Deutsche Ausgabe des wöchentlichen Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen vom 16. Mai 2006

Inhalt


GUATEMALA

ECUADOR

BRASILIEN

BRASILIEN – DEUTSCHLAND

URUGUAY

CHILE

ZENTRALAMERIKA


GUATEMALA

UNO: Guatemala wird Mitglied des neuen Menschenrechtsrates

(Guatemala-Stadt, 9. Mai2006, cerigua).- Guatemala wird Mitglied des neu gegründeten Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen. Dieses Gremien löst die Menschenrechtskommission ab, die bisher die Einhaltung der Menschenrechte kontrollieren sollte. Die erste Sitzung des Menschenrechtsrates wird am 19. Juni stattfinden. 44 der vorgesehenen 47 Mitgliedstaaten des Rates wurden am vergangenen Dienstag gewählt. Aus Lateinamerika sind neben Guatemala Argentinien, Brasilien, Kuba, Ecuador, Mexiko, Peru und Uruguay gewählt worden. Nicht gewählt wurde Venezuela.

Um eine gerechte Repräsentation zu gewährleisten, wurden fünf regionale Gruppen gebildet. So stellen Afrika und Asien je 13 Mitglieder. Lateinamerika und die Karibik sind durch acht Staaten vertreten. Europäische und andere Industriestaaten sind mit insgesamt 13 Sitzen vertreten.

Die Gründung des neuen Menschenrechtsrates am 15. März 2006 ist Teil eines weiterreichenden Reformprozesses der Vereinten Nationen, der von Generalsekretär Kofi Annan angestoßen wurde. Laut einer Resolution, die die Grundlage der Einsetzung des Menschenrechtsrates festlegt, wird jedes Mitglied einzeln und direkt gewählt. Jeder Staat darf nur zwei Wahlperioden hintereinander im Rat Mitglied sein. Zudem kann ein Mitgliedstaat aus dem Rat abgewählt werden, wenn in seinem Gebiet Menschenrechtsverletzungen geschehen.

Vertreibung von Bauern geht weiter

(Buenos Aires, 8. Mai 2006,púlsar-cerigua).- Obwohl die Mobilisierungen vom 20. April dieses Jahres einen Dialog in Gang gesetzt hatten, um die historischen Forderungen von Indigenas und Bauern zu erfüllen, gehen die Vertreibungen von Menschen aus diesen gesellschaftlichen Bereichen weiter. Nach Angaben einer Pressemitteilung der Nationalen Indigena- und Bauernkoordination CONIC (Coordinadora Nacional Indígena y Campesina) haben 300 Soldaten, ebenso viele Beamte der Zivilen Nationalpolizei (PNC) sowie Spezialeinheiten zur Aufstandsbekämpfung 50 Familien der Gemeinde San Antonio Las Pilas, Tecún Umán, im Department San Marcos gewaltsam vertrieben.

Nach Angaben von CONIC wurden die Bauern gezwungen, den Ort zu verlassen, während einige zivil gekleidete Personen Häuser und Gegenstände der Familien verbrannten oder in anderer Form zerstörten sowie in die Luft schossen. Für die Schäden der Opfer der gewaltsamen Vertreibung macht die Organisation die Vertreter der Innenbehörde von Tecún Umán verantwortlich. Die Bauern hatten das Land am 10. Februar friedlich besetzt, weil sie keinen Ort zum Leben hatten. Die CONIC verlangte, dass die Forderungen der Campesinos im Interesse der ländlichen Entwicklung erfüllt werden.

Zentralbüro von CONIC wurde abgerissen

(Guatemala-Stadt, 8. Mai2006, cerigua-poonal).- Die Nationale Indigena- und Bauernkoordination CONIC (Coordinadora Nacional Indígena y Campesina) hat den Einbruch in ihre Büroräume verurteilt. Die Organisation bezeichnet den Vorfall als Einschüchterungsversuch, weil sich CONIC intensiv mit den Problemen der Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt hatte.

