Die „Völker Lateinamerikas“ suchen in Madrid nach Alternativen

von Astrid Schäfers

(Berlin, 10. Mai 2010, npl).- Im Vorfeld des EU-Lateinamerika-Gipfels findet vom 14. bis zum 18. Mai in Madrid der 4. Alternativgipfel der „Völker Lateinamerikas“ unter dem Motto „auf dem Weg zu Alternativen“ statt.

Der EU-Lateinamerika-Gipfel (EULAC) ist eine zweijährige Reihe von Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der EU mit den Staaten Lateinamerikas und der Karibik. Am 17. und 18. Mai in Madrid will die EU gegen massive Widerstände linksgerichteter Regierungen und sozialer Bewegungen Lateinamerikas mehrere Freihandelsabkommen abschließen. Unterstützt wird die EU dabei nur von den Staatsführungen Perus und Kolumbiens.

Die an Alternativgipfel Enlazando Alternativas teilnehmenden Aktivist*innen, sozialen Gruppen und Organisationen kritisieren, dass der Großteil der europäischen und lateinamerikanischen Staatschefs lediglich auf wirtschaftliches Wachstum und den Abschluss bilateraler Freihandelsverträge setzt. Dies habe verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung, insbesondere auf Indigene und Kleinbauern in Lateinamerika und der Karibik.

„Wir wollen eine andere Form und andere Prinzipien für den Integrations- und Kooperationsprozess zwischen der Europäischen Union, Lateinamerika und der Karibik. Soziale und ökologische Aspekte und die Interessen von Indigenen, Kleinbauern usw. müssen berücksichtigt werden. Die europäischen, lateinamerikanischen und karibischen Staatschefs sind nur an dem Abschluss von bilateralen Freihandelsabkommen, den sogenannten „Assoziierungsabkommen“, interessiert,“ erklärte Carlos Aguilar, Mitorganisator von Enlazando Alternativas auf einer vorbereitenden Veranstaltung der Grünen am 5. Mai in Berlin.

Knapp zwei Wochen vor dem Beginn des offiziellen Gipfels in Madrid kam es bereits zu einem Eklat im Streit um die Einladung des honduranischen De-facto-Präsidenten Porfirio Lobo. Die Mehrheit der zwölf Mitgliedstaaten der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) drohte mit einem Boykott der alle zwei Jahre stattfindenden Konferenz, sofern die EU an der Einladung des honduranischen Regimechefs Lobo festhalte. Die Initiative geht in erster Linie auf die Regionalmacht Brasilien zurück. Der Unternehmer Porfirio Lobo hatte im Januar die Staatsführung in Honduras übernommen. Seine Wahl wird von der großen Mehrheit der UNO-Staaten jedoch nicht anerkannt, weil sie unter offensichtlicher Kontrolle der Putschisten stattfand, die Ende Juni 2009 den demokratisch gewählten Präsidenten des mittelamerikanischen Landes, Manuel Zelaya, gestürzt hatten.

Keine guten Vorzeichen für das Treffen der Staatschefs der Europäischen Union, Lateinamerikas und der Karibik. Umso interessanter werden sicher die Debatten und Veranstaltungen auf dem alternativen Gipfel. Bei Enlazando Alternativas wird täglich ein Tribunal der Völker tagen, dass die Rechte der Bevölkerung in Lateinamerika und der Karibik vor der Öffentlichkeit vertreten wird. Weiterhin sind Arbeitsgruppen und Demonstrationen geplant.

PS: Radio onda und matraca werden vor Ort sein und Bericht erstatten. Infos unter: www.npla.de

Mehr Informationen über Enlazando Alternativas auf der Seite: http://www.enlazandoalternativas.org/

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