Drogenhandel breitet sich im Pichis-Palcazu-Tal aus

(Lima, 26. Juni 2013, servindi*).- Eine von der peruanischen Tageszeitung „La República“ am vergangenen 26. Juni veröffentlichte Reportage deckt die Existenz von mindestens 36 geheimen Flugpisten im Pichis-Palcazu-Tal auf, die für Drogentransporte benutzt werden. Die Kleinflugzeuge starten von dort in Richtung Bolivien, Brasilien, Argentinien und Paraguay.

Bis zu 50 geheime Landepisten

Das Pichis-Palcazu-Tal ist ein wirtschaftlicher Korridor, welcher die Provinz Puerto Inca im Departement Huánuco und die Provinz Oxapampa im Departement Pasco im zentralen Dschungelgebiet Perus umschließt. Der Drogenhandel begann sich dort zwei Jahren anzusiedeln, aber jetzt bemächtigt er sich dieses Gebietes.

Die Zeitung berichtet, dass es nach Angaben eines Mitglieds der Anti-Drogen-Einheit der nationalen peruanischen Polizei ‚Dirandro‘ (Dirección Nacional Antidrogas) sogar bis zu 50 Pisten geben könnte, denn man habe entdeckt, dass einige von ihnen durch bewegliche Konstruktionen getarnt seien, so dass diese aus der Luft nicht zu erkennen seien.

Die Nähe der Region Pichis-Palcazu zu den vom Koka-Anbau geprägten Tälern von Huallaga und den Flüssen Apurimac und Ene (Region VRAEM) machten das Gebiet zu einem prädestinierten Ort für den Export von Kokain.

Verbindung zu den Asháninka und SiedlerInnen

Tzimeri, Mitglied des indigenen Volkes der Asháninka aus der Gemeinde Yarina (Region Pasco) schilderte der Tageszeitung La República, wie Drogenhändler*innen für 60 US-Dollar am Tag Bewohner*innen der Gemeinde verpflichten, einen Bereich von 600 Metern Strand am Flussufer als Landebahn herzurichten.

„Hier landen die Kleinflugzeuge auf den Stränden die entstehen, wenn der Wasserstand der Flüsse zurückgeht. Sie [die DrogenhändlerInnen] kommen mit ihren Autos, bieten uns Arbeit an und wir müssen akzeptieren, weil wir das Geld benötigen. Sie zahlen 60 US-Doller pro Tag, während ich nur drei Soles [ca. 0,78 Euro, Anm. d. Red. poonal] pro Tag verdiene. Nachdem wir die Arbeit gemacht haben, verschwinden sie. Wir haben weder eine Ahnung, wer sie sind, noch woher sie kommen“, erklärt der Asháninka Tzimeri und fasste die Situation gegenüber La República so zusammen: Er fasst die Situation wie folgt zusammen: „Solange die Drogenhändler für unsere Arbeit bezahlen, sind hier alle zufrieden“.

Die Bolivianer*innen bezahlen für jedes in ihr Gebiet gebrachte Kilogramm Drogen zwischen 900 und 1.200 US-Dollar, je nach Angebot und Nachfrage. Der Pilot erhält zwischen 15.000 und 20.000 US-Dollar.

Außerdem erhalten die indigenen Gemeinschaften von den Drogenhändler*innen 30.000 US-Dollar für ihre ‚Mitarbeit‘, sprich: für ihr Schweigen. Die Zahlung erfolgt in zwei Teilen: 15.000 US-Dollar vor der Ankunft des Flugzeuges und 15.000 US-Dollar nach Abflug.

Die Zahlung hängt davon ab, ob die geheimen Flugpisten sich innerhalb der Territorien von indigenen Gemeinschaften oder auf den Fincas von Siedler*innen befinden.

Im Sommer werden die Flussufer ebenfalls als Flugpisten verwendet, je nachdem, wie weit der Wasserstand der Flüsse sinkt und damit Inseln und ausgedehnte Strände freilegt. Letztere werden von den Gemeinden gesäubert und so für den Gebrauch hergerichtet. Dies betrifft die Strände der Gemeinden von Yarina, Puerto Mayro, San Carlos und Puerto Orellana.

Die Drogenmafia

Die Stadt Constitución in der Provinz Oxapampa stellt das Zentrum dar, wo alle Ströme der Drogenmafias zusammenfließen. Dort hat das Geld aus dem Drogenhandel hat den planlosen Bau von Hotels, Bars, Diskotheken und Gewerbe angekurbelt.

Es gibt unzählige Autos ohne Nummernschilder und nichtregistrierte Hotels und die Prostitution von Frauen und Kindern ist sehr offensichtlich. Auch die vielen Ausländer*innen fallen auf, die dort als Käufer von Drogen und Auftragsmördern auftreten.

Angriff auf Anti-Drogen-Polizei in Constitución

Mehr als 700 Beamt*innen der Anti-Drogen-Einheit sind in den Dschungel von Huánico und Pasco vorgedrungen, um die Vernichtung von 6.000 Hektar Kokaplantagen sicherzustellen und die Flugpisten der Drogenhändler*innen zu zerstören, von denen aus Drogen in verschiedene Städte Boliviens, Brasiliens und Paraguays geliefert werden.

Angulo Tejada, Oberstleutnant der nationalen Polizei Perus PNP, ist der Chef im direkten Kampf gegen den Drogenhandel. Am 31. Mai 2013 war Einheit der Dirandro, die zur Verstärkung der Basis nach Constitución gekommen war, von 3.000 von Bewohner*innen angegriffen worden, die von Drogenhändler*innen aufgestachelt worden waren. Die Polizisten wurden mit Stöcken und Steinen attackiert. Eine weitere Polizeieinheit, die den Polizisten der Anti-Drogen-Einheit zur Hilfe eilte, wurde ebenfalls angegriffen.

*(Servindi mit Angaben aus „La República“)

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