CONIC-Leiter Juan Tiney sagte, dass die Aktion am vergangenen Sonntagabend durchgeführt worden sei. Unbekannte hätten die Schlösser an den Türen des Büros zerstört und Computer gestohlen, auf deren Festplatten sich Informationen über die Organisation befunden hätten. Auch Handarchive, hauptsächlich administrative Dokumente, und weitere Geräte seien entwendet worden.

Die Mitglieder von CONIC führen jetzt eine Bestandsaufnahme durch, um festzustellen, welche Dinge gestohlen wurden. Die CONIC-Führung hält es nicht für möglich, dass der Vorfall auf gewöhnliche Kriminalität zurückgeht. Wie Tiney betonte, habe das illegale Vorgehen nur wenige Stunden stattgefunden, nachdem CONIC einen Dialog mit der Regierung begonnen hatte, um nach Lösungen für die Forderungen der indigenen Bevölkerung und der Bauern zu suchen.

Tiney verlangt von den Behörden, dass der Vorfall untersucht wird. Dieser füge sich ein in eine Reihe von Aktionen und Bedrohungen, von denen verschiedene soziale Organisationen in der Hauptstadt und den Provinzen betroffen seien.

ECUADOR

Gewerkschafter bedroht

(Fortaleza, 10. Mai 2006,adital).- Der ecuadorianische Gewerkschafter Manuel Mesías Tatamuez Moreno erklärte, dass er, seine Familie und andere Gewerkschafter wegen ihres Engagements zur Verteidigung der Löhne bedroht worden seien. Moreno ist der Vorsitzende der Gewerkschaft „Confederación Ecuatoriana de Organizaciones Clasistas Unitarias de Trabajadores“ (CEDOCUT).

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation amnesty international hat Moreno seit Januar dieses Jahres mehrere Drohanrufe an seinem Telefonanschluss zu Hause und seinem Mobiltelefon erhalten. Am 14. März 2006 wurde er in der Hauptstadt Quito von einem Lieferwagen verfolgt, der versuchte, ihn an einer Straßenkreuzung zum Halten zu zwingen. Tatamuez Moreno gelang es jedoch zu entkommen. Er stellte aber später am selben Tag fest, dass ihm ein anderes Auto erneut folgte. Er meldete den Zwischenfall dem Arbeitsministerium, woraufhin ihm vier Tage lang ein Leibwächter zu seinem Schutz abgestellt wurde.

Am 1. April 2006 verschafften sich Unbekannte Einlass zum Büro des CEDOCUT-Vizevorsitzenden und stahlen Berichten zufolge wichtige Unterlagen. Tatamuez Moreno meldete beide Vorfälle dem Staatsanwalt von Pichincha am 16. März bzw. am 3. April 2006. Nach Kenntnis von amnesty international sind bislang jedoch keine Ermittlungen bezüglich der wiederholten Drohungen und des Einbruchs eingeleitet worden.

Die jüngsten gegen Manuel Mesías Tatamuez Moreno und die Gewerkschaft CEDOCUT gerichteten Einschüchterungsversuche hängen möglicherweise mit Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft, dem Staat und Arbeitgebern zusammen. Im Januar willigten die Behörden ein, die Löhne um 30 US-Dollar anzuheben. Das Arbeitsministerium reduzierte die Lohnerhöhung jedoch anschließend um 20 US-Dollar, was von den Gewerkschaften kritisiert wurde.

In den vergangenen Jahren hat amnesty international zahlreiche Meldungen über Morddrohungen und Einschüchterungen von Menschenrechtsverteidigern, Journalisten und in der Kommunalpolitik engagierten Personen erhalten. Die Menschenrechtsorganisation hat die ecuadorianischen Behörden wiederholt aufgeforde
rt, diese Vorkommnisse zu untersuchen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Das ist jedoch bislang nicht geschehen.

