Poonal Nr. 710

Deutsche Ausgabe des wöchentlichen Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen vom 21. März 2006

Inhalt


GUATEMALA

ECUADOR

PERU

BRASILIEN

PARAGUAY

ARGENTINIEN

CHILE

LATEINAMERIKA


GUATEMALA

Campesinos kündigen Blockaden und Proteste an

(Guatemala-Stadt, 11. März 2006, cerigua).- Die Ausbeutung von Minen in mehreren Regionen des Landes verursacht nach Angaben von Juan Tiney von der Nationalen Indígena- und Campesino-Koordination CONIC (Coordinadora Nacional Indígena y Campesina) unwiderrufliche Umwelt-und Gesundheitsschäden und missachtet den Landbesitz der indigenen Gemeinschaften. Die Campesinos würden deshalb neue Protestaktionen planen.

Am 31. März will die CONIC die ersten landesweiten Proteste durchführen. Indigene und Bauern werden an diesem Tag demonstrieren und Straßen blockieren. Am 17. April, dem weltweiten “Tag der Erde”, wird es eine ähnliche Aktion geben, an der sich verschiedene Bauernorganisationen beteiligen werden.

Laut Tiney haben ausländische Minengesellschaften, darunter hauptsächlich kanadische Unternehmen, Konzessionen vom guatemaltekischen Ministerium für Energie und Bergbau erhalten. Diese erlauben ihnen, Gold, Silber, Nickel, Eisen, Kupfer, sowie Uran mit einer erhöhten Radioaktivität zu schürfen bzw. abzubauen. Diese Aktivitäten stellen eine große Gefahr für die Gemeinden und deren Ökosysteme dar, da die Abbauarbeiten unter freiem Himmel durchgeführt werden.

Tiney wies die Argumentation der Multis und der Regierung zurück, dass der Bergbau zur Entwicklung der Kommunen beitrage, weil er Arbeitsplätzen schaffe. Die Löhne seien sehr niedrig und daher im Verhältnis zu den schädlichen Umwelteinflüssen und der Ausbeutung der Arbeiter unbedeutend. Der Bauernführer erklärte, dass das Ministerium für Energie und Bergbau die Indigena-Organisierung und die von Mayagemeinschaften initiierten Befragungen nicht akzeptiere. Die Befragungen seien aber durch die guatemaltekische Verfassung und durch das Abkommen 169 der internationalen Arbeitsorganisation garantiert.

Verfolgung von Basisradios hält an

(Guatemala-Stadt, 13.März 2006, cerigua).- Die guatemaltekischen Basisradios seien mit Haftbefehlen, Durchsuchungen, Schließungen von Radiosendern, Beschlagnahmungen von Ausrüstung und Unterlagen sowie Verhaftungen von Moderatoren konfrontiert, meinte Werner Wellmann, stellvertretender Koordinator der Bewegung für Frieden, Entwaffnung und Freiheit MPDL (Movimento por la Paz, el Desarme y la Libertad) gegenüber der Agentur Cerigua.

Laut Wellmann wurden in diesem Jahr bereits neun Radiostationen von der Sonderstaatsanwaltschaft für Delikte gegen Journalisten und Gewerkschafter (Fiscalía Especial de Delitos contra Periodistas y Sindicalistas) geschlossen. Damit sei gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung verstoßen worden.

In der letzten Woche schloss die nationale Aufsichtsbehörde für Telekommunikation SIT (Superintendencia de Telecomunicaciones de Guatemala) mit Hilfe der Kammer für Radioübertragung und der Staatsanwaltschaft das Radio Voz Latina in Chimaltenango. Auch die Direktorin des Senders wurde festgenommen. In Huehuetenango bei Radio Stereo Nolber Sideral wurde das Sende-Equipment beschlagnahmt und der Direktor und der Techniker des Senders wurden verhaftet.

Nach Angaben von Wellmann waren beide Radiostationen sozial engagiert. Vor allem Radio Stereo Nolber Sideral habe die Beteiligung von Jugendlichen gefördert, indem es jungen Studenten Sendezeit für Nachrichten und kulturellen Austausch zur Verfügung gestellt habe.

