Bewohner*innen von Notunterkünften in Flughafennähe sollen verschwinden

(Venezuela, 06. Januar 2012, telesur/pulsar).- Zwei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti hat die Regierung des Landes angekündigt, die Bewohner*innen von Notunterkünften in der Nähe des Flughafens „Toussaint Louverture“ umzusiedeln. Außenminister Laurent Lamothe erklärte am 5. Januar, die Geschädigten würden 500 US-Dollar erhalten, damit sie den Ort nahe der Hauptstadt Port-au-Prince verlassen.

Mit der Umsiedlung der Erdbebenopfer werde begonnen, da „es wichtig ist, dass Haiti den ins Land kommenden Besuchern ein anderes Gesicht zeige“, so der Minister mit Blick auf die Nähe der Camps zum Flughafenterminal.

Bei einem verheerenden Erdbeben am 12. Januar 2010 waren mindestens 300.000 Menschen ums Leben gekommen, rund 2 Millionen Menschen verloren ihr Heim. Gegenwärtig leben noch etwa 500.000 Menschen in 800 Notunterkünften, die sich in der Hauptstadt und deren Umgebung befinden.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren „Handgeldlösung“

Haitianische Menschenrechtsorganisationen werteten die Vergabe von Geld an die Geschädigten des Erdbebens als unzureichende Maßnahme. Dieser Schritt verändere die Situation nur vorübergehend und führe zu keiner dauerhaften Lösung des Wohnungsproblems, so deren Kritik. Laut Koordinationsbüro der UN-Nothilfe ERC (Emergency Relief Coordinator) benötige Land 231 Mio. US-Dollar an humanitären Hilfen, um die Grundbedürfnisse dieser Personen zu befriedigen.

Auch in den Notunterkünften, in denen sexuelle Übergriffe und ansteckende Krankheiten immer häufiger werden, herrschen menschenunwürdige Verhältnisse. Das haitianische Menschenrechtsnetzwerk erklärte, in den Lagern teilten sich durchschnittlich 112 Personen eine Latrine und lediglich 18 Prozent der Lager verfüge über Orte, an denen sich die Menschen Hände waschen könnten. In Petit-Goave gebe es sogar nur eine Latrine für 141 Personen, eine Dusche für 185 Menschen und keine Gesundheitsstation oder ähnliches.

 

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