Erneuter Mord an honduranischer Aktivistin – US Abgeordnete fordern Einstellung von Militärhilfe

Von Markus Plate

(San José, 8. Juli 2016, voces nuestras-npl).- In Honduras ist erneut eine Aktivistin der Indígena-Organisation COPINH (Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras) ermordet worden. Am vergangenen Mittwoch (6. Juli 2016) wurde Lesbia Yaneth Urquía in der Nähe einer Abfallhalde in der Gemeinde Marcala (Provinz La Paz) gefunden. Der 49-jährigen dreifachen Mutter war der Schädel zertrümmert worden.

Mordserie an COPINH-Aktivist*innen und Schwarze Liste

COPINH verurteilte umgehend die Tat: “Lesbia Yaneth war eine glühende Verteidigerin von Community-Rechten und Gegnerin der Privatisierungen der Flüsse in La Paz”. Urquia`s Ermordung bestätige, dass es einen Plan gebe, um all jene verschwinden zu lassen, die sich für die Verteidigung der natürlichen Ressourcen einsetzten.

Der Mord an Lesbia Yaneth Urquía ist ein weiterer in einer Serie an Morden an Aktivist*innen in Honduras. Am 2. März sorgte die Ermordung der COPINH-Gründerin und Aktivistin Berta Cáceres weltweit für Empörung. Nur zwei Wochen Später wurde mit Nelson Garciá ein weiteres COPINH-Mitglied von honduranischen “Sicherheitskräften” erschossen worden.

Der jetzige Mord erhält zusätzliche Brisanz, nachdem im Juni mit Rodrigo Cruz ein mittlerweile ins Ausland geflohenes Mitglied einer militärischen Sondereinheit die Existenz einer schwarzen Liste bestätigt hatte, auf der die Namen und Fotos von Dutzenden sozialen und Umweltaktivist*innen stehen, mit dem Befehl, diese zu eliminieren. Cruz bestätigte damit die von Berta Cáceres vor ihrer Ermordung erhobenen Vorwürfe, die honduranischen Sicherheitskräfte seien direkt für die Ermordung von Aktivist*innen verantwortlich und dass es eine schwarze Liste gebe, auf der auch ihr Name stehe.

US-Kongressabgeordnete fordern Suspendierung der Hilfen an honduranischen Staat

Die Enthüllungen des honduranischen Militärangehörigen schlagen seitdem auch in Washington hohe Wellen. Die Kongressabgeordneten Hank Johnson und John Conyers hatten bereits kurz danach einen Gesetzentwurf ins Repräsentantenhaus eingebracht, der als “Berta Cáceres Human Rights in Honduras Act” die Suspendierung jeglicher Unterstützung staatlicher honduranischer Stellen verfügen sollte, insbesondere für Militär und Polizei.

Erst im Sommer letzten Jahres war die Militärische Spezialeinheit, in der Rodrigo Cruz gedient hatte, als Teil der “Nationalen Interinstitutionellen Sicherheitskräfte” (FUSINA) von 300 US-Beratern, darunter Militär- und FBI-Angehörige, geschult worden. Allein in diesem Jahr sollen bereits 18 Millionen US-Dollar an die honduranischen “Sicherheitskräfte” geflossen sein. Somit muss sich die US-Politik erneut mit dem Vorwurf auseinandersetzen, sie habe direkt Todesschwadronen ausgebildet.

Angesichts der Ermordung Lesbia Yaneth Urquías und der “derart elendigen Menschenrechtsbilanz der honduranischen Regierung” forderten Johnson und Conyers am Freitag (8. Juli) erneut, dieses Mal in einem von der nordamerikanischen Ausgabe des britischen Guardians veröffentlichten offenen Brief, die Suspendierung der Hilfen für Militär und Polizei: „Solange die Vereinigten Staaten honduranische Sicherheitskräfte finanzieren, ohne dass sie Gerechtigkeit für die Bedrohten, Gefolterten und Ermordeten einfordern, solange haben wir Blut an unseren Händen”, schreiben die beiden. Sollten Verdachtsmomente erneut auf Polizei- oder Militärangehörige zeigen, würde mit dem jüngsten Mord an Lesbia Yaneth Urquía noch mehr Blut an den Händen der US-Politik kleben.

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