Brasiliens Regierung definiert „Mittelschicht“ neu

(07. Juni 2012, amerika21.de-poonal).- Regierungsvertreter*innen haben Ende Mai neue Berechnungsgrundlagen zur Kategorisierung der Einkommensverteilung in Brasilien vorgestellt. Demnach wird für das Jahr 2012 ein monatliches Familieneinkommen ab einer Höhe von 291 Reais (umgerechnet 114 Euro) und bis zu 1.019 Reais (401 Euro) pro Kopf als Mittelschicht-Einkommen definiert. Im Jahr 2009 hätten nach dieser Berechnung 48 Prozent der Brasilianer*innen zur Mittelschicht gehört.

Absolute Armutsgrenze angehoben

Würden die Zahlen des Jahres 2012 herangezogen, wären es bereits 54 Prozent. Dies teilte der Minister des bei der brasilianischen Präsidentschaft angesiedelten Strategie-Sekretariats (SAE), Wellington Moreira Franco, vergangene Woche in São Paulo mit.

Die absolute Armutsgrenze definiert die brasilianische Regierung von nun an ab einem monatlichen Pro-Kopf-Einkommen von weniger als 81 Reais (32 Euro). Bisher galt als “extrem arm”, wer über ein Einkommen von bis zu 70 Reais verfügte. Den Zahlen des Landeszensus 2010 der Statistikbehörde IBGE (Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística) zufolge fallen 8,5 Prozent der Brasilianer*innen unter diese Kategorie.

Neue Kategorien

Zuvor hatte die brasilianische Regierung mit einer Einkommenskategorisierung von eins bis hundert gearbeitet, die dann in drei Großgruppen eingeteilt wurde. Von nun an werden in Brasilien acht Einkommensgruppen unterschieden: “extrem arm”, “arm, aber nicht richtig arm”, “gefährdet”, “untere”, “mittlere” und “höhere” Mittelklasse sowie “untere” und “hohe” Oberklasse.

Familien mit einem monatlichen Pro-Kopf-Einkommen von bis zu 291 Reais gelten als Geringverdiener, die “arm, aber nicht richtig arm sind”. Ihr Einkommen sei so niedrig, dass eine geregelte Versorgung mit allem Lebensnotwendigen gefährdet sei. Fünfzehn Prozent der brasilianischen Bevölkerung lebt laut offiziellen Daten von weniger als 291 Reais.

18 Prozent gehören zur Oberklasse

Als Oberklasse werden nunmehr diejenigen definiert, die mindestens 1.019 Reais im Monat zur Verfügung haben. Das trifft auf 18 Prozent der Brasilianer*innen zu. Hintergrund der Neubewertung ist laut Moreira Franco, dass sich die Politik auf die verschiedenen Gesellschaftsschichten neu ausrichten müsse, insbesondere auf die laut Regierungsdefinition stark wachsende sogenannte neue Mittelschicht.

(Quellen: SAE/IBGE)

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