Hunderttausende Frauen in Montevideo gegen Femizid auf den Straßen

Von João Flores da Cunha

(São Leopoldo, 10. März 2017, ihu-unisinos).- Zehntausende Menschen beteiligten sich am 8. März 2017 in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo an einer Demonstration gegen Ungleichheit und Gewalt gegen Frauen. Die Kundgebung zum diesjährigen Internationalen Frauentag fand unter großer Beteiligung statt. Grund dafür war die hohe Anzahl an Verbrechen gegen Frauen – im Jahr 2017 wurden in dem Land bereits acht Frauenmorde registriert.

Die Demonstration, die durch eine der wichtigsten Straßen der Stadt, der Avenida 18 de Julio, zog, überraschte durch die hohe Beteiligung. 300.000 Menschen nahmen laut inoffiziellen Schätzungen an der Demonstration teil – die Einwohnerzahl von Montevideo liegt bei 1,3 Millionen. Auch in Städten im Landesinneren von Uruguay fanden Veranstaltungen statt.

„Wenn wir Frauen anhalten, halten wir die Welt an“

Die Kundgebung verwies auch auf den für den 8. März 2017 vorgesehenen Internationalen Frauenstreik. „Wenn wir Frauen anhalten, halten wir die Welt an“ – so ein Motto der Protestkundgebung, die hauptsächlich unter weiblicher Beteiligung stattfand. Zum Abschluss wurde ein Manifest verlesen, in dem bekräftigt wurde: „Wir halten an, da wir Zielscheiben von Belästigungen sind – auf der Straße, in der Schule, auf der Arbeit und im Netz. Weil wir auch weiterhin dargestellt werden wie Objekte, die dazu da seien, um Bedürfnisse und Wünsche anderer zu befriedigen. Weil man uns auch weiterhin als einen Gegenstand herabwürdigt, uns Gewalt antut und uns bloßstellt.“

Wie auch in anderen Ländern Lateinamerikas gibt es in Uruguay einen markanten Unterschied zwischen den Gehältern beider Geschlechter. Frauen mit einer Hochschulbildung verdienen 25 Prozent weniger als Männer mit dem gleichen Ausbildungsstand. Bei Menschen ohne Ausbildung liegt der Unterschied bei 30 Prozent. Die Angaben beziehen sich auf das Jahr 2011 und wurden vom uruguayischen Ministerium für soziale Entwicklung herausgegeben.

In gerade mal drei Monaten wurden in Uruguay acht Frauenmorde verzeichnet. Frauenmord heißt, eine Frau wird ermordet aufgrund der Tatsache, dass sie eine Frau ist. Die große Anzahl der Verbrechen hat dazu beigetragen, dass die größte an einem 8. März stattfindende Demonstration in der Geschichte des Landes stattfand, wie die Presse Uruguays schrieb.

Diskussion über Gesetze gegen Ungleichheit

Die Verbrechen hatten sowohl soziale als auch politische Auswirkungen. Im Parlament diskutiert man wieder über spezielle Gesetze zur Bekämpfung der Ungleichheit und der geschlechtsspezifischen Gewalt. Diskussionsgegenstand ist eine Quotenregelung, um zu garantieren, dass die Frauen in legislativen Organen vertreten sind, sowie ein Gesetzesentwurf zur Klassifizierung des Femizids. Bisher jedoch kamen die Parteien noch zu keiner Einigung, um die Entwürfe zur Abstimmung bringen zu können.

Die beiden Nachbarländer Uruguays, Argentinien und Brasilien, haben in den letzten Jahren Gesetze zur Charakterisierung der Frauentötung eingeführt. Argentinien verabschiedete im Jahr 2012 den Straftatbestand von Morden an Frauen oder transsexuellen Personen als erschwerend bei Tötungsdelikten.

Im Jahr 2015 erließ die damalige Präsidentin Brasiliens, Dilma Rousseff, das ‚Gesetz gegen den Femizid‚, das die Frauentötung als qualifizierenden Umstand für einen Tötungsdelikt vorsieht und diesen zu den ‚abscheulichen Verbrechen‘ zählt. Dem Gesetz gemäß ist eine Frauentötung eine Tötung „einer Frau aus Gründen, die sich aus dem Umstand ergeben, dass diese dem weiblichen Geschlecht angehört“ und „dass dieser Umstand gegeben ist, wenn häusliche oder familiäre Gewalt angewendet wird“ oder „die Frau abgewertet oder diskriminiert wird aufgrund der Tatsache, dass sie eine Frau ist“.

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