Angesichts der Repression hat der Weltverband der Basis- und Communityradios AMARC (Asociación Mundial de Radios Comunitarias) beim Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte (Corte Interamericana de Derechos Humanos) Schutzmaßnahmen für die Basisradios beantragt. Damit soll das Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt und umgesetzt werden.

ECUADOR

Erdölstreik beendet

(Fortaleza, 13. März 2006, adital-poonal).- Nach dem Ende des Streiks von Erdölarbeitern in den Provinzen Orellana, Napo und Sucumbíos wurde der von der Zentralregierung verhängte und für diese drei Provinzen gültige Ausnahmezustand nun auf die Anlagen der Erdölindustrie beschränkt. Der Einsatz des Militärs und dessen Übernahme der Kontrolle über die betroffenen Provinzen, um den Erdölstreik im Amazonasgebiet zu beenden, war heftig kritisiert worden.

Der Streik der etwa 4.000 Leiharbeiter, die etwa die Hälfte der in der Erdölindustrie Beschäftigten ausmachen, begann am 7. März und betraf etwa 75 Prozent der Erdölproduktion des Landes. Die Leiharbeiter in der ecuadorianischen Erdölindustrie waren in einen zeitlich unbefristeten Streik getreten, um ihren Forderungen nach Festanstellungen, die finanzielle Unabhängigkeit des staatlichen Erdölunternehmens Petroecuador, die Anerkennung ihrer Arbeitsrechte und der Freilassung der bei den Protesten verhafteten Kollegen Nachdruck zu verleihen.

Die Organisatoren des Streiks beklagten, dass die Regierung nur eine Lösung für die bestehenden Probleme vorsehe: Einschüchterungen, Verhaftungen und den Ausnahmezustand in der Region. Dadurch würden in der Verfassung garantierte Rechte wie das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Versammlungsrecht außer Kraft gesetzt, und das nicht allein für die streikenden Arbeiter und Arbeiterinnen, sondern auch für deren politische Vertreter und Vertreterinnen auf lokaler und regionaler Ebene sowie für die gesamte Bevölkerung in den betroffenen Gebieten.

In Orellana verhaftete das Militär unter Berufung auf den Ausnahmezustand zahlreiche wichtige Personen aus Gesellschaft und Politik. Darunter befinden sich die Prefäktin von Orellana, Guadalupe Llori Abarca, die Provinzrätin Fanny Vidal sowie der Bürgermeister von Joya de los Sachas, Teodoro Bermeo. Darüber hinaus wurden die Mitglieder des Provinzparlaments in dem vom Militär besetzten „Casa de la Cultura“ festgehalten.

Außerdem wurden zwei lokale Gewerkschaftsführer und ein Leiharbeiter bei PetroProducción verhaftet. Zahlreiche andere befinden sich bereits in Haft. Alle Betroffenen wurden von Einheiten des Militärs verhaftet und anschließend der Polizei übergeben. Journalisten und Mitgliedern sozialer Bewegungen wurde untersagt, über die Situation zu berichten. Zwei Journalisten wurden ebenfalls verhaftet.

Dir
ekt nach Beginn des Streiks waren die Ölfelder militärisch besetzt und die Streikenden gewaltsam geräumt worden. Die Anlagen wurden unter die Kontrolle des Militärs und der Polizei gestellt. Die Festgenommenen wurden nach Militärrecht angeklagt und konnten sich deswegen nicht auf ihre in der Verfassung festgeschriebenen Freiheitsrechte berufen.

Anfang Februar hatten die Departements Orellana und Sucumbíos die Auszahlung von Gehältern ausgesetzt. Nach Gesprächen zwischen der Protestbewegung und Verantwortlichen der regionalen Exekutive waren Verbesserungen an der Infrastruktur sowie Maßnahmen zur Förderung sozialer Projekte beschlossen worden. Die Streikenden des Amazonasgebiets beklagten, dass die Zentralregierung noch immer keine Mittel für diese Projekte zur Verfügung gestellt habe.

