Bedrohter Zeitungsherausgeber geht nicht ins Exil

(Guatemala-Stadt, 11. April 2012, cerigua).- Der Herausgeber der digitalen salvadorianischen Zeitung „El Faro“, Carlos Dada, geht nicht ins Exil. Dies hatte die Organisation Reporter ohne Grenzen am 11. April in einer Erklärung behauptet. Grund seien die die gravierenden Bedrohungen, die Dada erhalten habe und die Weigerung des Justizministeriums, ihm staatlichen Schutz zu gewähren.

Dada hingegen teilte in einer E-Mail mit, dass er am 11. April lediglich nach Panama ausgereist sei, um an einer Konferenz über Meinungsfreiheit in Zentralamerika teilzunehmen. Zu dieser Reise sei er von den Referaten für Meinungsfreiheit der UN und der Organisation Amerikanischer Staaten eingeladen worden.

Unerwünschte Reportage über Drogenhandel

Die Redaktion von „El Faro“ war überwacht und ausspioniert worden, nachdem die Zeitung im Mai 2011 eine Reportage veröffentlicht hatte, aus der hervorgeht, dass das Texis-Kartell einem einflussreichen Unternehmer gehören soll. Dieser habe enge Verbindungen zu Kriminellen, Abgeordneten, Polizisten und lokalen Bürgermeistern in den Regionen Chalatenango und Santa Ana.

Diese Nachricht bekam zusätzliche Bedeutung, nachdem „El Faro“ am 14. März aufgedeckt hat, dass es angeblich Geheimverhandlungen zwischen der Regierung und den berüchtigten Mara-Banden geben soll. Damit solle die Zahl der durch die Maras verübten Morde verringert werden; im Gegenzug sollten demnach circa 30 inhaftierte Mitglieder der Maras in andere Haftanstalten verlegt werden und verbesserte Haftbedingungen erhalten.

Regierung dementiert

Die Regierung dementierte diese Nachricht aufs Schärfste; auf einer Pressekonferenz, bei der „El Faro“ nicht anwesend war, erklärte der Minister für Justiz und Sicherheit, Munguía Payés, dass sich Carlos Dada und seine Mitarbeiter*innen in Gefahr befänden, da solcherlei Enthüllungen sehr riskant seien. Vor der Veröffentlichung hatte Dada vergeblich versucht, vom Minister eine Bestätigung über die angebliche Verlegung der „Mareros“ zu bekommen.

Die Ängste von Carlos Dada bestätigten sich am 22. März, als im Radio eine Erklärung von angeblichen Sprechern der Maras verbreitet wurde. Darin heißt es: „Wir finden es unglaublich, dass Personen wie Carlos Dada existieren.“ Dada machte daraufhin den Präsidenten El Salvadors, Mauricio Funes für seine Sicherheit verantwortlich; Funes hatte zuvor ebenfalls als Journalist gearbeitet.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen erklärte sich mit Dada solidarisch und forderte die Behörden auf, Maßnahmen zum Schutz der Redaktion von „El Faro“ zu gewährleisten.

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