Spannungen nach Mord an jungem Mapuche

(Lima, 21. November 2018, servindi/desinformémonos).- Wieder ist der Konflikt zwischen der chilenischen Regierung und der indigenen Volksgruppe der Mapuche in die Schlagzeilen gerückt. Dieses Mal ausgelöst durch den Tod des 24jährigen Mapuche Camilo Catrillanca, der im Zuge einer Operation einer neuen Spezialeinheit der Militärpolizei in der südchilenischen Provinz Araucanía erschossen wurde.

Camilo Catrillanca starb am 14. November in der Gemeinde Temucuicui, als er ein Feld mit dem Traktor bearbeitete. Offensichtlich starb er versehentlich, als er von einem Querschläger getroffen wurde, der von Beamten des Comando Jungla abgefeuert wurde. Das Comando Jungla ist eine neue Spezialeinheit der Militärpolizei Carabineros, die in Kolumbien ausgebildet wurde und von der Regierung von Sebastián Piñera in die Araucanía geschickt wurde, um dort gegen Demonstrationen der Mapuche vorzugehen.

„Der Tod von Catrillanca ist das Ergebnis der unverantwortlichen politischen Entscheidung, eine militärische Gruppe zu gründen und sie in einem Land auszubilden, in dem es Bürgerkrieg, und Terrorismus gegeben hat – und diese Einheit dann in der Araucanía einzusetzen, wo es einen sozialen Konflikt gibt“, kritisierte Francisco Huenchumilla, Senator der Araucanía.

Alter Konflikt lebt wieder auf

Camilo Catrillanca ist der Neffe des Gemeindeführers Juan Catrillanca, hunderte Menschen gaben ihm in der Araucanía das letzte Geleit. Auf jeden Fall hat sein Tod einen alten Konflikt zwischen den chilenischen Behörden und den indigenen Mapuche wieder aufleben lassen. In den Tagen nach dem Tod war die Spannung in Südchile deutlich angespannt; und selbst in der Hauptstadt Santiago hat es teils gewalttätige Demonstrationen der Solidarität mit den Mapuche gegeben.

Die Regierung von Sebastián Piñera hat mit ihrer Haltung noch zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. Anstatt die Verantwortung für den Vorfall zu übernehmen und Untersuchungen einzuleiten, behauptete die Regierung, der Tod Catrillancas sei eine „Straftat“, die nichts mit dem uralten Mapuche-Konflikt zu tun habe. Im Gegensatz dazu erklärte der Senator Huenchumilla, die Regierung müsse für die Ausbildung und das Vorgehen des Comando Jungla der Carabineros „ihre politische Verantwortung übernehmen“.

Der Vorfall hat zudem die guten Absichten vereitelt, die die Regierung Piñera vergangenen September hatte verlauten lassen. Der chilenische Präsident hatte ein „Abkommen für Entwicklung und Frieden in der Araucanía“ angekündigt. Nach dem Tod von Catrillanca liegen die Verhandlungen zu diesem Abkommen erstmal auf Eis.

Mapuche fühlen sich an Pinochet-Zeit erinnert

Deutliche Worte fand der Mapuche-Sprecher Alihuen Antileo gegenüber Radio Comunidad. „Aus polizeilicher Sicht wird deutlich, dass diese Regierung von Beginn an auf Konfrontationskurs ist und die Gründung des Comando Jungla ist ein Beweis dafür“, erklärte Antileo. „80 Carabineros wurden in den kolumbianischen Regenwald geschickt, in ein Land, das eine sehr schlechte Menschenrechtsbilanz vorzuweisen hat. Das hat eine Spezialeinheit der Polizei hervor gebracht, die seit ihrer Gründung vor vier Monaten sehr gewalttätig vorgegangen ist und sich von einem Minimum an Respekt vor Menschenrechten im Allgemeinen und vor den Rechten der Indigenen Völker im Besonderen entfernt hat.“

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