Buenos Aires: Kein Ort mehr für Betroffene sexualisierter Gewalt

von onda*

(Berlin, 11. Januar 2014, onda/poonal).- Die Regierung der Stadt Buenos Aires hat am 2. Januar 2014 das staatliche Programm zur Betreuung von Opfern sexualisierter Gewalt eingestellt und alle Mitarbeiterinnen sowie die Koordinatorin María Elena Leuzzi entlassen. Im Haushalt 2014 sei nicht genug Geld für die Gehälter der zwei Psychologinnen, zwei Anwältinnen, der Bürokraft und der Koordinatorin María Elena Leuzzi vorgesehen, hätten die Behörden die Schließung des Programms gegenüber der Koordinatorin begründet.

Die Entscheidung habe Leonardo Szuchet, Chef des Referats für Opferbetreuung der Koordinatorin erst am 2. Januar telefonisch mitgeteilt. Diese Entscheidung hinterlässt Dutzende Überlebende sexueller Gewalt ohne Unterstützung.

Protestaktion angekündigt: Opferberatung auf Plaza de La República

„Ich werde warten, bis Bürgermeister Macri von seinem Urlaub wieder kommt, und ein Zelt auf dem Platz vor dem Obelisken aufstellen, damit er uns direkt sehen kann – und nicht nur im Fernsehen. Dort werden wir dann weiter die Opfer betreuen, weil er uns wie Hündinnen aus dem Büro geworfen hat“, erklärt die Koordinatorin Leuzzi.

In fünf Jahren Arbeit betreute das Programm (Programa de Atención a Víctimas de Delitos Sexuales) mehr als 3.000 Betroffene von sexualisierter Gewalt. Wenn Macri jetzt das Programm schließe, „bleiben viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene ohne Unterstützung. Da ich sie aber nicht ohne Hilfe lassen werde, werde ich sie jetzt auf dem Platz vor dem Obelisken beraten und eine Möglichkeit finden, trotzdem ihre Privatsphäre zu schützen“, so Leuzzi weiter.

Büro für 6 Personen: ein Stuhl, ein Schreibtisch und ein Computer

Schon mindestens ein Jahr lang musste das Programm starke Einschnitte hinnehmen. Von einem Büro mit einem abgeteiltem privatem Raum für die Beratung, hatten die Mitarbeiterinnen letztes Jahr in ein Großraumbüro umziehen müssen, wo sie lediglich einen Schreibtisch, einen Stuhl und einen Computer zur Verfügung hatten. „Es war unmöglich für uns alle, acht Stunden am Tag gleichzeitig dort zu arbeiten. Es konnte sich immer nur eine Person hinsetzen, alle anderen mussten stehen. Ganz zu schweigen von der Beratungssituation. Dafür stellten sie uns winzige Boxen hin, wo es im Winter sehr kalt und im Sommer sehr heiß war. Das war absurd“, so die Koordinatorin, die auch Vorsitzende der Nichtregierungsorganisaion Hilfe für Vergewaltigungsopfer AViVi (Ayuda a Víctimas de Violación) ist.

Der Verband der Staatsbediensteten von Buenos Aires (ATE) hat zu Protesten gegen das Ende des Beratungs-Programms aufgerufen.

 

* Mit Informationen der argentinischen Tageszeitung Página12

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