„Auftrag ausgeführt“ – Hoffnung der Familienangehörigen der 43 Verschwundenen

(Mexiko-Stadt, 15. Januar 2016, desinformémonos).- Am 14. Januar fand ein Treffen zwischen den Eltern der 43 verschwundenen Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa (siehe auch hier) und der Generalbundesstaatsanwältin Arely Gómez statt, in dem über die Fortschritte der Untersuchung berichtet wurde. Dies was vereinbart worden, als die neue Untersuchungskommission mit ihrer Arbeit begann. Beim Treffen waren Ángela Buitrago und Alejandro Valencia vom interdisziplinären und unabhängigen Expertenteam GIEI (Grupo Interdisciplinario de Expertos Independientes) und die Rechtsanwälte der Familienangehörigen anwesend.

“Es gibt wenig Fortschritte, aber immerhin wird jetzt einiges unternommen, das war vorher nicht der Fall,” erklärte der Rechtsanwalt Vidulfo Rosales nach der Sitzung mit der Generalbundesstaatsanwaltschaft PGR (Procuraduría General de la República). Rechtsanwalt Rosales vom Menschenrechtszentrum Tlachinollan im Bundesstaat Guerrero im Südwesten von Mexiko verteidigt die Angehörigen der 43 gewaltsam verschwundenen Lehramtsstudenten. “So wie die Regierung den Drogenbaron „El Chapo“ nach sechs Monaten gefasst hat, so wollen wir, dass sie unsere verschwundenen Söhne findet, die Schuldigen festnimmt und uns sagt: Auftrag ausgeführt,“ äußerten die Eltern der 43 Verschwundenen nach der Sitzung.

Untersuchungen werden fortgesetzt

Die Generalbundesstaatsanwaltschaft informierte die Angehörigen darüber, dass die Untersuchung fortgesetzt werde und Knochenreste von zwei Personen in der Nähe der Müllhalde von Cocula im Bundesstaat Guerrero gefunden wurden. Gemeinsam mit dem argentinischen Forensikerteam EAAF habe die Untersuchung zwecks Identifizierung begonnen.

Laut Vidulfo Rosales, dem Rechtsanwalt der Angehörigen, habe die Generalbundesstaatsanwaltschaft die Angehörigen weiterhin informiert, dass eines der Häuser des Drogencapos Gildardo López Astudillo, „el cabo Gil“, durchsucht worden war. Dieser soll angeblich die Hinrichtung der Studenten angeordnet haben. Man habe Indizien gefunden, aber es seien keine näheren Informationen mitgeteilt worden.

Angehörige fordern Befragung des Militärs

Die Familienangehörigen der verschwundenen Studenten stellten die folgenden Forderungen an die Generalbundesstaatsanwaltschaft: Befragung von 27 Militärangehörigen des 27. Infanteriebataillons in Anwesenheit des GIEI-Expertenteams und keine weitere Diffamierung von einzelnen Expert*innen des Teams, über die falsche Informationen verbreitet worden waren.

Vidulfo Rosales erklärte hierzu: “Bei ihrem Treffen haben die Familienangehörigen die Generalbundesstaatsanwältin daran erinnert, dass sie selber bei den verschiedenen Treffen den Beitrag und die moralische und technische Expertise des GIEI-Expertenteams anerkannt hat und der Staat selber die Unterstützung der Interamerikanischen Menschenrechtskommission CIDH angefordert hat und mit der Zusammensetzung des Teams einverstanden war.“ Die Eltern forderten deshalb ein öffentliches Bekenntnis der Generalbundesstaatsanwältin zur Verteidigung des GIEI.

Arely Gómez antwortete auf die Forderungen, sie bräuchte Zeit, um dies sowohl mit dem Innen- als auch mit dem Außenministerium abzusprechen, da diese beiden Ministerien den Einsatz des Expertenteams GIEI gefordert hätten. Auch die Frage der Anwesenheit des GIEI bei der Befragung der Militärangehörigen müsse noch vom Innenministerium geprüft werden.

Weiteres Treffen im Februar

Das nächste Treffen ist für den 18. Februar in Acapulco im Bundesstaat Guerrero geplant. Die Rechtsanwälte haben hierfür weitere Punkte angefragt, die direkt der Kompetenz der Generalbundesstaatsanwaltschaft unterstehen und auf die sie deshalb beim nächsten Treffen eine Antwort erhofften. Diese offenen Punkte beziehen sich darauf, dass die Untersuchungskommission über die vorläufigen Untersuchungsergebnisse der Sonderstaatsanwaltschaft zur Untersuchung des Organisierten Verbrechens SEIDO (Subprocuraduría Especializada en Investigación de Delincuencia Organizada) informiert werden soll. Weiterhin will sie die Genehmigung zur Befragung mutmaßlicher Verantwortlicher erhalten, wie z.B. Angehörige der Drogenkartelle Guerreros Unidos oder Los Rojos. Zudem fordert die Untersuchungskommission Kopien der drei noch offenen Straffälle, die in der Stadt Matamoros im Bundesstaat Tamaulipas verhandelt werden und in die mutmaßliche Täter des Verschwindenlassens der Studenten aus Ayotzinapa verwickelt sind.

 

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