Ayotzinapa: Forensiker demontieren „historische Wahrheit“

(Oaxaca, 9. Februar 2016, educa/la jornada/poonal).- Das Team Argentinischer Forensiker*innen EAAF (Equipo Argentino de Antropología Forense) hat keinen biologischen und physischen Nachweis gefunden, aus dem sich schließen ließe, dass die 43 in der Stadt Iguala verschwundenen Studenten aus Ayotzinapa auf einer Müllkippe verbrannt wurden. Genau dies hatten jedoch Regierung und Generalstaatsanwaltschaft behauptet. In ihrem am Dienstag, 9. Februar vorgestellten Bericht erklärte das EAAF, dass es auf der städtischen Müllkippe von Cocula zwar diverse Brände gegeben habe und sich die sterblichen Überreste von mindestens 19 Menschen identifizieren ließen. Dennoch konnten sie keinen Nachweis dafür finden, dass diese Überreste zu den Studenten aus Ayotzinapa gehörten.

„Wir können die Hypothese nicht unterstützen, wonach es im Morgengrauen des 27. September 2014 ein so großes und so lang anhaltendes Feuer gegeben haben soll, das zu einer massenhaften Einäscherung der 43 verschwundenen Studenten geführt haben soll“, heißt es in dem Gutachten, das im Beisein von Anhehörigen und deren Anwält*innen vorgestellt wurde. Zwischen den auf der Müllkippe sichergestellten Spuren und den verschwundenen Studenten gebe es keinen wissenschaftlich belegbaren Zusammenhang. Auch lasse sich kein Zusammenhang zu dem bislang einzigen identifizierten Studenten, Alexander Mora Venancio, nachweisen. Dessen Überreste sollen laut Staatsanwaltschaft am Río San Juan gefunden worden sein. Für das Gutachten hatte ein Team von 26 Expert*innen fast ein Jahr lang Untersuchungen angestellt.

Damit widerlegt nun schon der zweite internationale Bericht die von der mexikanischen Regierung von einem Jahr als „historische Wahrheit“ verbreitete Schlussfolgerung über das, was den Studenten angeblich zugestoßen sein soll. Nach dem Bericht von Sachverständigen der Interamerikanischen Menschenrechtskommission CIDH hatte die Regierung angekündigt, ein drittes Gutachten über die Vorkommnisse auf der Müllkippe von Cocula in Auftrag zu geben. Dies ist jedoch bis heute nicht geschehen und wird von den Angehörigen auch als „absolut unnötig“ abgelehnt. Dies würde lediglich von den weiteren Ermittlungen ablenken, die von der unabhängigen Expert*innenkommission GIEI empfohlenen worden sind. Die Angehörigen betonten, dass die „historische Wahrheit“ über die Geschehnisse von Iguala von dem Gutachten des EAAF „in Stücke gerissen“ worden sei.

 

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