CIDH–Bericht: 600 Guaraní–Familien im Chaco leben in Sklaverei

(Lima, 22. April 2010, noticias aliadas).- Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte CIDH (Comisión Interamericana de Derechos Humanos) äußert sich in einem Bericht vom 20. April besorgt über die Situation von etwa 600 Guaraní–Familien in der landwirtschaftlich geprägten Chaco–Region im Süden Boliviens. Der in Washington ansässigen Menschenrechtskommission zufolge leben die Indigenen in De–facto–Sklaverei. An der Zwangsarbeit hätten auch die Anstrengungen der Regierung von Boliviens Präsident Evo Morales zur Beendigung der skandalösen Lage nichts ändern können, heißt es weiter in dem Bericht, der im Rahmen eines Besuchs in der Region im Jahr 2008 entstanden ist.

In dem Dokument wird die Zwangsarbeit als extreme Form der historisch tief verwurzelten Diskriminierung der indigenen Völker im Andenstaat beschrieben, die sich bis heute unverändert fortsetze. Ein Instrument der Unterdrückung seien angebliche Schulden, zu deren Begleichung die Guaraní zu Zwangsarbeiten herangezogen würden. In der Regel gebe es für ausgeführte Arbeiten zudem keinen Lohn.

Die Beobachter*innen der CIDH erfuhren von den Indigenen von grausamen Bestrafungen. Diese berichteten von niedergebrannten Anpflanzungen und getöteten Nutztieren. Zudem sei Kinderarbeit üblich, die sowohl nach bolivianischem als auch nach internationalem Recht verboten sei.

In ihrem Bericht kommt die CIDH zu dem Schluss, dass „all dies in der Gewissheit der Straffreiheit für die Täter [geschehe], die aufgrund der fast vollständigen Abwesenheit staatlicher Strukturen und der ineffektiven Arbeitsweise der Staatsanwaltschaft“ im Chaco bestehe. Die Straffreiheit sei der Garant für die wiederholten Menschenrechtsverletzungen vor Ort. Die CIDH ruft den bolivianischen Staat daher dazu auf, mit entsprechenden Maßnahmen das kollektive Recht der Guaraní auf ihr Land zu schützen und ihr Recht „auf ein würdiges Leben“ sicherzustellen.

Laut der Volkszählung aus dem Jahr 2001 leben in Bolivien rund 80.000 Guaraní. Diese sind überwiegend im Chaco ansässig, wo die Armutsquote bei über 75 Prozent liegt und eine enorme Kluft zwischen Arm und Reich besteht.

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