Die einzige Reaktion des Vorsitzenden des staatlichen Erdölunternehmens Petroecuador auf die Forderung der Streikenden war die Ankündigung der fristlosen Entlassung aller Leiharbeiter, falls diese nicht bis zum 10. März an ihre Arbeitsplätze zurückkehrten. Die streikenden Erdöl-Arbeiter entschieden sich wiederum am 9. März dazu, den Streik bis zur Unterbreitung angemessener Vorschläge von Seiten der Regierung fortzusetzen.

Petroecuador hatte zwischenzeitlich damit gedroht, über weitere Leiharbeitsfirmen Streikbrecher einzustellen, um die Produktion wieder anzukurbeln. Am 13. März wurde der Streik beigelegt, nachdem die Regierung die Auszahlung der seit drei Monaten ausstehenden Löhne zugesichert hatte.

PERU

Datum für die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens vereinbart

(Buenos Aires, 10. März 2006, púlsar).- Der peruanische Präsident Alejandro Toledo hat bei seinem Besuch in Washington die Unterzeichnung des Freihandelsabkommen mit den USA (TLC) für den 7. April – zwei Tage vor den Präsidentschaftswahlen in Peru – zugesagt. Zuvor müssen jedoch noch der peruanische und der US-amerikanischen Kongress den Vertrag ratifizieren. Soziale Bewegungen in Peru planen aufgrund der Ankündigung für Ende März massive Proteste. Bauern haben einen landesweiten zweitägigen Streik für den 29. und 30. März angekündigt, um ihre Missbilligung gegenüber der Unterzeichung des Freihandelsabkommens kundzutun.

Antolín Huascar, Präsident der Nationalen Bauernvereinigung (Confederación Nacional Agraria), erklärte, dass das Handelsabkommen mit Washington für Tausende von Campesinos gravierende Folgen haben werde. Insbesondere seien Bauern betroffen, die Gerste, Weizen und Baumwolle anbauen. Huascar wirft der Regierung vor, dass diese das Abkommen unterzeichnen wolle, obwohl nur ca. drei Prozent der Agrarexporteure davon profitieren würden. Vorteile würden dabei lediglich diejenigen Produzenten erwerben, die bereits ihre Produkte im ausländischen Markt positioniert haben.

BRASILIEN

Kennzeichnungspflicht für genetisch veränderte Lebensmittel

(Buenos Aires, 15. März 2006, púlsar).- Die brasilianische Regierung beschloss die Kennzeichnung von Produkten, die genetisch modifizierte Bestandteile enthalten. Diese Produkte müssen auf dem Etikett mit der Beschriftung „enthält genetisch veränderte Organismen“ versehen sein. Zur Anpassung der neuen Bestimmung ist allerdings eine Übergangsfrist von vier Jahren vorgesehen.

Die Kennzeichnung von genetisch veränderten Produkten im Welthandel ist das Hauptthema der dritten Konferenz zum Cartagena-Protokoll über Biosicherheit (MOP3), die in der Stadt Curitiba stattfindet. Der Entschluss der brasilianischen Regierung wurde in der Nacht des 13. März von der Umweltministerin Marina da Silva bekannt gegeben. Diese hatte sich zuvor mit Präsident Ignacio Lula da Silva, der Ministerin der Casa Civil, Dilma Roussef, und dem Landwirtschaftsminister Roberto Rodríguez getroffen. Die brasilianische Regierung hält eine Übergangsfrist von vier Jahren für die technischen Anpassungen für sinnvoll. Während dieser Zeit soll die Kennzeichnung „kann genetisch veränderte Organismen enthalten“, benutzt werden.

Die Übergangszeit wird von Bauernorganisationen und Umweltschutz-NGOs stark kritisiert. Sie argumentieren, dass diese Frist lediglich eine Hintertür für die Agroindustrie sei, um nicht der Anforderung nach einer klaren und endgültigen Kennzeichnung gerecht zu werden. „Die Industrie hatte sechs Jahre Zeit um sich auf eine eindeutige Kennzeichnung ihrer genetisch veränderten Produkte vorzubereiten. Eine Frist von weiteren vier Jahren ist nicht akzeptabel“, erklärte die Professorin Marijane Lisboa vom Netzwerk für ein Brasilien ohne genetisch veränderte Produkte.