BRASILIEN

VW-Angestellte protestieren gegen Entlassungen

(Buenos Aires, 5. Mai 2006,púlsar).- Die Angestellten des VW-Werkes in São Paulo organisieren sich gegen die am Mittwoch (3. Mai) von der Unternehmsführung angekündigten Entlassungen. Der Metallergewerkschaft des Industriegebietes von São Paulo zufolge plant das Unternehmen, bis 2008 in drei Fabriken 5773 Stellen zu streichen. Volkswagen begründet dies mit dem gesunkenen Dollarkurs, von dem die Firma stark betroffen sei. Die am stärksten betroffene Fabrik sei die von San Bernardo dos Campos, wo ab November die Beschäftigungsgarantie für 3762 Stellen abläuft. Die Leitung der Firma bestätigte, dass es nicht zu Verhandlungen über eine Erneuerung des Vertrages kommen werde. VW informierte, dass es zusätzlich zu den Kürzungen eine Umstrukturierung geben werde, um die Kosten zu senken. Eine der Maßnahmen sei das Outsourcing verschiedener Arbeitsplätze.

In einer Versammlung beschlossen die VW-Funktionäre nach Bekanntwerden der Entlassungen, als erste Maßnahme die Leistung von Überstunden zu boykottieren. Der Vorsitzende der Metallergewerkschaft José Lopez Feijó sagte, dass bei den Monteuren auch im Ausland Stellen gekürzt werden. VW wolle 20000 Arbeiter in Deutschland entlassen und außerdem weitere Fabriken schließen, z.B. in Navarra in Spanien. Mit dem Ziel, sich mit einer gemeinsamen Stimme gegen die Entlassungen auszusprechen, sandte die Metallergewerkschaft Vertreter zum Welttreffen der VW-Arbeiter, das vom 8. – 12. Mai in Deutschland stattfand.

BRASILIEN – DEUTSCHLAND

Interkontinentaler Protest gegen Tempo-Werk in Neuss

(Fortaleza, 5. Mai 2006,adital) – Gemeinsam mit etwa 20 Aktivist*innen der deutschen Nichtregierungsorganisation Robin Wood blockierten zwei Indígenas am 4. Mai die Eingänge zur Tempo-Fabrik Procter & Gamble in Neuss. Nach Angaben des brasilianischen Indígena-Missionsrats CIMI bezieht der Konzern seine Zellulose vom brasilianischen Konzern Aracruz, auf dessen Konto die Vertreibung zahlreicher Tupinikim und Guaraní geht. Die aus diesen Rohstoffen gefertigte Zellstofftuchmarke „Tempo“ ist eine der bekanntesten in Europa.

Ein Spruchband mit der Aufschrift: „Wir haben die Nase voll“ zierte daraufhin das Eingangsportal der Fabrik Procter & Gamble. Die drei Eingänge wurden von Paulo Henrique Vicente de Oliveira, Tupinikim aus Caieira Velha, und Wera Kwaray, Guaraní aus dem Ort Boa Esperança, sowie 20 weiteren Aktivist*innen blockiert.

„Die Menschen in Deutschland müssen erfahren, dass wir Tupinikim und Guaraníes auf brutale Weise vertrieben wurden, und das wegen der Rohstoffgewinnung für ihre Tempos“, erklärt der Tupinikim Paulo Henrique Vicente de Oliveira, Koordinator von Apoinme, der zweitgrößten Indígena-Organisation in Brasilien. „Aracruz hat unser Land geraubt, unsere Wälder zerstört und unsere Flüsse mit Insektenvertilgungsmitteln vergiftet. Aber auch Procter & Gamble trägt Schuld daran“, so Wera Kwaray, Kazike der Guaraní-Ortschaft Boa Esperança. „Aracruz zerstört unsere Kultur.“

Die Aktion wurde organisiert von Robin Wood. Die Nichtregierungsorganisation engagiert sich für Umweltschutz und beobachtet auch die Situation in Espíritu Santo, wo Aracruz die Vertreibung von Tupinikim und Guaraníes durchsetzen konnte. Durch politischen Druck erreichte der Konzern mit Hilfe einer verfassungswidrigen Einigung, dass den Indígenas weniger Land zugesprochen wurde als die Hektarzahl, die sich aus den für die Demarkation des Gebiets beauftragten anthropologischen Studien ergeben hatte.

