Fotoreportage: „Die Niemande“ aus La Guajira, Kolumbien

(Bogotá, 26. Juli 2018, Colombia Informa/desinformémonos/poonal).- Die Halbinsel Guajira liegt auf der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela und wird von der größten indigenen Gruppe Kolumbiens, den Wayúu bewohnt. Die Landschaft ist sehr trocken, Trinkwasser ist auf der Guajira knapp und es herrschen starke Winde. Das einzige Wasser in der Region, kam -bis zur Fertigstellung des Staudamms Cercado im Jahr 2010- von dem Fluss Ranchería. Seit diese Wasserversorgung gekappt ist, sind laut Unicef mehr als 5000 Kinder der Wayúu an Hunger und Durst gestorben, 37.000 sind unterernährt. Statt Wasser, Fischerei und Schiffverkehr, sehen wir nun ein versandetes Flussbett ohne einen einzigen Tropfen Wasser. Das Megaprojekt -so wurde versprochen- sollte der Region zu Wohlstand verhelfen. Acht Jahre später sehen wir eine Region in absoluter Trockenheit.

Die Wayúu sind vor den Interamerikanischen Gerichtshof gezogen, um von der Regierung zu verlangen, sie nicht länger von der Wasserversorgung abzuschneiden. Der Gerichtshof ordnete 2016 an, den Staudamm zu öffnen, um die Bevölkerung mit Wasser zu versorgen. Bis heute ist nichts passiert. Während die Einwohner*innen durchschnittlich über 0,7 Liter Wasser täglich verfügen, entnimmt das private Kohlebergbauunternehmen Carbones del Cerrejón jeden Tag 17 Millionen Liter aus dem Ranchería-Fluss, nur um den Staub auf den Wegen zu befeuchten, die sie für den Abtransport der Kohle benutzen. Die Rechtfertigung für den Bau bestand auch darin Wasser für den Anbau der Monokultur Ölpalmen in neun Distrikten zur Verfügung stellen zu können, bisher war der Hauptnutznießer allerdings die private Firma Carbones del Cerrejón.

Der Fotograf Santiago Vasquez* macht mit seiner Fotoreportage „Das sind die Niemande“ aus La Guajira die Krise der Marginalisierung, des Vergessen und Landraubs sichtbar. Hier ist der Reichtum nichts mehr, als der Auslöser für Armut, die den Wohlstand der anderen ermöglicht. Die Bewohner*innen sind die Niemande, die auf ihrem eigenen Boden im Exil leben.

 

“(…) Die Niemande: Kinder von niemandem, Besitzer von Nichts

Die Niemande und die Verachteten, die Hunger erleiden und deren Leben stirbt, für immer verdammt

Die nicht sind, obwohl sie sein sollten. Die keine Kunst machen, sondern Kunsthandwerk.

Die keine Kultur leben, sondern Folklore. Die keine Menschen sind, sondern menschliche Ressourcen.

Die kein Gesicht haben, sondern Arme. Die keinen Namen haben, sondern Nummern.

Die in der Weltgeschichte nicht auftauchen, sondern in der lokalen Regenbogenpresse.”

Eduardo Galeano

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

*Fotograf des Kollektivs Zona Publica und Student der Politikwissenschaft an der Universität Valle.

Filmtipp:

Doku „El rio que se robaron“ von Gonzalo Guillén

Trailer:

Doku über den Kohleabbau El Cerrejón in La Guajira

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