2017: Femizide in der Dominikanischen Republik steigen an

Von Mercedes Alonso Romero

(Santo Domingo, 9.Januar 2018, SEMlac).- Die dominikanische Gesellschaft ist sich bewusst, dass das Jahr 2017 mit einer der höchsten Femizidraten geendet hat. Ein Missstand der dafür sorgt, dass die Dominikanische Republik im regionalen Ranking der Femizide noch weiter nach vorne auf die ersten Plätze rutscht.

Zwei von fünf Todesfällen sind auf häusliche Gewalt zurückzuführen. Das zeigt der Bericht „Vom Abkommen zur Aktion: Politische Praxis zur Beseitigung der Gewalt an Frauen in Lateinamerika und der Karibik“ vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP. Dieser Ende 2017 veröffentlichte Bericht gibt an, dass 30 Prozent der Frauen Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner erfahren haben; 10,7 Prozent erlitten sexuelle Gewalt.

In 33 Ländern wurden Untersuchungen zu Prävention, Betreuung, Bestrafung und Wiedergutmachung durchgeführt. Demnach sind die größten Hindernisse, um die Gewalt einzudämmen „die geringen finanziellen Mittel, die für die Umsetzung und Überwachung der staatlichen Programme zur Gewaltprävention und der Betreuung von Frauen, die von Gewalt betroffen sind, zur Verfügung gestellt werden. Weiterhin fehlt ein handfester politischer Wille für eine bessere Koordination zwischen den Institutionen, die dazu führen könnte, die Problematik von verschiedenen Sektoren aus in Angriff zu nehmen.“

Aus der Genderperspektive

Gewöhnlich sind die Statistiken in der Dominikanischen Republik uneinheitlich, wenn es darum geht, die Todesfälle der weiblichen Gewaltopfer zu erfassen. Bis Ende 2017 gab es in der landesweiten Presse etwa 90 Berichte über Femizide. Diese Zahl entspricht, laut der Tageszeitung Listín Diario vom 27.November 2017, annähernd dem jährlichen Durchschnitt von 102 ermordeten Frauen.

Die Polizei hat bedrohte Frauen aufgerufen, Anzeige gegen die geschlechtsspezifische Gewalt zu erstatten und die Aggressionen seitens ihrer Partner nicht zu verschweigen; trotzdem berichtete Listín Diario am 19.Dezember 2017 von dem Verbrechen, das Alexander Sánchez, 23 Jahre, begangen hat. Trotz Annäherungsverbots hat er seine 19-jährige Ex-Freundin Yareimi Rosa Frías erhängt. Er hatte sie unter dem Vorwand zu seinem Haus bestellt, ihr Geld für die gemeinsame, gerade geborene Tochter übergeben zu wollen.

Rosa Frías ist ein weiteres Opfer, das sich in die große Zahl der Femizide einreiht. Im Juli waren es 15 Verbrechen, im Juni zwölf, im Mai zehn usw. So ging es weiter, bis das Jahr 2017 schließlich die höchsten Femizidrate seit 2012 verzeichnete, dem Jahr in dem Danilo Medina sein erstes Mandat als Präsident antrat.

Am häufigsten werden Schusswaffen bei diesen Verbrechen verwendet (37 Prozent), gefolgt von Stichwaffen (34 Prozent) und 29 Prozent entfallen auf andere Waffen und Gegenstände, laut einem Bericht, den die digitale Zeitung Acento am 2.November 2017 veröffentlicht hat.

Acento ergänzt „dass die Femizidrate noch steigen würde, wenn Morde an Frauen durch innerfamiliäre und sexuelle Gewalt auch als Femizide eingestuft würden, was in der Dominikanischen Republik momentan nicht der Fall ist. So geben es die Forschenden des Nationalen Amtes für Statistik ONE (Oficina Nacional de Estadísticas) in ihrem Forschungsbericht Nr.84 an und fordern eine genaue Beschreibung der Morde aus der Genderperspektive.

Die Generalstaatsanwaltschaft definiert als Femizid allein Morde im Kontext partnerschaftlicher Konflikte. Das Statistikamt hingegen schlägt vor, die Morde aus einer Genderperspektive zu definieren, was bedeutet, dass es sich dann um einen Femizid handelt, wenn eine Frau aufgrund ihres Geschlechts ermordet wird.

„Femizide stehen für den gewaltsamen Tod von Frauen aufgrund dessen, dass sie Frauen sind – egal, ob es in der Familie geschieht, im eigenen Zuhause oder in jedweder anderen persönlichen Beziehung; in der Gemeinde, durch jedwede Person, seien sie durch den Staat und seine Vertreter verübt oder toleriert, durch Mitwirkung oder Unterlassung“, heißt es in der Deklaration der Organisation Amerikanischer Staaten OAS.

Programm und Empfehlungen

Der oben genannte Bericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen UNDP schlägt vor, die vielversprechendsten Erfahrungen aus der Region, insbesondere in der Dominikanischen Republik, zu analysieren. Ziel ist, dass die staatlichen Einrichtungen ihre Fähigkeiten stärken, angemessen auf den Missstand zu reagieren.

Bei den vorgesehenen Empfehlungen sticht besonders die Notwendigkeit hervor, die finanziellen Mittel für die verantwortlichen Ministerien in den verschiedenen Ländern anzuheben. So können staatliche Programme durchgeführt und mehrdimensionale politische Aktionen aufgebaut werden. Auf kommunaler Ebene können Prioritäten festgelegt werden.

Außerdem wird empfohlen, mit den Männern zu arbeiten, um ihre Einstellungen zur Männlichkeit zu ändern. Die Diskussionen sollen in die Schulen und an die Arbeitsplätze getragen werden und es soll versucht werden, die junge Generation im Kampf gegen die Gewalt an Frauen zu vereinen.

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