Die beiden Indígenas sind nun in Deutschland, um Procter & Gamble dazu zu bringen, ihrerseits Druck auf Aracruz Celulose auszuüben. So soll der Konzern gezwungen werden, die im Staat Espíritu Santo zu Unrecht besetzt gehaltenen 11.009 Hektar Indígena-Land an seine Besitzer*innen zurückzugeben. Dem „Tempo“-Hersteller Procter & Gamble übergaben sie eine Erklärung, in der sie die Aufhebung der Verträge mit Aracruz fordern, sollte das Unternehmen im Streit mit den Indígenas, den „Landlosen“ und den Quilombolas, den Nachfahren der Sklaven, nicht nachgeben.

Um seine Eukalyptusplantagen anlegen zu können, hatte Aracruz Celulosa, der weltweit größte Zellulosehersteller, die brasilianischen Küstenwaldregion Mata Atlántica nahezu komplett abgeholzt. Nach eigenen Angaben beläuft sich die Gesamtgröße ihrer Eukalyptusplantagen auf über 247.000 Hektar. Um diese anlegen zu können, hatte der Konzern während der brasilianischen Militärdiktatur die ansässigen Gemeinden von ihren Ländereien vertrieben.

Aracruz weigert sich bis heute, die 11.000 Hektar gestohlenes Land in Espírito Santo an die Tupinikim und Guaraníes zurückzugeben. Die Gewaltbereitschaft und die juristischen Winkelzüge des Konzerns zeigen, wie ernst es dem Unternehmen mit dieser Weigerung ist. Die staatliche Behörde für Indianerangelegenheiten Funai (Fundación Nacional del Indio) hat bereits bestätigt, dass die Indígenas die rechtmäßigen Besitzer des Landes sind. Im Januar dieses Jahres spitzte sich der Konflikt zu. Auf Geheiß des Konzerns Aracruz drangen bewaffnete Truppen in die Ortschaften Córrego de Ouro und Olho de Água ein, griffen die Indígenas mit Gummigeschossen an und verfolgten diejenigen, die versucht hatten, sich mit ihrer Habe in Sicherheit zu bringen. Bei dem Überfall der Polizei brach sich Paulo Tupinikim den Arm.

Nicht nur Tupinikim und Guaraníes sind durch den Konzern Aracruz zum Kampf um ihr Land gezwungen. In der letzten Woche besetzten 200 landlose Familien 8.700 Hektar Land der Aracruz Celulose, die an den Industriekomplex des Konzerns in Espírito Santo angrenzen. Sie beschuldigen das Unternehmen der illegalen Landnahme. Auch Quilombola-Gemeinden fordern etliche Tausend Hektar Land von Aracruz.

URUGUAY

Mögliche Auslieferung im Fall Gelman

(Montevideo, 7. Mai 2006,comcosur-poonal).- Zum ersten Mal seit der Rückkehr Uruguays zur Demokratie im Jahre 1985 könnten jetzt sechs wegen Menschenrechtsverbrechen angeklagte ehemalige Polizeibeamte der Diktatur ausgeliefert werden. Die argentinische Justiz hatte im Fall der 1976 verschwundenen argentinischen Staatsbürgerin María Claudia García, Schwiegertochter des Dichters Juan Gelman, für José Gavazzo, José Arab, Ricardo Medina, Jorge Silvera, Ernesto Rama und Gilberto Vázquez einen Auslieferungsantrag gestellt. Die uruguayische Richterin Aída Vera Barreto ordnete aus diesem Grund die vorübergehende Festnahme von sechs der sieben an und hält diese nun in Auslieferungshaft.