Oppositionspartei nominiert Präsidentschaftskandidat

(Buenos Aires, 15. März 2006, púlsar).- Die größte Oppositionspartei der Regierung unter Inácio Lula da Silva, die sozialdemokratische PSDB (Partido da Social Democracia Brasileira), gab ihren Kandidaten für die diesjährige Präsidentschaftswahl bekannt. Es ist der Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, Geraldo Alckmin.

Alckmin und José Serra, der Bürgermeister von São Paulo kämpften monatelang um die Kandidatur. Serra hatte erwartet von der Partei aufgestellt zu werden, da ihn alle für konkurrenzfähiger hielten als Alckmin. Trotzdem begann sich der Gouverneur im Dezember als möglicher Kandidat zu präsentieren und politische Kräfte zu bündeln. Da die PSDB Serra nicht als Kandidaten aufstellte, zog es der Bürgermeister vor, offiziell seinen Rücktritt aus dem Streit zu erklären und so den Weg für die Kandidatur Geraldo Alckmins zu ebnen.

Alckmin ist bei den Wählern weniger bekannt und in den Umfragen liegt er weit hinter den Prozentzahlen für Präsidenten Lula von der Arbeiterpartei PT (Partido dos Trabalhadores). Aber die Bevölkerung von São Paulo, die den größten Wahlkreis im Land darstellt, unterstützt ihn. Außerdem zählt Alckmin auf sein Image eines ethisch und effizienten Mannes, das bis heute noch durch keine Krise oder Anschuldigung beschmutzt wurde. In seinen ersten Stellungnahmen, nachdem er zum Präsidentschaftskandidat aufgestellt wurde, zeigte sich Alckmin im Bereich der Wirtschaftspolitik als ein Befürworter der Wiederaufnahme der Privatisierungen.

Sojaanbau bedroht Indigenas

(Fortaleza, 8. März 2006, adital-poonal).- Die Organisation Survival International kritisierte, dass während der brasilianische Präsident Inácio Lula da Silva einen Staatsbesuch in Großbritannien absolviere, die Enawene Nawe, eine sehr isoliert lebende Indigenagemeinde im Amazonasgebiet, ihr Land an Sojaplantagen verliere. Die Indigenen aus dem Bundesstaat Mato Grosso müssten ihr Land verlassen, um Platz für Sojaplantagen zu schaffen, deren Produktion nach England geliefert werde. Das Land werde abgeforstet und für die Plantagen und Viehzucht genutzt.

Blairo Maggi, Gouverneur des Bundesstaates Mato Grosso und Besitzer des Sojakonzerns Amaggi, plant den Bau von Wasserkraftwerken auf den Ländereien der Indigenas, um Energie für die Sojaindustrie zu produzieren. Maggi, einer der weltweit größten Sojaproduzenten, übt Druck auf die föderale Regierung aus, damit das Land der Indigenas im Bundesstaat Mato Grosso, nicht anerkannt wird.

In Großbritannien kamen
im Jahr 2004 75 Prozent des importierten Sojas aus Brasilien. Es gibt allerdings keine Möglichkeit um Soja aus dem Amazonasgebiet von Soja aus anderen Regionen Brasiliens zu unterscheiden.

Mit der isoliert lebende Gemeinschaft der Enawene Nawes wurde erstmals 1974 Kontakt aufgenommen. Sie verfügt über nur 420 Mitglieder. Die Enawene Nawe sind eines der wenigen indigenen Völker, die kein rotes Fleisch essen. Sie ernähren sich von Honig und Fischen, die durch den Bau dichter Wehre in den Flüssen gefangen werden.

Präsident Lulas Wahlprogramm beinhaltete deutliche Versprechen für die Rechte der Indigenen. Brasilianische Indigenaorganisationen meinen jedoch, dass unter der Regierung Lulas die Gewalt gegen die Einheimischen angestiegen sei, die Demarkation ihrer Gebiete zum Stillstand gekommen sei und ihre gesundheitliche Situation sich verschlechtert habe. Niemals zuvor seien soviel Kinder an Unterernährung gestorben.

