Zwangsvertreibungen und kriminelle Banden überschatten Bogotá

(Venezuela, 15. Dezember 2011, telesur).- Die kolumbianische Hauptstadt Bogotá leidet an den Auswirkungen der Zwangsvertreibungen und den Bedrohungen gegen soziale Gruppen seitens bewaffneter Organisationen. Wie Lilia Solano, die Direktorin für Menschenrechte des Bezirks Bogotá bestätigt, gründe sich dies auf den bewaffneten Konflikt, den das Land seit fast fünf Jahrzehnten erlebe.

 

Konflikt führt zu Zwangsvertreibungen

Jede Woche empfange die Stadt mindestens 80 Familien, die auf der Flucht vor Gewalt – dem Resultat des bewaffneten Konflikts – seien. Der Konflikt überschattet das südamerikanische Land seit fast einem halben Jahrhundert und wird angeführt von Rebellen, den Paramilitärs und der Armee. In den meisten Zonen in denen diese Kräfte agieren, führen deren gewaltsame Zusammenstöße zu Zwangsvertreibungen der Bewohner*innen.

Den Aussagen Lilia Solanos zufolge leide Bogotá an den Wellen „eines Phänomens, das total über die Ufer getreten ist“.

Kulturschaffende bedroht und eingeschüchtert

Sie erklärte, dass die Stadt unter den Bedrohungen und Einschüchterungen seitens neu entstehender krimineller Banden (Bacrim) leide, die sich gegen 25 kulturelle Gruppen richten. Bacrim ist die Bezeichnung der Regierung für kriminelle Banden, die sich aus ehemaligen Paramilitärs der Einheiten zur Selbstverteidigung Kolumbiens AUC (Autodefensas Unidas de Colombia) zusammensetzen.

In Bezug auf das Thema der Bedrohungen wies Solano in einem Interview mit der kolumbianischen Zeitung El Espectador darauf hin, dass über diese Situation bereits mit dem Innenminister Germán Vargas Lleras diskutiert wurde. So soll gewährleistet werden, dass sich um die Personen, die Einschüchterungen erleiden, auch gekümmert werde.

Auch einer der Anführer des Großen Nationalen Tisches der Student*innen MANE (Mesa Amplia Nacional Estudiantil) wurde laut der Verantwortlichen für Menschenrechte in Bogotá bedroht. „Das beunruhigt uns sehr, denn schliesslich wissen wir: Fangen sie mit einem an, machen sie vielleicht bei anderen weiter“.

Anstrengungen der Regierung nicht genug

Im Hinblick darauf bezweifelte Solano, dass die Anstrengungen der nationalen Regierung genug seien, um Lösungen für das Thema der Vertreibungen aufgrund der Regenfälle und für die kulturellen Gruppen zu finden, die unter den Bedrohungen krimineller Banden leideten.

In Bezug auf den Präsidenten Juan Manuel Santos bedauerte Solano, dass er von hoffnungsvollen Dingen gesprochen habe. Die Tatsachen seien jedoch anderer Natur. „Man sollte den Präsidenten Santos fragen, wo sich der Schlüssel zum Frieden befindet, den er angeblich besitzt. Anscheinend ist er verloren gegangen“, fügte Solano hinzu.

Angst vor Zwangsrekrutierung

Weiterhin erklärte sie, die Opfer der Zwangsvertreibungen „haben Angst“ vor den Folgen, die aus den Umsiedlungen resultieren können. Die Direktorin für Menschenrechte ergänzte, dass das Thema der Zwangsrekrutierung stark diskutiert werde. Dieser Apekt wirke einschüchternd auf die Familien, die ihre Heimat verlassen mussten. „Wir wollen einen Weg des Friedens finden“, betonte Solano.

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