Chile soll keine Soldaten mehr an die School of the Americas schicken

(Fortaleza, 05. November 2008, adital-poonal).- Eine US-amerikanische Delegation der Organisation School of the Americas Watch OASW hat vom 6.-12. November Chile bereist, um die Regierung darum zu bitten, keine weiteren Armeeangehörigen an der Militärakademie School of the Americas (span.: Escuela de las Américas) ausbilden zu lassen. Seit ihrer Existenz haben 3.600 chilenische Militärs eine Ausbildung an der Militärschule durchlaufen, Chile entsendet jedes Jahr über hundert Soldaten dorthin. Insgesamt, so OASW, würden pro Jahr fast Tausend Soldat*innen und Polizist*innen an der Schule ausgebildet.

Die OASW-Delegation, der u.a. der Priester und Koordinator der Basisgemeinden Nicaraguas, Jesuitenpater José Mulligan, sowie Schriftsteller*innen, Soziolog*innen, Dokumentarfilmer*innen und Aktivist*innen angehören, traf sich mit Verteidigungsminister José Goñi. Daneben organisierte die Gruppe eine Demonstration vor dem Präsidentenpalast La Moneda, hielt Workshops ab und besuchte Menschenrechtsorganisationen.

Die betonen, dass die School of the Americas, seit 2001 umbenannt in Western Hemisphere Institute for Security Cooperation, einige der größten Menschenrechtsverbrecher ausgebildet habe. Die Schule, die 1946 in Panama gegründet und 1984 nach Georgia, USA, verlegt wurde, habe in ihrer über 60jährigen Existenz mehr als 61.000 lateinamerikanische Soldaten in Kampftechniken, Kommandotaktiken, Militärintelligenz und Foltertechniken ausgebildet. Tausende Lateinamerikaner*innen seien von Soldaten und Offizieren, die an der Schule gelernt hätten, gefoltert, misshandelt, vergewaltigt, entführt oder massakriert worden. Viele hätten vor den Militärs und ihren Methoden flüchten müssen. Zudem hätten sich die Graduierten der Schule v.a. auf die Verfolgung von kritischen Lehrer*innen, Gewerkschaftsführer*innen, Studentenführer*innen, Armen und Bauern spezialisiert.

Der School of the Americas wird auch eine Verstrickung in den Plan Cóndor vorgeworfen. Unter diesem Namen koordinierten Paraguay, Uruguay, Argentinien, Chile, Bolivien und Brasilien, in kleinerem Ausmaß auch Peru und Ecuador, während der (Militär-)Diktaturen der 1970er und 1980er Jahre ihre Aktivitäten gegen Oppositionelle. Regimegegner*innen wurden im Namen des Plan Cóndor entführt, verschlepp und ermordet. An der School of the Americas, von ihren Kritiker*innen auch Schule der Mörder genannt, sei die in den USA erarbeitete Doktrin der Nationalen Sicherheit, die ein repressives Vorgehen gegen politische Gegner*innen propagierte, gelehrt und verbreitet worden.

Seit den 1990er Jahren kämpft School of the Americas Watch für eine Schließung des militärischen Ausbildungszentrums.

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