Kawarin, ein alter Mann der Enawene Gemeinde, erklärte: „Das Land gehört den Yakitiri (den Ahnen). Sie sind die Besitzer der natürlichen Ressourcen. Wenn das Land unfruchtbar wird und die Fische sterben, werden sich die Yakitiri rächen und die Enawene Nawe töten.“

Stephen Corry, Direktor von Survival International, erklärte: „Die Fanggebiete der Enawene Nawe sind noch nicht demarkiert. Sie sind unverzichtbar für die Indigenas und falls sie zerstört werden, wird ihr Leben enden und sie werden als Volk vernichtet sein. Die Regierung Lulas muss ihre Versprechen gegenüber den Indigenas einhalten und das Land der Enawene Nawe anerkennen, bevor es zu spät sein wird.“

PARAGUAY

Bauern fordern Agrarreform

(Buenos Aires, 16. März 2006, púlsar).- Zum dreizehnten Mal organisierte der Nationale Bauernverband (Federación Nacional de Campesinos) den jährlichen Protestmarsch gegen die Wirtschaftpolitik der Regierung durch die Straßen von Asunción. An dem Marsch, der beim Seminario Metropolitano startete, nahmen ungefähr 10.000 Bauern teil.

Die Bauern demonstrierten gegen den fehlenden Willen der aktuellen Regierung, eine Agrarreform und andere Reformen zu veranlassen. Sie wiesen darauf hin, dass man, anstatt sich der sozialen Fragen anzunehmen, sich eher den großen Ländern und internationalen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfond und der Weltbank unterwerfe. „Wir sind zum wiederholten Male in die Hauptstadt gekommen, um unsere Rechte einzufordern. Wir fordern, dass man uns zuhört, um so endlich eine Lösung für die sozialen Probleme des Landes zu finden „, sagte Fidelino Espínola, ein Sprecher des Bauernverbandes.

Die Bauernführer betonten außerdem, dass es notwendig sei, den Wiederaufschwung der Agrarwirtschaft, die industrielle Entwicklung, die öffentliche Bank und vor allem die Agrarreform zu forcieren. Das sei der einzige Weg, Entwicklung für das Land zu schaffen und die großen wirtschaftlichen und sozialen Probleme zu überwinden.

ARGENTINIEN

Bauern setzen Rathaus wegen ausbleibender Subventionen in Brand

(Buenos Aires, 14. März 2006, púlsar).- Tausende Demonstranten aus der Provinz Misiones im Nordosten Argentiniens haben das Rathaus der Stadt San Vicente in Brand gesteckt. Sie fordern „Agrarsubventionen“, die man ihnen nach dem wirtschaftlichen Notstand im Jahre 2005 zugesagt hatte. Den Notstand hatte die Regierung auf Grund der großen Trockenheit in der Provinz ausgerufen.

Dem Agrarsektor wurde eine Unterstützung von 30.000 US-Dollar versprochen. Nach den Aussagen der Demonstranten wurden die Hilfsmittel aber niemals ausgezahlt. Nachdem die Regierung auch nach einer Woche anhaltender Proteste keine Stellung bezogen hatte, zündeten die Bauern das Rathaus an. Sie blieben die ganze Nacht dort und verlangten den Rücktritt des Bürgermeisters von San Vicente, Luis Benítez.

Die Bauern erklärten, dass die Trockenheit ihnen ihren gesamten Besitz genommen habe, da „das gesamte Volk direkt von dem lebt, was auf ihrem Land angebaut wird.“ Die Demonstration begann am Dienstag (7. März). Anfangs versammelten sich nur die Campesinos vor dem Rathaus, aber bald kamen auch die Anwohner hinzu. Angesichts der ausbleibenden Antwort der Regierung „haben es die Leute nicht länger ausgehalten“, sagten sie.

CHILE

Polizei verhindert Besetzung

(Buenos Aires, 13. März 2006, púlsar).- Mindestens 17 Personen wurden bei einer gewaltsamen Räumung von der Polizei verletzt. Zuvor hatte eine Gruppe von obdachlosen Familien im südlich von Santiago gelegenen Peñalolén versucht, ein Grundstück mit nicht fertig gebauten Häusern zu besetzen. Bereits im Laufe des Sonntagmorgens hatten etwa 700 Personen versucht, den Platz zu besetzen. Bei dieser Aktion waren acht Personen verhaftet und einige verletzt worden.

