Bis zu 5.000 Menschen im Jahr 2008 aus Sklavenarbeit befreit

(Fortaleza, 19. Januar 2009, adital).- In Brasilien sind im Jahr 2008 mehr als 4.600 Menschen aus sklavenartigen Arbeitsverhältnissen befreit worden. Dies gab die mobile Einsatzgruppe des Ministeriums für Arbeit und Beschäftigung MTE (Ministerio de Trabalho e Emprego) bekannt. Eine größere Zahl von Prüfern sowie die von regionalen Behörden geleistete Unterstützung trugen zu der Rekordzahl von 133 durchgeführten Operationen im vergangenen Jahr (gegenüber 116 Einsätzen in 2007) bei.

„Diese Angaben sind noch vorläufig. Wir werden das Jahr 2008 voraussichtlich mit 5000 befreiten Personen abschließen, was eine sehr hohe Zahl ist“, so der Mönch Xavier Plassat, von der Koordination der landesweiten Kampagne gegen die Sklavenarbeit der katholischen Landpastorale CPT (Commissão Pastoral da Terra). „Trotz der Bemühungen von Seiten der Regierung wissen wir, dass noch mehr getan werden muss, da noch immer nicht jeder Anzeige nachgegangen werden kann“, erklärte Plassat.

Daten der CPT zeigen, dass zwischen 1995 und November 2008 in Brasilien 32.931 Menschen aus der Sklaverei befreit wurden. Bereits im ersten Halbjahr 2008 wurde die Grenze von insgesamt 30.000 Befreiten überschritten. Ein Drittel dieser Personen befand sich im nördlichen Bundesstaat Pará, wo im Jahr 2008 die größte Befreiungsaktion seit der Gründung der mobilen Einsatzgruppe des Arbeitsministeriums im Jahre 1995 stattfand: 1.108 Arbeiter*innen wurden aus den Zuckerrohrplantagen von Pagrisa befreit.

„In den Jahren 2007 und 2008 ist die Zahl der Befreiten aus Zuckerrohrplantagen stark angestiegen. Wir wissen, dass Sklavenarbeit auch zuvor schon auf den Plantagen existierte, das Problem bestand jedoch darin, dass es keine strengen Kontrollen gab. Sklavenarbeit beginnt bereits im ganzen Land Fuß zu fassen“, warnte Plassat. Seinen Aussagen zufolge habe die Zahl der befreiten Personen im mittleren Westen Brasiliens die der nördlichen Region übertroffen: „Fakt ist, dass viel mehr Menschen auf den Zuckerrohrplantagen beschäftigt werden als in Angestelltenverhältnissen in der Viehwirtschaft. Doch der Norden Brasiliens verzeichnet noch immer die größte Zahl von Anzeigen wegen Sklavenarbeit gegen große Landgüter.”

Nach Angaben der CPT werden in der Viehwirtschaft in absoluten Zahlen weiterhin die meisten Fälle von Sklavenarbeit registriert. Bis zum 30. November 2008 verzeichnete die Vereinigung 125 Fälle von Sklaverei in der Rinderzucht, was einer Quote von 54 Prozent aller in diesem Zeitraum verzeichneten Fälle entspricht. Auf den Zuckerrohrplantagen wurden 15 Fälle von Sklaverei zur Anzeige gebracht, ein Anteil von lediglich sechs Prozent. Der zur Zentralregion des mittleren Westens gehörende Bundesstaat Goiás führt weiterhin die Statistik befreiter Sklav*innen an. Auf nur sieben Großgrundbesitzen mit Viehzucht wurden 867 Menschen aus der Sklaverei befreit. In Pará, wo der Großteil der Fälle mit der Viehzucht entlang der Landwirtschaftsgrenze („Frontera agricola“) in Zusammenhang steht, wurden 741 Menschen aus 33 Besitzungen befreit.

Um die Operationen gegen die Sklaverei voranzubringen, sei es, nach Meinung des Mönchs am Wichtigsten, dass – sowohl von den Sklavenarbeiter*innen als auch von Personen, die Fälle von Sklavenarbeit kennen – Anzeige erstattet wird. „Die Gesellschaft soll Druck auf die mobile Einsatzgruppe ausüben, damit die Zahl der Operationen mit Unterstützung der staatlichen Behörden zunimmt. Darüber hinaus dürfen wir uns nicht mit der Befreiung zufrieden geben, es ist notwendig, diese Personen aus den Lebensbedingungen herauszuholen, die sie in eine dermaßen verletzliche und schwache soziale Position gebracht haben.“

Plassat erinnerte daran, dass dem Parlament bereits seit 13 Jahren ein Vorschlag zur Abänderung der Verfassung vorliegt, in dem vorgesehen ist, die Ländereien von Gutsbesitzer*innen zu beschlagnahmen, auf denen Sklavenarbeit eingesetzt wird. Es sei Aufgabe der Gesellschaft, Druck auszuüben, damit diese Verfassungsänderung durchgesetzt werde. „Zusätzlich zu Geldstrafen, Entschädigungen für erlittenes Unrecht, Einträgen in die Schwarze Liste und dem Druck auf die Wirtschaft, erwarten wir, dass Staatsanwaltschaft und Justiz die strafrechtliche Verfolgung vorantreiben, damit wir endlich erreichen, Großgrundbesitzer*innen hinter Gittern zu sehen“, sagte er.

Um die Petition der Kampagne für die Annahme des oben genannten Vorschlags für eine Verfassungsänderung zu unterschreiben, folgen Sie diesem Link: http://www.trabalhoescravo.org.br/abaixo-assinado/
(Portuguiesisch).

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