Baustopp für Eisenbahn wegen Gefährdung des Lebensraums Indigener

(Lima, 15. August 2012, noticias aliadas).- Ein Gericht hat den größten brasilianischen Bergbaukonzern Vale Anfang August dazu verpflichtet, die Bauarbeiten für eine Eisenbahnlinie im Bundesstaat Pará einzustellen. Die Linie gefährde den Lebensraum indigener Anwohner*innen und das Ökosystem, heißt es in dem Urteil.

 

Die geplante Eisenbahnstrecke soll parallel zu einer bereits bestehenden 892 Kilometer langen Linie von der weltgrößten Eisenerzmine Carajás im nordöstlichen Bundesstaat Pará bis zu einem am Hafen gelegenen Endbahnhof im Bundesstaat Maranhão führen. Mit der parallelen Erweiterung will Vale die Strecke simultan befahrbar machen. Dadurch könne das Volumen des auf dieser Strecke transportierten Eisenerzes von 130 Mio. Tonnen auf 230 Mio. Tonnen jährlich erhöht werden. Die Kosten für den Streckenausbau betragen 4,1 Mrd. US-Dollar, die Fertigstellung ist für 2016 vorgesehen.

Gerichtsurteil fordert allgemeinverständliche Umweltstudie

Richter Ricardo Felipe Rodrigues Macieira durchkreuzte diese Pläne vorerst mit seinem Urteil. Die Strecke sei eine Bedrohung für indigene und afrobrasilianische Gemeinschaften, die in der Nähe der Eisenbahnlinie leben. Der Richter ordnete zudem die Erstellung einer Umweltstudie an, in die alle möglichen Kompensationsmaßnahmen einfließen, an. Zudem müsse die Studie so geschrieben sein, dass sie für die betroffenen Gemeinschaften wie auch für die allgemeine Öffentlichkeit verständlich ist, so der Richter.

„Wir akzeptieren den Ausbau der Zugstrecke nicht, die genau vor unserem Territorium entlangführt“, erklärte ein Awá-Indigener gegenüber der Menschenrechtsorganisation Survival International. Die Bahn würde sehr viel Lärm machen, was Tiere verschreckt und somit den Jägern Probleme bereiten würde, so der Indigene weiter.

Mangelnde vorherige Konsultation der Betroffenen

Der Konzern Vale hat zwar erklärt, die brasilianischen Umweltnormen strengstens einhalten zu wollen, Richter Rodrigues Macieira erklärte jedoch, die vorgeschriebenen Konsultationen der betroffenen Gemeinden seien „unzureichend“ gewesen und mahnte vor dem Risiko einer „insgesamt bedrohlichen Umweltzerstörung“ durch das Projekt. Der Bergbaukonzern hat angekündigt, gegen das Urteil in Berufung zu gehen.

Nach Ansicht von Survival International bedrohe das Projekt das Überleben des Volkes der Awá. Die Eröffnung der Mine Carajás Anfang der 1980er Jahre hatte für die Awá verheerende Folgen, da dadurch Siedler*innen auf das Territorium der Indigenen vordrangen und illegaler Holzeinschlag begann.

„Die Eisenbahnlinie ist nicht die einzige Bedrohung für das Überleben dieser Gruppe“, erklärt der Vorsitzende von Survival International, Stephen Corry. „Holzfäller, Viehzüchter*innen und Siedler*innen brechen weiterhin schamlos brasilianische Gesetze. Abgesehen von Garantien der brasilianischen Behörden hängt das Leben der Awá-Indigenen weiterhin am seidenen Faden“.

 

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