Die obdachlosen Einwohner sind als die „Angehörigen aus Peñalolén“ (Allegados de Peñalolén) organisiert und hatten beklagt, dass die Gemeinde „von den Spezialeinheiten der Carabineros völlig in die Enge gedrängt“ worden sei. Zudem würden nicht wenige soziale Führer “eingeschüchtert und vor Gericht gebracht, um den Organisationen Angst einzujagen und den Zusammenhalt zu gefährden“. Die „Angehörigen aus Peñalolén“ signalisierten auch, dass „die aktuelle Wohnungspolitik die Probleme von Tausenden von Chilenen nicht löst und überdies noch zutiefst undemokratisch“ sei.

Unterdessen teilte der chilenische Regierungssprecher Ricardo Lagos Weber mit, dass „die Regierung die Besetzung von Gebieten nicht akzeptieren kann. Es gab einen Versuch, Land an sich zu reißen. Die Polizei musste einschreiten, wie es ihre Pflicht und Aufgabe ist“, erklärte Lagos Weber, der der neuen Regierung von Michelle Bachelet angehört.

LATEINAMERIKA

Internationale Proteste am Aktionstag gegen Staudämme

(Fortaleza, 15. März 2006, adital).- Auch in diesem Jahr protestierten Organisationen und Betroffenenverbände in verschiedenen Ländern im Rahmen des „Aktionstags gegen Staudämme – für die Flüsse, das Wasser und das Leben“. Der Aktionstag wird jedes Jahr am 14. März begangen. Er wurde 1997 im Anschluss an ein Treffen betroffener Gemeinden in der brasilianischen Stadt Curitiba ins Leben gerufen.

Wie Radio Mundo Real berichtete, wurde auf die negativen Auswirkungen der Aktivitäten transnationaler Energiekonzerne und ihrer gigantischen Wasserkraftprojekte hingewiesen. Insbesondere die Vertreibung Tausender in Ufernähe angesiedelter Gemeinden stand in der Kritik. Die vertriebenen Menschen seien in keiner Weise entschädigt worden. Außerdem sei dieses Energiekonzept auf die Interessen neoliberaler Kräfte sowie auf die Ausweitung der Privatisierung abgestimmt. Deshalb sei es keinesfalls förderungswürdig. In mehreren lateinamerikanischen Ländern fanden Aktionen gegen die Energieversorger Unión Fenosa und Endesa statt.

In einem Aufruf des Verbands der Volksbewegungen der Länder Lateinamerikas (Convergencia de los Movimientos de Pueblos de las Américas COMPA) hieß es, man müsse sich dringend die Folgen der Privatisierung des Wassers bewusst machen. Es sei wichtig, „auf die Straße zu gehen“, damit die natürlichen Ressourcen nicht weiter von Energiemultis „geplündert“ würd
en.

Ein Zusammenschluss verschiedener sozio-ökologischer Verbände der Mercosur-Staaten sprach sich ausdrücklich gegen eine regionale Infrastrukturinitiative in Südamerika aus, die „im Interesse der neoliberalen Strukturen arbeitet“, die bereits seit den Neunzigerjahren in diesen Ländern wirkten. „Wir wehren uns gegen diesen schwerwiegenden politischen Widerspruch unserer demokratischen Regierungen“, lautet es in der Erklärung.

Weltweit werden über 45.000 Wasserkraftwerke betrieben. Die Zahl der Menschen, die durch die Errichtung dieser Kraftwerke ihre Heimat aufgeben mussten, beläuft sich auf etwa 100 Millionen.

Herausgeber: Nachrichtenpool Lateinamerika e.V. Köpenicker Straße 187/188, 10997 Berlin, Tel.: 030/789 913 61 e-mail: poonal@npla.de, Internet: http://www.npla.de/

Redaktion in Mexiko: Kristin Gebhardt, Wolf-Dieter Vogel Tel./Fax.: 0052-55-55541480, e-mail: poonalmex@npla.de

Koordination in Berlin: Birgit Marzinka

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