Freilassung in Haft gefolterter Kleinbauern gefordert-Tzotzil besetzen UN–Büro

(Fortaleza, 11. November 2009, adital).- Am 30. Oktober besetzte eine Gruppe von 17 Tzotzil–Indígenas das Büro des Programms der Vereinten Nationen für Entwicklung PNUD (Programa de las Naciones Unidas para el Desarrollo) im mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Mit der friedlichen Besetzungsaktion, die 13 Tage dauern sollte, wollen die Indígenas ihrer Forderung an die Regionalregierung in Chiapas Nachdruck verleihen, den Leiter der Landarbeiterorganisation Emilio Zapata OCEZ (Organización Campesina Emiliano Zapata), Jose Manuel Hernández sowie zwei weitere inhaftierte Mitglieder der Organisation frei zu lassen. Hernández war am 30. September unter dem Vorwurf des schweren Raubes und der Sachbeschädigung festgenommen und am 16. Oktober in ein 2.000 Kilometer entferntes Hochsicherheitsgefängnis in einen anderen Bundesstaat verlegt worden, wo er keinen Besuch von seinem Anwalt oder seiner Familie empfangen könne, berichtet die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI). Hernándes und zwei weitere Männer seien ohne Haftbefehl festgenommen worden. Die Vorwürfe bezögen sich auf illegale Landbesetzung im Jahr 2005.

“Das UN–Gebäude ist für uns der einzige Zufluchtsort, wo uns keine Repressionen seitens der Regierung des Bundesstaates Chiapas drohen und von wo aus wir uns – angesichts der Taubheit der Regionalregierung – auch international Gehör verschaffen können”, erklärten die Indígenas in einem Brief an den Vertreter des Hochkommissionariats für Menschenrechte der UNO in Mexiko, Alberto Brunori. Um dies zu erreichen, schlugen die Besetzer*innen die Bildung eines runden Tisches vor. Die Landarbeiter*innen unterstrichen, dass sie die Verhandlungen zur Freilassung der gefangenen Aktivist*innen nur im Regionalbüro der Vereinten Nationen und unter Vermittlung der UN–Mitarbeiter*innen führen wollten, da sie ihre Sicherheit bereits durch ihre öffentlich gemachten Forderungen in Gefahr gebracht sehen. Die Unterzeichner*innen des Briefes gaben an, dass ihr Gemeindebezirk Venustiano Carranza in Zentral–Chiapas seit 20 Tagen durch das mexikanische Militär überwacht werde.

AI forderte die sofortige Freilassung der Gefangenen und hat wegen Foltervorwürfen am 27. Oktober eine Eilaktion eingeleitet. Amnesty zufolge würden die beiden anderen Inhaftierten, Roselio de la Cruz González und José Manuel de la Torre Hernández, gegenwärtig in einem Bundesstaatsgefängnis festgehalten, wo sie nach Aussagen ihres Anwalts gefoltert worden seien. Den Männern habe man während der Verhöre die Augen verbunden, sie seien gefesselt und geschlagen worden. Behördenvertreter*innen hätten Roselio de la Cruz González damit gedroht, ihn zu töten. Man habe José Manuel de la Torre Hernández eine Plastiktüte über den Kopf gezogen, so dass dieser nicht mehr atmen konnte. Dann habe man ihn so lange gezwungen Wasser einzuatmen, bis er das Bewusstsein verloren habe. Beide Männer seien gezwungen worden, Dokumente zu unterschreiben, die sie nicht lesen durften.

Eine weitere Gruppe der mehr als 100 Mitglieder zählenden LandarbeiterInnenorganisation lebt seit 20 Tagen in Zelten in einem Protestcamp vor der Kathedrale von San Cristóbal de las Casas. Presseberichten zufolge ist das UN–Büro auch am 20. November noch von den Indígenas besetzt gewesen. Die PNUD habe die Besetzer*innen jedoch aufgefordert, das Büro zu verlassen. Von konkreten Lösungsansätzen wird nicht berichtet.

(Link zur Eilaktion von AI: http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-287-2009/haft-gefoltert

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