Besetzer*innen hatten angeboten, für das Land zu bezahlen. Stattdessen seien sie gewaltsam von dem Grundstück vertrieben worden. Sie beklagten, ein Bulldozer habe eine Hütte überrollt, in der sich noch eine Familie aufgehalten habe.

Am 29. März hatten rund 250 Familien ein ungenutztes Farmgelände an der Kreuzung Pringles und Salta in der Ortschaft Garín besetzt. Die Besetzer*innen wollten die 0,05 km² große Fläche nutzen, um mit ihren Kindern dort zu leben. Am folgenden Tag erschienen der Leiter der Kommunalverwaltung Maschwitz und der Polizeidirektor in Begleitung einer Polizeidelegation. Sie sprachen mit den Besetzer*innen und forderten sie auf, keine Hütten auf dem Gelände aufzubauen. Wenn das Gelände in diesem Zustand bleibe, werde man sie auch nicht räumen.

Dennoch erschien am folgenden Tag eine Vertreterin der Staatsanwaltschaft, die sich als Vermittlerin vorstellte. Danach begann eine weitere Polizeidelegation die Besetzer*innen zu erfassen, dabei drohten sie den Menschen, sie und ihre Kinder würden in Kürze geräumt. Dieselbe Delegation hatte sich außerdem im Viertel auf die Suche nach Menschen begeben, die bereit wären, die Besetzung anzuzeigen.

Einige Stunden später erzählte eine Bewohnerin, der angebliche Besitzer des Geländes sei der Leiter der Kommunalverwaltung. Nach Angaben der Besetzer*innen sei er der Schwiegersohn eines gewissen Herrn Pavón, der bereits verschiedene Grundstücke mit Erlaubnis der Kommunalverwaltung verkauft habe. Am folgenden Tag erschien daraufhin die nächste Polizeidelegation, diesmal allerdings nur, um die Besetzer*innen zu beschimpfen und einzuschüchtern.

Räumung ohne Räumungsbefehl

Wie die Bewohner*innen erzählten, gab es Versuche, mit dem Eigentümer des Grundstücks zu verhandeln und einen Zahlungsplan mit ihm auszuarbeiten, aber der habe nicht mit ihnen sprechen wollen. „Hier auf dem Gelände wurde für die Familie gekocht und das Abendessen für die Kinder zubereitet. Es gibt hier ziemlich viele, die von niemandem Unterstützung bekommen außer von uns.“

Am Freitag den 12. April um 5:30 wurde mit der Räumung begonnen. Die Bewohner*innen forderten die Polizei auf, den Räumungsbefehl vorzulegen, was jedoch nicht geschah. Die Räumung ging geordnet vonstatten, bis die Bulldozer erschienen. „Sie fingen an, alles zu überrollen, was ihnen im Weg stand, sogar eine Hütte, in der sich noch eine Familie aufhielt“, so die Bewohner*innen.

Die kommunalen Behörden verweigerten der Presse den Zutritt. An der Brücke in Garín war für die Journalist*innen Schluss. 250 Familien standen anschließend mit ihren Kindern auf der Straße. Unterstützung erhielten sie nur vom Lebensmittelhersteller Terrabusi und von der NGO Techo. Am darauffolgenden Mittwoch sollte ein Treffen mit dem Bürgermeister stattfinden.

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