Die argentinische Justiz untersucht zurzeit die Verantwortung uruguayischer Sicherheitskräfte beim „Verschwindenlassen“ und der vermutlichen Ermordung von García. María Claudia García war im August 1976 in Argentinien zusammen mit ihrem Ehemann Marcelo Gelman von Beamten der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) verhaftet worden. Der Leichnam ihres Ehemanns war kurze Zeit später aufgetaucht. Die 19-jährige, im achten Monat schwangere Frau war durch uruguayisches Militärpe
rsonal im Oktober desselben Jahres nach Uruguay verschleppt und dort in einem illegalen Haftzentrum festgehalten worden. Nach der Geburt des Kindes wurde sie Anfang 1977 von einem Polizeibeamten ermordet. Nach argentinischen Erkenntnissen handelt es sich bei dem Mörder um Medina.

Die Tochter von García, Macarena Gelman, konnte dank der Nachforschungen ihres Großvaters Juan Gelman in Uruguay ausfindig gemacht werden. Sie war nach der Ermordung ihrer Mutter von der Familie eines Polizisten großgezogen worden. Die im März 2005 neu ins Amt gekommene sozialistische Regierung unter Tabaré Vázquez leitete eine Untersuchung ein, um die sterblichen Überreste von 26 der insgesamt etwa 200 Verschwundenen im Land zu finden, die vermutlich in Haftzentren oder anderen Militäranlagen verscharrt worden sind. Die meisten von ihnen wurden in Argentinien entführt.

Bislang konnten nur die Überreste von Ubagesner Chávez Sosa und von Fernando Miranda identifiziert werden, die an verschiedenen Orten in den Nähe der Hauptstadt Montevideo begraben lagen. In diesen Fällen, bei denen die Opfer während der Folter umgebracht wurden, laufen zurzeit noch juristische Ermittlungen. Ein Bericht des Militärs vom Sommer 2005, der den genauen Bestattungsort von García anzeigen sollte, führte trotz monatelanger Grabungsarbeiten zu nichts. Zur gleichen Zeit wurde ein laufender Prozess gegen Verdächtige im García-Fall im August 2005 zu den Akten gelegt. Trotz eines Einspruchs der Regierung entschied ein Richter, dass der Fall unter das „Gesetz über die Hinfälligkeit des Strafanspruches des Staates“ (Ley de Caducidad de la Pretensión Punitiva del Estado) falle.

Dieses Verjährungsgesetz wurde 1986 beschlossen und 1989 per Volksentscheid ratifiziert. Es soll erreichen, dass Anklagen gegen Militärs und Polizisten in Fällen von Entführung, Folter, Ermordung und anderen Menschenrechtsverbrechen nicht vor zivilen Gerichten verhandelt werden. Die Entführungen von Gelman und García waren Teil der als „Operation Condor“ bekannt gewordenen gemeinsamen Strategie der Militärdiktaturen Südamerikas zur Ermordung von Oppositionellen in den Siebziger- und Achtzigerjahren.

CHILE

Meister in Militärausgaben

(Fortaleza, 5. Mai 2005,adital).- Chile steht mit seinen Ausgaben für Waffenkäufe in Höhe von 785 Millionen US-Dollar ganz oben auf der Rangliste der Militärausgaben lateinamerikanischer Staaten im Jahr 2005. Gefolgt wird es von Venezuela, Brasilien und Ecuador. Zwischen 2004 und 2005 hat die chilenische Regierung um die Hundert Panzer des Typs Leopard II von Deutschland, zwei U-Boote mit Raketenabschussvorrichtung von Spanien und Frankreich, zehn Flugzeuge des Typs F-16 mit Luft-zu-Luft-Raketensystem von den USA und 18 gebrauchte F-16-Flugzeuge von Holland erworben.

