Autonome Frauenrechtsbewegung prangert strukturelle Gewalt an

(Buenos Aires, 25. November 2010, ecupres).- Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen der am vergangenen 25. November begangen wurde, veröffentlichte die Autonome Bewegung nicaraguanischer Frauen MAM (Movimiento Autónomo de Mujeres de Nicaragua) eine Stellungsnahme, in der sie die gesamtgesellschaftliche Situation von Frauen in Nicaragua anprangert.

Darin heißt es, dass „das politische Verhalten autoritärer Systeme gegenüber Frauen dem Verhalten gewalttätiger Männer gegenüber Frauen gleicht“. Beiden Formen von Aggression gegenüber Frauen sei gemeinsam, dass es einen so genannten „Gewaltkreislauf“ gebe.

Lippenbekenntnisse statt Frauenrechte

“Es ist kein Zufall, dass die offizielle politische Propaganda in Nicaragua von ’Versöhnung und Frieden’ spricht und versichert wird, dass das Einzige, worauf diejenigen, die Macht ausüben, abzielten ‚Liebe, Arbeit und Frieden’ sei“. Auf diese Art und Weise werde dazu aufgerufen, das perfide Spiel der strukturellen Gewalt mitzuspielen, sei es in den Familien oder im öffentlichen Raum, warnt die MAM.

Die Situation der Frauen im Land zeige jedoch, dass dies nur Lippenbekenntnisse sind: Durch die Einführung eines landesweiten Abtreibungsverbots im Jahr 2008 und der damit verbundenen Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen sind die Frauenrechte in Nicaragua stark beschnitten worden. Laut einer Studie der Netzwerkes von Frauen gegen Gewalt RMCV (Red de Mujeres contra la Violencia) stieg im vergangenen Jahr zudem die Zahl der Feminizide in Nicaragua auf 79 an. Die Täter stammten zumeist aus dem unmittelbaren Umfeld der Frauen. Aufgrund der alarmierenden aktuellen Situation hatte das Netzwerk RMCV im August 2010 in Managua eine Demonstration organisiert, um damit auf die Ignoranz des nicaraguanischen Staates bezüglich des Problems hinzuweisen.

Morde an Mirabal-Schwestern Anlass für Gedenktag

Am 25. November 2010 jährte sich die Ermordung der Mirabal-Schwestern in der Dominikanischen Republik zum 50. Mal. Die Schwestern Patria, Minerva und María Teresa Mirabal wurden während der Diktatur von Rafael Leónidad Trujillo misshandelt und schließlich erhängt. Sie werden heute als Freiheitskämpferinnen und Kritikerinnen des Regimes geehrt.

Auf Betreiben der Feministischen Bewegung Lateinamerikas (movimiento feminista latinoamericano), erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahre 1999 den Tag der Ermordung der Mirabal-Schwestern zum „Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen“. Unter dem Begriff Gewalt gegen Frauen wird dabei jedwede Gewalt eingeordnet, die aufgrund des Geschlechts der Opfer ausgeübt wird und möglichen oder tatsächlichen physischen, sexuellen oder psychologischen Schaden anrichtet. Das schließt ebenfalls Bedrohung, Nötigung und den willkürlichen Freiheitsentzug im öffentlichen Raum oder im privaten Bereich mit ein.

Strukturelle Gewalt belastet Gesellschaften

Die MAM führt in der von ihr veröffentlichen Erklärung an, dass sich in dem Beispiel der drei Mirabal-Schwestern untrennbar der Kampf für Freiheit mit der Anklage struktureller Gewalt vereint. Strukturelle Gewalt belaste viele Gesellschaften in Lateinamerika, so die Organisation.

Der dominikanische Diktator Trujillo hatte eine der Mirabal-Schwestern sexuell belästigt und sei als hemmungsloser Vergewaltiger bekannt gewesen, heißt es in der Erklärung der Frauenbewegung. Die Ermordung der Mirabal-Schwestern war der Anfang vom Ende Trujillos und mündete schließlich in seine Ermordung durch ein Attentat im Jahre 1961 mündete.

(Demonstration in Nicaragua, Foto: MAM)

Weitere Informationen:

Audiobeitrag: Kriminalisiert – das Recht auf den eigenen Körper?  (Teil 2)
(Von Markus Plate)

Kriminalisiert – das Recht auf den eigenen Körper? (Teil 2)
(Von Markus Plate) | poonal 920 | November 2010

Von Gott geleitet.
In Nicaragua sind Politik und Kirche eng miteinander verbunden
(Von Andrés Pérez Baltodano) | Nr. 437 | November 2010

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