500.000 Kinder gehen nicht zur Schule

von Natasha Pitts

(Fortaleza, 08. Juni 2012, adital-poonal).- In Haiti gehen rund 500.000 Kinder im schulpflichtigen Alter gehen nicht zur Schule. Dies wurde bei dem international besetzten Seminar „Das Menschenrecht auf Bildung in Haiti: Herausforderungen und Horizonte“ thematisiert. Das Seminar fand Anfang Juni in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince statt.

 

 

Neben haitianischem Bildungspersonal und Vertreter*innen der haitianischen Zivilgesellschaft nahmen auch Spezialist*innen aus acht lateinamerikanischen Staaten teil, die bei der „Lateinamerikanischen Kampagne für das Recht auf Bildung“ Clade (Campaña Latinoamericana por el Derecho a la Educación) tätig sind. Während des Seminars wurden neben Diskussionen über die Bildungssituation im Land auch Ortsbesuche durchgeführt, etwa im Zeltlager Camp Toto.

225 Schüler*innen in einem Klassenzimmer

Im rund 9,8 Mio. Einwohner*innen zählenden Haiti beträgt die absolute Analphabetenrate mehr als 50 Prozent. Die Teilnehmer*innen kritisierten zudem, dass es sich bei 92 Prozent der haitianischen Schulen um Privatschulen handelt. Dies sei die höchste Zahl weltweit und ein Hinderungsgrund für viele Kinder und Jugendliche, überhaupt eine Schule zu besuchen. Die jährlichen Schulgebühren von durchschnittliche 70 US-Dollar könnten die Mehrzahl der haitianischen Familien nicht aufbringen.

Die Situation in den Klassenzimmern selbst ist ebenfalls miserabel. So sei die Ausstattung der Schulen sehr schlecht, in ländlichen Gegenden drängten sich bis zu 225 Schüler*innen in einem einzigen Klassenzimmer. Die Teilnehmer*innen des Seminars kritisierten außerdem, dass der Unterricht in französisch abgehalten werden, obwohl Kreole die Muttersprache der Kinder ist.

Fehlende staatliche Investitionen in öffentliche Bildung

Aufgrund dieser äußerst prekären Situation verfassten die Teilnehmer*innen der Veranstaltung eine Erklärung, die Bildungsminister Frantz Caséus übergeben wurde. Darin fordern sie von der Regierung, umgehend dafür zu sorgen, dass das Recht auf Bildung in allen Regionen des Landes umgesetzt wird. Der Staat müsse dafür sorgen, dass das System der öffentlichen Bildung gestärkt und ausgebaut werde. Zudem habe der Staat eine kostenlos Grundschulbildung zu garantieren.

Die wachsende Privatisierung und sowie Finanzierung der Bildung und Projekte internationaler Finanzinstitutionen werden ebenfalls moniert und stattdessen eine staatliche Finanzierung für das öffentliche Bildungssystem gefordert, das auch eine Möglichkeiten für die höhere Bildung zu garantieren haben.

Das Seminar war Teil der von Clade initiierten Kampagne „Wir alle sind Haiti“ (Haití somos todos y todas), die von regionalen und internationalen Organisationen unterstützt wird.

 

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