Eine Reportage in der spanischen Zeitung El Pais zitiert als Quelle für diese Informationen das Sicherheits- und Verteidigungsnetz Lateinamerikas (El Red de Seguridad y Defensa de América Latina) und das Zentrum für die Öffnung und die Entwicklung Lateinamerikas Cedal (Centro para la Apertura y el Desarrollo de América Latina). Die Reportage verdeutlicht, dass der große Unterschied in den Waffenkäufen von Venezuela und Chile in der Art der erworbenen Waffen besteht. Während Chile auf die modernste Technologie setzt, hat sich Venezuela auf  Material spezialisiert, mit dem ein großer Teil der Zivilbevölkerung bewaffnet werden könnte.

Die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet wiederholte gegenüber der Presse, dass Chile kein Wettrüsten anfachen wolle und betonte, dass die Nachbarländer nichts zu befürchten hätten. Chile strebe Entwicklung und Beschäftigung, Wirtschaftswachstum, sowie Sicherheit und Frieden an.

Mapuche-Gefangenen brechen ihren Hungerstreik ab

(Montevideo, 15. Mai 2006,ecupress-poonal).- Nach 63 Tagen im Hungerstreik haben vier Gefangene aus der Mapuche-Bewegung ihre Aktion am Sonntag (14. Mai) abgebrochen. Sie erhoffen sich, dass ein neues, von Chiles Präsidentin Michelle Bachelet eingebrachtes Gesetzesprojekt ihre Situation verändern kann. Das Gesetz soll die Bedingungen für eine bedingte Freilassung erleichtern.

Am 6. Mai waren die Mapuche-Indianer, die in einem Gefängnis in Temuco einsitzen, nach 54 Tage im Hungerstreik für kurze Zeit ins Krankenhaus gebracht worden. Die Maßnahme wurde möglich, nachdem das Berufungsgericht einen von der Gendarmerie vorgelegten Befehl zum Schutz der Gefangenen zur Bearbeitung aufnahm. Juan und Jaime Marileo, Juan Carlos Heunulao und Patricio Troncoso befanden sich seit dem 13. März im Hungerstreik.

Die Vier wurden im Jahr 2001 zu zehn Jahren und einem Tag Haft und zur Zahlung einer Entschädigung in Höhe von rund 650.000 Euro an das Forstunternehmen Mininco verurteilt. Ihnen war vorgeworfen worden, einen Brand verursacht und dadurch etwa 100 Hektar Wald des Unternehmens zerstört zu haben. Die Tat wurde vor Gericht als „terroristisch“ eingestuft.

Letzte Woche lehnte das höchste Gericht einen Wiederaufnahmeantrag ab, der von den Anwälten der Angeklagten vorgelegt worden war. Somit wurde eine Wiederaufnahme des Verfahren ausgeschlossen. Die Verteidiger halten die Anwendung des Antiterrorgesetzes für falsch.

Die Angeklagten fordern ihre Verlegung in ein landwirtschaftliches Zentrum in der neunten Region. Dort könnten sie für ihren Unterhalt arbeiten. Langfristig wollen sie eine Wiederaufnahme des Prozesses, in dem sie für terroristische Straftaten verurteilt wurden. Nach Angaben der chilenischen Presse erzeugte die erzwungene Einweisung der Mapuche-Gefangenen in das Krankenhaus von Temuco einige Probleme und Sorge unter den Ärzten und den Patienten. Binnen einiger Minuten nach Bekanntgabe der Nachricht über die Verlegung der Mapuches entstanden Kundgebungen außerhalb und in der Nähe des Krankenhauses.

