FAO besorgt um Ernährungssouveränität in Mexiko

(Lima, 19. September 2013, noticias aliadas).- Mexikos Ernährungssouveränität ist angesichts einer zunehmenden Importabhängigkeit gefährdet. Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO zeigt sich besorgt angesichts dieser Entwicklung, da die Preise für Nahrungsmittel auf den internationalen Märkten schwanken. Mexiko importiert derzeit 40 Prozent der Nahrungsmittel, die von der Bevölkerung jährlich verzehrt werden.

Risiko hoher und schwankender Weltmarktpreise

„Vor dem internationalen Hintergrund hoher und schwankender Preise, stellt dies für Mexiko eine große Gefahr dar, vor allem, weil es sich dabei um Nahrungsmittel zur Grundversorgung handelt“, unterstrich Nuria Urquía Fernández, Repräsentantin der FAO in Mexiko, im Mai gegenüber Pressevertreter*innen.

Urquía fügte hinzu, dass laut Prognosen des US-Außenministeriums die Importe für Mais, der in Mexiko das Grundnahrungsmittel schlechthin darstellt, auf bis zu 50 Prozent und 17 Mio. Tonnen ansteigen werden. Im Jahr 2012 betrugen die Maisimporte 10,8 Mio. Tonnen – das entspricht 30 Prozent des mexikanischen Maisverbrauchs.

FAO: Schwierige Situation der Produzent*innen in Mexiko

Die FAO warnte zudem vor der schwierigen Situation der landwirtschaftlichen ProduzentInnen: Für 70 Prozent von ihnen reichen die Einkünfte aus der Landwirtschaft nicht zum Leben aus, 20 Prozent der Produzent*innen verfügen über ein großes Wachstumspotential, doch erhalten sie nicht die notwendigen Hilfen und 9 Prozent der Produzent*innen sind es, die das Land ernähren.

Rund 40 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion bewerkstelligen kleinbäuerliche Familienbetriebe in Dorfgemeinschaften. Viele von ihnen wenden ökologische Praktiken beim Anbau von Mais und anderen Produkten an.

Greenpeace warnt vor Genmais

Die Umweltorganisation Greenpeace wies vergangenen Juli außerdem auf das Risiko hin, das ihrer Ansicht nach Genmais für die Ernährungssicherheit in Mexiko darstellt.

„Die enorme Vielfalt an einheimischen Sorten könnte dadurch verloren gehen. Ebenso steht die Existenz von 80 Prozent der Kleinproduzent*innen auf dem Spiel, inklusive der zwei Millionen Kleinbauernfamilien, die für den Eigenkonsum produzieren“, so Aleida Lara, Koordinatorin der Kampagne für nachhaltige Landwirtschaft bei Greenpeace Mexiko, gegenüber Pressevertreter*innen. „Es besteht die große Gefahr, dass Kleinproduzent*innen, sollte man auf ihren für die Selbstversorgung bestimmten Feldern transgene Sorten finden, Patentgebühren an die großen transnationalen Konzerne bezahlen müssten, so wie in den USA“, erläutert Lara weiter.

Ursprungszentrum des Maises

Mexiko ist eines von acht „Ursprungszentren des Maises“ auf der Welt, 59 Maissorten und 200 Varietäten kommen dort vor. Im Jahr 2009 hatte die Regierung ihre Gesetzgebung zur Biosicherheit reformiert und ein zehnjähriges Moratorium gegen Genmais aufgehoben. Bis zum Oktober 2012 wurden insgesamt 177 Genehmigungen für den experimentellen Anbau sowie die Pilotphase zur Aussaat von Genmais erteilt – beides sind vorgeschriebene Vorphasen zum massiven kommerziellen Anbau von Genmais.

Laut Lara haben in diesem Jahr die US-amerikanischen Unternehmen Monsanto, DuPont Pioneer und Dow Agrosciences bei der Regierung Anträge auf den kommerziellen Anbau von Genmais in den mexikanischen Bundesstaaten Chihuahua, Coahuila, Durango, Tamaulipas und Sinaloa gestellt, wobei Sinaloa als Kornkammer Mexikos gilt.

Noch keine generelle Genehmigung für gentechnisch veränderten Mais

Obwohl das mexikanische Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht, Ländliche Entwicklung, Fischfang und Ernährung Sagarpa (Secretaría de Agricultura, Ganadería, Desarrollo Rural, Pesca y Alimentación) versicherte, die Aussaat von gentechnisch veränderten Getreidesorten im Land nicht genehmigt zu haben, erklärte der Minister des Ministeriums, Enrique Martínez y Martínez, „man muss den wissenschaftlichen Ansichten gemäß handeln“.

„Wir benötigen eine höhere Produktion und Saatgut, das gegenüber Schädlingen, Dürre und Frost resistenter ist. Gleichzeitig haben wir jedoch die Pflicht, den Status des genetischen Reichtums einheimischer Kulturen zu erhalten und darum bemühen wir uns. Doch bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat Sagarpa keine Genehmigung erteilt und wir werden das auf der Grundlage der Gesamtheit der wissenschaftlichen Erkenntnisse tun“, so der Minister.

Kontaminierung und Gesundheitsrisiken

Angesichts dieser Erklärungen von Minister Martínez erläuterte die Greenpeace-Koordinatorin Lara, dass „gentechnisch veränderte Pflanzen die einheimischen Arten nicht nur durch dadurch kontaminieren könnten, dass diese miteinander vermischt werden, sondern auch auf indirekte Art und Weise, etwa durch Insekten oder Wind. Das birgt ernsthafte Risiken für die Kulturen und die menschliche Gesundheit“, warnte Lara.

Zudem verbrauche die Produktion mit gentechnisch veränderten Pflanzen „enorme Mengen an Herbiziden, wodurch die menschliche Gesundheit und die des ländlichen Raumes insgesamt“ gefährdet werde, so Lara.

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