ZENTRALAMERIKA

Mexiko kündigt massive Deportationen an

(Guatemala-Stadt, 8.Mai2006, cerigua-poonal).- Mit der Ankündigung einer   bevorstehenden Ausweisung von mehr als 100.000 im Land verteilter Zentralamerikaner beteiligt sich Mexiko an der „Kampagne zur Verortung, Festnahme und Ausweisung“ von illegalisierten Flüchtlingen. Diese Maßnahme steht im Rahmen des von den Regierungen der Isthmus-Region unterzeichneten „Abkommens für geordnete, schnelle und sichere Rückführung“ (Repatriación Ordenada, Ágil y Segura) von Migranten.

Mit diesem Vorgehen soll die zunehmende Migration gestoppt werden, die von der US-Regierung als eines ihrer größten Sicherheitsprobleme gehalten wird. Im US-Kongress wie auch im US-Senat spielt das Thema in den letzten Monaten eine zentrale Rolle.

Die Migranten sind gezwungen, auf die verschiedensten Möglichkeiten zurückzugreifen, um ihr Ziel zu erreichen. So auch auf die Hilfe durch „Koyoten“ oder „Polleros“, also bezahlte Fluchthelfer. Häufig werden die Flüchtenden in diesen Fällen Opfer von Erpressungen oder Raubüberfällen, die unter der Komplizenschaft der Koyoten mit Personal der Migrationsbehörden, der Polizei und des Militärs stattfinden. Nicht selten werden die Migrantinnen und Migranten schlicht in den Wüsten der mexikanischen Bundessstaaten Sonora und Arizona „vergessen“. Darüber hinaus reisen die Zentralamerikaner u
nter unmenschlichen Bedingungen in den Kofferräumen von Autos, eingeschlossen in die Frachträume von Lastwagen oder mit dem so genannten Todeszug. Viele sind von diesem Zug heruntergestürzt und wurden von den Rädern der Waggons verstümmelt.

Die letzte große Operation gegen die Migranten führte die bundesstaatliche Präventionspolizei (Policía Federal Preventiva) am vergangenen Sonntag (7. Mai) in Mexiko-Stadt sowie den mexikanischen Staaten Hidalgo, Sonora und Chiapas durch. 60 Guatemalteken, 13 Salvadorianer und fünf Menschen aus Honduras sowie drei mutmaßliche Menschenhändler wurden festgenommen.

Nach Angaben eines Berichts des mexikanischen Innenministeriums, der am Montag (8. Mai) veröffentlicht wurde, stieg die Zahl zentralamerikanischer illegalisierter Migranten, die zwischen 2002 und 2004 das mexikanische Territorium erreichten, von 138 000 auf 240 000. Das kommt einem Anstieg von 70 Prozent gleich.

Herausgeber: Nachrichtenpool Lateinamerika e.V. Köpenicker Straße 187/188, 10997 Berlin, Tel.: 030/789 913 61 e-mail: poonal@npla.de, Internet: http://www.npla.de/

Redaktion in Mexiko: Kristin Gebhardt, Wolf-Dieter Vogel Tel./Fax.: 0052-55-55541480, e-mail: poonalmex@npla.de

Koordination in Berlin: Birgit Marzinka

Übersetzungsteam: Ricarda Franzen, Sebastian Landsberger, René Cofré  Baeza, Phillipe Geissler, Niklaas Hofmann, Nicole Heigl Romana, Marit Teerling, Lui Lüdicke, Lilli von der Ohe, Kristina Vesper, Katrin Aue, Kathrin Fochtmann, Katharina Franziska Braig, Katharina Braig, Jana Fleschenberg, Jan Kühn, Inga Vietzen, Henrike Hochmuth, Henning Alts, Grit Petschick, Frauke Köhler, Dietrich von Richthofen, Cornelia Gritzner, Cornelia Derler, Claudia Hektor, Christina Klug, Carolin Gehrmann, Brigitta Kainz, Barbara Kus, Anna Mielke, Ania Müller;

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